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Constantine

Constantine

Titel: Constantine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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brauchte sie doch Hilfe im Haus.
    Als Solange nicht reagierte – schließlich schrie man im eigenen Haus nicht herum –, polterten Schritte die baufälligen Treppen herauf.
    »Mrs Bettencourt?« Oh, wie sie das hasste. Und dann fing diese Person auch noch an, gegen ihre Tür zu hämmern.
    »Was ist?«, fragte sie und öffnete die Tür.
    »Hier ist jemand, der Sie sehen möchte.«
    Solanges Magen zog sich zusammen. Polizei vielleicht? Bislang hatte niemand sie mit Fragen behelligt, nachdem sich die junge Frau ins Meer gestürzt hatte. Aber mit Sicherheit würde sich jemand diesen Fall näher ansehen.
    »Wer?«
    »Eine Frau namens Brianna Dare.«
    Das Blut wich ihr aus dem Kopf, und ihr wurde schwindelig. »Was?«
    »Ich weiß, es ist spät«, sagte Gabby, die Solanges Entsetzen missdeutete. »Aber sie scheint ein nettes Mädchen zu sein. Und sie ist extra aus Florida hierhergekommen, um Sie zu besuchen.«
    »Mich?« Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut.
    »Sie sagt, sie arbeitet an einem Ahnenforschungsprojekt über die Familie Bettencourt. Es tue ihr leid, dass sie so spät noch auftaucht, aber sie sei gerade erst auf der Insel angekommen.« Gabby machte ein beflissenes Gesicht. »Lassen Sie sie doch für eine Minute herein.«
    Warum sollte sie das wohl tun? Brianna Dare war der letzte Mensch auf der Welt, mit dem sie reden wollte – von Jaeger vielleicht einmal abgesehen.
    »Sagen Sie ihr, ich komme gleich.« Sie entließ Gabby mit einer Handbewegung und verriegelte dann die Tür, atmete tief durch und überlegte.
    Mit einem Drink würde das besser klappen. Sie ging ins Badezimmer und holte die Flasche Jameson Whiskey heraus, die unter dem Waschbecken versteckt war, goss einen großzügigen Schluck in ein Glas und trank es in einem Zug aus. Dann wusch sie sich den Mund mit Mundwasser aus und betrachtete ihre von dunklen Ringen unterlaufenen Augen im Spiegel.
    Hundertfünfzig Jahre lang hatte das Zepter unter dieser Steintreppe gelegen, ohne dass jemand etwas davon geahnt hatte. Dann hatte Malcolm Dare davon erfahren, aber sie hatte die Angelegenheit bereinigt. Als Ana es gesehen hatte, hatte sie sich auch darum gekümmert.
    Und jetzt war auch noch eine seiner Töchter in das Geheimnis eingeweiht? Damit hatte sie nicht gerechnet. Musste sie sich schon wieder etwas einfallen lassen?
    Diesmal aber würde sie ein wenig subtiler und raffinierter vorgehen.
    Sie öffnete ihren Kleiderschrank auf der Suche nach einem Outfit, das dieser Frau gleich klarmachte, mit wem sie es zu tun hatte. Das Chanel-Kostüm war genau das Richtige. Nachdem sie sich angezogen hatte, durchschritt sie den Raum, als wäre es immer noch ihr Tausend-Quadratmeter-Penthouse in Manhattan und nicht ein dreihundert Jahre alter umgebauter Kuhstall auf den Azoren, und balancierte vorsichtig die schief getretenen Stufen hinunter.
    Als sie den Salon betrat – wenn man das Zimmerchen überhaupt so bezeichnen konnte –, stand eine junge Frau auf.
    »Mrs Bettencourt«, sagte die Fremde, und ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem hübschen Gesicht. »Vielen Dank, dass Sie mich empfangen haben. Ich weiß, es ist spät, aber es war nicht ganz einfach, hierherzukommen. Es ist wirklich ein bisschen abgelegen, nicht wahr?«
    Solange sah sie nur schweigend an und deutete ein herablassendes Lächeln an. »Wie war noch mal Ihr Name?«
    »Oh, Verzeihung.« Sie streckte ihre Hand aus. »Ich bin Brianna Dare. Ich wäre natürlich lieber morgen früh zu einer anständigen Zeit hierhergekommen, aber leider gibt es auf der ganzen Insel kein Hotel.«
    »Ich weiß.«
    »Also jedenfalls …«
    Solange hatte nicht vor, es ihr leicht zu machen, indem sie auf ihren Plauderton einging. Mit etwas Glück würde ihre abweisende Kälte das Mädchen abschrecken. Leider schien sie nicht im Mindesten schreckhaft zu sein, sondern eher forsch und voller Neugier.
    »Ich bin hierhergekommen«, fuhr die junge Frau fort, »weil ich an einem Ahnenforschungsprojekt über die Bettencourt-Familie hier auf den Azoren arbeite.«
    »Hm.«
    »Sie sind doch eine Bettencourt?«
    »Durch Heirat.«
    »Trotzdem tragen Sie den Namen.« Das Mädchen schob ihre Hände in ihre engen Jeans und setzte ein gewinnendes Lächeln auf. »Tja, und ich bin eine Dare.«
    Solange reagierte nicht.
    »Sagt Ihnen der Name nichts?«
    »Nein.« Solange hob die Augenbrauen. »Was genau suchen Sie hier, Ms Dare?«
    »Ein paar Antworten auf ein sehr, sehr altes Rätsel. Offenbar hatten mein

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