erschien die Nachricht einer
[email protected]. Sie las die Betreffzeile laut vor: »
Eine Nachricht von Ihrer Schwester
. Na endlich!«
»Mein Name ist Gabrielle Roberts, ich arbeite in dem Haus auf Corvo, wo Ihre Schwester zurzeit wohnt.«
Sie hielt inne, um zu ihm aufzusehen.
»Alle Wege führen nach Corvo«, sagte er leise, ohne den Blick von der Mail zu nehmen.
»Sie hat keinen Zugang zu E-Mail oder Telefon, deshalb hat sie mich gebeten, Ihnen zu schreiben, dass es ihr gut geht und dass sie an Aramis arbeitet …
Offenbar führen alle Wege auch zu Aramis«, unterbrach sie sich selbst und las dann weiter:
»Sie vermisst Sie wirklich. Das hat sie mir nicht aufgetragen, aber Corvo ist für Amerikaner ziemlich einsam.«
Hinter ihnen piepte das Faxgerät. Während sie die Mail noch einmal las, nahm Con die Schreiben aus der Bullet-Catcher-Zentrale entgegen. Wortlos legte er die drei Seiten Notizen und das Ladungsverzeichnis vor Lizzie auf das Keyboard.
»Willst du wirklich drei Tage warten und zweitausend Dollar ausgeben, um nach Lissabon zu fliegen, von dort aus nach Teirceira und dann nach Corvo? Wenn wir den Jet nehmen, kannst du morgen mit deiner Schwester zu Abend essen.« Wer wedelte mit den Blättern. »Ihr zwei habt euch viel zu erzählen.«
Ergeben ließ sie die Schultern sinken. »Du hast gewonnen, Con.«
Er beugte sich vor, legte den Mund an ihr Ohr und tat, was er schon vom ersten Moment an am liebsten getan hätte – er küsste sie. Ihr Körper spannte sich an bei der Berührung. »Nein«, sagte er. »Wir haben beide gewonnen.«
19
»Das ist der letzte Ort der Welt, wo ich meine Schwester vermutet hätte«, sagte Lizzie, während sich die
Gulfstream
über zerklüftetem Vulkangestein und schaumgekrönten Ozeanwellen in die Kurve legte. »Ich meine, sie liebt das Abenteuer – aber sie liebt auch Clubs, Restaurants, Läden … und Menschen.«
»Dann muss es einen zwingenden Grund dafür geben, dass sie hier ist.« Con saß ihr in einem der Ledersessel gegenüber. Das Panorama würdigte er keines Blicks, stattdessen sah er sie an, genauso wie in den vergangenen sieben Flugstunden über dem Atlantik und überhaupt, seit er wieder aufgetaucht war.
Lizzie versuchte seinem stahlblauen Blick auszuweichen, aber das war unmöglich. Er hatte sich an sein Versprechen gehalten und sich darauf beschränkt, ihr alle Steine aus dem Weg zu räumen. Nur dass er eben immer noch genauso attraktiv war wie am Anfang, als sie noch nicht wusste, dass er für Judd Paxton arbeitete.
Aber an den Schatz kam er nicht heran, und da er wirklich sehr hilfreich sein konnte, fand sie sich mit seiner Gesellschaft ab. Dabei versuchte sie angestrengt, nicht seiner Wirkung zu erliegen. Sie zwang sich, wieder aus dem Fenster zu sehen und die faszinierende Aussicht zu betrachten, die grünen Hügel mit den vereinzelten weißen Steinhäusern, die allesamt mit den gleichen korallenroten Dachziegeln gedeckt waren.
Der Flugplatz wurde an zwei Seiten vom Meer begrenzt; selbst dem abgebrühtesten Piloten musste bei der Landung der Schweiß ausbrechen. Bree war wahrscheinlich begeistert gewesen.
Lizzie blätterte die Papiere noch einmal durch. Ihre Schwester konnte diese Informationen nicht gehabt haben. Welche Spur hatte sie hierhergeführt? War sie wirklich den vagen Angaben der Genealogin gefolgt?
»Bist du ganz sicher, dass sie hier ist?«, fragte sie erneut.
»Der Zoll ist angewiesen, uns Einblick in die Flugdaten zu gewähren, falls dich das beruhigt.«
Auf jeden Fall, so wie überhaupt alles, was er für sie tat. Sie kam sich vor wie in einem Agententhriller; unglaublich, was er alles möglich machen konnte: Er hatte nicht nur Briannas Reisepläne bestätigt – dass sie nach Lissabon, von dort aus nach Terceira, einer anderen Insel des Archipels, und von dort aus nach Corvo geflogen war –, sondern auch die E-Mail-Absenderin Gabrielle Roberts identifiziert. Die Frau, die Lizzie geschrieben hatte, war fünfzig, geschieden und stammte aus Indianapolis; sie war in Europa herumgereist und wohnte derzeit auf Corvo – was die E-Mail glaubwürdig machte. Und schließlich hatte er einen luxuriösen Privatjet aus dem Ärmel gezaubert, der sie förmlich auf die Insel gebeamt und ihr wertvolle Zeit gespart hatte.
Doch das Beste war, dass Con ihr das Ladungsverzeichnis der
El Falcone
besorgt hatte.
Sie konnte immer noch nicht glauben, dass das Dokument echt war. Und doch lag es hier auf ihrem Schoß, fast den gesamten Flug hatte