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Constantine

Constantine

Titel: Constantine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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anderen Häuser waren von der Straße aus zu sehen, doch ihres war vollkommen zugewuchert.
    Als er das Grundstück erreichte, hörte er einen gedämpften Schrei und erstarrte kurz, um dann sofort loszuspurten. Ohne auf die spitzen Dornen zu achten, die ihm Haut und Arme zerkratzten, riss er das Gestrüpp weg, das ihm den Weg versperrte. Hinter dem Haus angekommen, entsicherte er seine Glock und duckte sich unter den Fenstern hindurch, damit ihn der Eindringling nicht kommen sah.
    Plötzlich herrschte Stille. Keine Stimmen, kein Kampf. Wer auch immer da drin war, blieb stumm.
    Oder hatte sie bereits umgebracht.
    Geduckt und mit vorgehaltener Waffe spähte er durch ein Fenster und blickte in ein menschenleeres Büro. Sie musste im Nachbarraum sein – das Fenster war etwa drei Meter entfernt. Er bahnte sich geschickt einen Weg dorthin und ging in Lauerstellung, doch Jalousien behinderten die Sicht.
    Da schrie Lizzie erneut, hilflos und in panischem Entsetzen. Das Fenster war verriegelt, deshalb nahm er die Glock und schlug es mit einem beherzten Schwung ein, dann packte er die Jalousie, riss sie kurzerhand aus ihrer Verankerung und streckte seine Waffe durch die geborstene Scheibe. Lizzie stand auf dem Bett, flach gegen die Wand gedrückt, und ihr Blick ging flackernd zwischen Fenster und Bett hin und her, wo eine tödliche Korallenotter ihren Kopf hob und sie anzischte.
    »Keine Panik, Lizzie – ich hab sie.«
    Er drückte den Abzug, und der Schlangenkopf zerbarst in Fetzen.
    Dann schlug er rasch das restliche Fenster ein, warf sich gegen den Holzrahmen und hechtete mit einer Vorwärtsrolle in den Raum.
    Gerade als er wieder auf die Füße kam, brach Lizzie zusammen. Er hob sie auf und trug sie, zitternd in seinen Armen, zum Sofa im Wohnzimmer, wo er sich neben sie kniete und ihr das Haar aus dem bleichen, tränennassen Gesicht strich.
    Sein Herz pochte heftig. Wie verdammt nahe sie dem Tod gewesen war! Er konnte nicht anders, als sie auf die Stirn zu küssen, und sie wehrte sich nicht.
    Als der Schock allmählich abebbte, schloss sie seufzend die Augen. »Wenn du nicht aufgetaucht wärst, wäre ich …« Sie riss die Augen wieder auf. »Was machst du überhaupt hier?«
    Er lächelte. »Keine Ursache.«
    »Danke – wirklich, ich meine das ernst. Aber wir sind fertig miteinander. Es ist vorbei. Ich habe der Küstenwache alles zu Protokoll gegeben, und Paxton hat die Expedition abgebrochen. Wir sind fertig.«
    Noch nicht ganz, Lizzie
. »Ich kann dich nicht einfach so ziehen lassen.«
    Mit zweifelnder Miene betrachtete sie sein Gesicht. »Oh doch. Du hast für den Mann gearbeitet, den ich ruinieren wollte. Dort ist die Tür. Aber … pass auf, dass dir nicht noch mehr Schlangen auf dem Weg begegnen.«
    »In einem Punkt hast du recht: Der Job ist erledigt. Ich bin nicht im Auftrag von Paxton oder sonst wem hier. Ich habe dich gesucht, weil ich dich wiedersehen wollte.«
    Für einen Sekundenbruchteil glaubte sie ihm, das verriet ihm ihr Mienenspiel. »Ich habe die Sachen nicht.«
    »Deshalb bin ich nicht hier.«
    Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick.
    »Jedenfalls ist das nicht der einzige Grund«, gab er zu und strich ihr übers Haar. »Ich wollte dich wirklich wiedersehen.« Und das stimmte auch.
    »Ich habe die Sachen nicht«, wiederholte sie.
    Aber sie wusste, wo sie sich befanden. »Ich hab’s kapiert.« Er lächelte und rieb ihr mit dem Daumen die Wange; das fühlte sich schön an, zumal sie ihn nicht abwehrte. »Wo sind sie?«
    »Geht dich nichts an.«
    Und ob. »Lizzie, ist dir eigentlich klar, dass du in Gefahr schwebst?«
    Zwischen ihren Augen bildete sich eine Furche. »Was meinst du damit? Ist Paxton nicht in Untersuchungshaft?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Wie ist überhaupt die Schlange hier hereingekommen? Alle Fenster sind geschlossen.«
    »Meinst du, jemand hat sie hereingebracht? Um mir Angst einzujagen?«
    »Nein. Um dich zu töten. Hast du in dem Bett gelegen?«
    »Ich habe mich kurz hingelegt, nach all dem …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist absurd. Warum sollte mich jemand umbringen wollen?«
    »Wer weiß, dass du das Zepter hast?«
    »Erstens habe ich es nicht. Du brauchst auch gar nicht weiter zu fragen, ich werde es dir nämlich nicht verraten. Und in Gefahr bin ich bald auch nicht mehr, denn ich werde verreisen.«
    »Wohin?«
    Sie setzte zu einer Erklärung an, überlegte es sich dann aber anders. »Das brauchst du nicht zu wissen.«
    »Sag’s mir.« Er würde mit ihr gehen.

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