Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
die Zugänge konnten seit Jahren nicht mehr aufgefunden werden. Der Sage nach sollen die Herren der Hessmühle und der Burg Limberg Brüder gewesen sein.«
»Diese Legende kenne ich noch aus Kindertagen. Wir Jungs haben auf dem Limberg danach gesucht, sind in jeden Spalt gekrochen, haben die Felsenkeller in der Schwanzgasse erforscht, aber nichts. Vermutlich ist das nur das Gerede von alten Leuten, um sich das Leben spannender zu machen.«
»Oder um Kinder wie euch zu beschäftigen.« Esther grinste. »Wo ist die Burg Limberg?«
»Diese Burg ist schon seit über tausend Jahren verschwunden. Nur die Schwedenschanzen und der dazugehörige Grüne See bezeugen, dass es dort mal eine gab.«
»Es wäre doch möglich, dass es diesen Gang gibt«, spekulierte sie.
»Willst du hier auf Schatzsuche gehen oder einen Fall aufklären?«
»Unser Mörder könnte in unterirdischen Gängen leben, von denen keiner weiÃ, dass sie existieren. Er kommt nur in der Dunkelheit heraus, wenn er wieder Blutdurst spürt.«
»Jetzt hab ich die Lösung!«, jubelte Schnur mit erhobenem Zeigefinger. »Ein Maulwurf! Er lebt unterirdisch, ist in der Regel ein Einzelgänger, reagiert aggressiv auf andere und ist nachtaktiv. Das bestätigt alles, was wir bisher herausgefunden haben.«
Damit war das Thema für Jürgen Schnur beendet. Der langweilige Trott setzte sich fort.
Am Nachmittag kam ein Bericht, der ihre Lethargie vertrieb.
»Das Team der Spurensicherung hat in einem Baum vor der Scheune ein Projektil gefunden. Die Kugel stammt aus Eduard Zimmers Waffe«, las sie die E-Mail vor.
»Das ist ja mehr als interessant. Fünfzehn Jahre galt diese Waffe als verschollen. Jetzt taucht sie im Zusammenhang mit zwei Morden auf.«
»Es ist aber noch nicht bewiesen, dass diese Kugel etwas mit dem Tod von Markus Darren zu tun hat«, las die Polizeibeamtin weiter aus der elektronischen Nachricht vor.
»Das Ergebnis müssen wir natürlich abwarten. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass Bernd Schumacher mit dieser Waffe auf dem Berg gewildert hat.«
»Willst du damit auf deine Theorie ansprechen, Steiner habe Bernd Schumacher beim Wildern erwischt und hingerichtet?«, fragte sie.
Schnur schüttelte verneinend den Kopf. »Ich habe eine neue Theorie, die immer wahrscheinlicher wird.«
»Du machst mich neugierig.«
»Der Boss war der einzige, der Bernd Schumacher im Knast besucht hat. Also wusste er auch, was sein Vetter vorhatte, als er in seine alte Heimat zurückkehrte.«
»Ja und?«
»Vielleicht waren sie dort oben auf dem Berg verabredet.«
Esther erkannte sofort Schnurs Gedankengang und sprach ihn aus: »Markus Darren war auf dem Limberg, als Bernd Schumacher getötet wurde. Er hat alles gesehen.«
»Der Mann, der zuviel wusste«, fügte Schnur an. »Aber wie passen die Ãberfälle auf Rolf West in diese Theorie? Wer greift einen arbeitslosen Säufer an, der nichts anderes tut, als im Dorf Hetzparolen zu schwingen?«
»Ich weià ja, dass Rolf West und Co deine Jugendfreunde sind«, begann sie vorsichtig. »Trotzdem habe ich alle überprüft. Was dabei herauskam, war wirklich interessant.«
»Was hast du herausgefunden?«
»Rolf West hat im betrunkenen Zustand ein Kind aus dem Dorf angefahren und ist geflüchtet. Dabei wurde er gesehen und angezeigt. Wenn er sich da mal keine Feinde im Dorf gemacht hat.«
»Was bekam er dafür?«
»Führerscheinentzug und Entzug seines Jagderlaubnisscheins.«
»Ein mildes Urteil«, brummte Schnur. »Wie lange liegt das Ereignis zurück?«
»Zehn Jahre.«
»Deshalb überfällt ihn heute keiner mehr.«
Trotzig erwiderte sie: »Deine Jugendfreunde haben alle Dreck am Stecken. Deshalb ist es nicht auszuschlieÃen, dass sie etwas mit dem Tod vom Boss zu tun haben.«
»Das glaubst du nicht wirklich.«
»Doch! Mein Verdacht ist, dass die Trunkenbolde den Falschen ermordet haben. Als sie feststellten, dass sich Steiner bester Gesundheit erfreute und stattdessen Markus Darren tot in der alten Scheune lag, begannen die vielen Ãberfälle auf ihn. Aber mit Steiner haben sie sich den falschen Gegner ausgesucht. Er ist ein Ex-Bulle, also weià er, wie er sich schützen kann.«
»Genug der Lobeshymnen«, bremste Schnur sofort ihren Eifer. »Steiner ist kein Heiliger. Warum hat
Weitere Kostenlose Bücher