Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
besuchen.«
»Das steht noch nicht fest. Warum?«
»Dann musst du gut auf ihn aufpassen, denn nicht nur wir haben in der Vergangenheit mal was ausgefressen. Da gibt es noch ganz andere.«
Schnur horchte auf. Die Ãberraschungen wollten an diesem Nachmittag nicht mehr enden.
»Du willst uns gegeneinander ausspielen. Aber es gibt hier im Dorf noch echte Schweine. Auf die solltest du achtgeben.«
»Mach es nicht so spannend«, schimpfte Schnur. Es störte ihn, dass der kleine, gelbe Mann mit dem wackelnden Kopf etwas wusste, was für ihn wichtig sein könnte.
»Finde lieber heraus, wo sich Ernst Barbian herumtreibt, während dein Sohn in Wallerfangen ist. Der ist zweimal geschieden. Aber nicht, weil er zu viele Frauen liebt, sondern weil er seine eigenen Söhne liebt, solange sie noch jung und unverbraucht sind.«
Also doch! Ernst Barbian war erpressbar, erkannte Schnur sofort. Aber das tat hier nichts zur Sache. Er bearbeitete einen anderen Fall: »Hier geht es nicht um kleine Jungen â hier geht es um Mord an erwachsenen Männern.«
»Wenn wir schon fleiÃig beschuldigen, sollten wir Otto Siebert nicht vergessen«, meldete sich Helmut Brack wieder zu Wort. »Er hat Eduard Zimmer gefunden, seine Blaser R 93 aber nicht. Wie kann ein Selbstmörder nach seinem Tod die Waffe verschwinden lassen?«
»Otto Siebert hat keinen Grund, eine wertvolle Waffe zu stehlen, um dann damit zu töten. Er macht sich nicht die Hände schmutzig, er ist steinreich und hat alles, was er will.«
»Sein Sohn muss ganz schön daneben sein. Ob er das wirklich will?«
»Was willst du damit erreichen?« Damit reagierte Schnur anders als die Kneipenbrüder erwartet hatten. »Willst du den Verdacht von euch ablenken?«
»Von uns?«, brüllte Rolf West so laut, dass Schnur befürchtete, sein Trommelfell wäre geplatzt. »Was für einen Grund sollten wir haben, den Boss zu töten? Er war einer von uns.«
»Es geht hier nicht um den Boss. Es sieht alles danach aus, als sei er nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Der Schuss galt Harald Steiner.«
»Und warum sollte ich den Kerl um die Ecke bringen?«, fragte Rolf West hartnäckig. »Ich wünsche ihn zwar auf den Mond, aber dafür begehe ich doch keinen Mord.«
»Du wünschst den Mann auf den Mond, der dir das Leben â¦Â«
Wieder wurde er von Rolf West unterbrochen: »Wir wissen, dass du dich auf Steiners Seite geschlagen hast. Warum stehst du überhaupt noch hier herum? Geh zu ihm und halte ihm Händchen! Dann siehst du ja, wer es wirklich auf ihn abgesehen hat. Aber lass uns in Ruhe!«
Schnur erkannte, dass er mit seiner üblichen Methode nicht weiterkam. Also versuchte er es anders.
»Die Idee ist gar nicht schlecht. Ich lasse euch in Ruhe, warte einfach ab und sammle anschlieÃend das ein, was von euch noch übrig ist. Soll ich euch Fotos vom Boss mitbringen, wie er dort in den Gewölben unter der Scheune aussah?«
Betretenes Schweigen trat ein.
Schnur drehte sich auf seinem Barhocker um und schaute in die Runde. Alle studierten eingehend den Inhalt ihrer Biergläser.
Da saÃen die Männer, die vor fast vierzig Jahren seine Freunde waren. Ihre Vorgeschichten verrieten, dass sie nicht zimperlich mit dem Gesetz umgingen. Aber, war einer von ihnen fähig zu töten?
Arthur Winter war der Dorftrottel, der ein Dealer sein wollte, dabei sein bester Kunde wurde. Aber traute er ihm zu, Bernd Schumacher geköpft zu haben? Der kleine Mann hatte schon Mühe genug, dass sein eigener Kopf nicht von allein abfiel, so wackelte er.
Und Rolf West? Er nahm es mit den Vorschriften nicht so genau. Sein Vergehen war, dass er einfach weiterfuhr, nachdem er ein Kind angefahren hatte. Für Tiere hatte er immer das Herz am rechten Fleck. Aber für Menschen?
Helmut Brack durfte er auch nicht unterschätzen. Ein gescheiterter Polizist, der sein eintöniges Leben mit Fallenstellen auffrischte und dabei Menschen verletzte. Die Holzspaltmaschine könnte durchaus als tödliche Falle betrachtet werden. Die Klosterruine ebenfalls, wenn man bedachte, wie stabil der Boden aussah, dabei jedoch zerbrach wie brüchiges Glas. Schnur erinnerte sich an seine Begegnung mit Helmut Brack am Fundort von Markus Darrens Leiche.
Siegmund Gerstner, ein alter Mann, der seine Finger nicht von jungen Mädchen lassen konnte, schied aus. Peter
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