Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
Schnur die Stille im Wagen.
Steiner berichtete ihm haarklein von seiner Begegnung mit Rolf West.
Schnur ahnte, dass für ihn die Nacht zu Ende war.
»Das Team der Spurensicherung wird alles untersuchen, ob es Hinweise auf den Pyromanen gibt. Mit Rolf werde ich sprechen. Der alte Saufkopf ist nicht gerade kooperativ. Trotzdem traue ich ihm so eine raffinierte Falle nicht zu. Wie du schon mal berichtet hast, wurde Rolf vor deinem Haus überfallen und um ein Haar getötet. Vielleicht wollte das Phantom sein Versäumnis nachholen.«
Steiner nickte und fügte hinzu: »Das kannst du feststellen, indem du herausfindest, von wo der angebliche Anruf kam.«
»Danke! Wie gut, dass du mir das sagst. Von allein wäre ich niemals auf die Idee gekommen. Damit dein schlaues Köpfchen mir noch lange erhalten bleibt, lässt du dich vom Krankenwagen ins Krankenhaus nach Dillingen fahren. Ich will sichergehen, dass du keine Rauchvergiftung hast.«
Bevor Steiner protestieren konnte, war Schnur aus seinem Wagen ausgestiegen und machte sich auf den Weg zu Rolf West.
Kapitel 23
Trübes Novemberlicht herrschte vor den Fenstern des Versammlungsraums. Regen lief in langen Schlieren die Scheiben hinunter, Nebel ermöglichte eine Sicht von wenigen Metern, bevor sich alles im grauen Einheitsbrei verlor. Der Duft von Kaffee und frischen Croissants erfüllte den Raum, was alle Kollegen die düsteren Tagesverhältnisse vergessen lieÃ. Mit dampfenden Kaffeetassen auf dem ovalen Tisch warteten sie geduldig auf Jürgen Schnur. Sogar Theo Barthels aus dem Labor und der ehemalige Hautkommissar Norbert Kullmann waren anwesend, was die Spannung erhöhte. Obwohl es Samstag war, gab es nicht den geringsten Protest. Im Gegenteil: Alle brannten vor Neugier, wie Schnur seine erste Versammlung leiten würde. Die Aufregung wuchs mit jeder Minute, bis endlich die Tür aufging und der neue Dienststellenleiter in Begleitung der Staatsanwältin Ann-Kathrin Reichert eintrat.
»Guten Morgen«, grüÃte Schnur in die Runde. An Kullmann gerichtet fügte er an: »Schön, dass du auch gekommen bist. Ich werde nämlich auf deinen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen müssen.«
Kullmann entgegnete: »Das höre ich gern.«
Jürgen Schnur setzte sich ans Kopfende des Tisches und berichtete von dem Anschlag auf Steiner in der letzten Nacht.
AnschlieÃend forderte er den Leiter der Spurensicherung auf, einen Bericht abzugeben.
Theo Barthels nickte, wobei keinem entging, wie groà seine Ãhnlichkeit zu dem früheren Politiker Theo Weigel geworden war. Sein Haar wurde immer heller, seine Augenbrauen immer buschiger, im Kontrast zum Haupthaar wirkten sie fast schwarz. Wenn er die Stirn runzelte, sahen die Brauen wie zusammengewachsen aus. Seine Augen darunter blitzten hellwach. So auch jetzt, als er zu sprechen begann: »Beim Brandanschlag heute Nacht konnten wir auÃerhalb der Scheune nur den Brandbeschleuniger finden. Sonst nichts. Der Regen hat viele Spuren weggewischt.«
»Welcher Brandbeschleuniger wurde eingesetzt?«, fragte Schnur.
»Isopropylalkohol.«
»Seltsam«, staunte die Staatsanwältin. »Ich dachte, das nehmen Ãrzte zum Desinfizieren.«
»Vielleicht suchen wir keinen Brandstifter, sondern einen Sauberkeitsfanatiker, der die alte Scheune von Ungeziefer befreien wollte«, schlug Schnur schmunzelnd vor.
»Wer kommt an Isopropylalkohol heran?«, fragte Anke.
»Jeder«, kam es von Erik. »Das Zeug wird im Internet zu Spottpreisen verhökert.«
Theo Barthels sprach weiter: »Wir sind gerade dabei, die Innenräume zu untersuchen. Anhand der Spuren können wir feststellen, ob sie sich mit den Aussagen der beiden Betroffenen decken.«
Schnur nickte. »Und das Telefonat?«
Esther antwortete: »Ein Prepaid-Handy, zugelassen auf Markus Darren.«
Das Staunen der Kollegen war groÃ.
»Das müssen wir orten«, wies Schnur sofort an.
»Schon veranlasst«, gab Esther zurück. »Ãber GPS konnte es vor einer Stunde gefunden werden. Es lag in einer Mülltonne am Hoflimberg.«
»Das gibt es doch nicht«, schimpfte Schnur. »Da will einer Steiner mit aller Macht ans Messer liefern.«
»Was macht dich so sicher, dass Harald Steiner unschuldig ist?«, fragte Erik.
»Du hast ihn heute Nacht nicht gesehen. Er sah übel zugerichtet aus und ist nur knapp den Flammen entkommen.
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