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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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Jonathan.
      „Nicht für lange“, höhnte der Narbige. Dann stand er auf. Mit jedem Atemzug wuchs die alte Kraft in seinen Gliedern an, schlossen sich die Wunden, richteten sich gebrochene Rippen, während sein Blick Jonathan fixierte.
      Noch immer spürte er die Präsenz der Mächte, doch war da jetzt noch etwas. Eine vertraute und geliebte Seele sank in sein Bewusstsein. Dann hörte er die leise Stimme Miriams: „Kein Mensch kann die Kreatur töten, die der Narbige ist, Bruder. Aber die Mächte können es! Doch bedürfen sie die Arme eines Sterblichen. Bring’ es zu Ende – tu es!“
      Damit war der Geist Miriams verschwunden. Zugleich änderte sich Jonathans Wahrnehmung, die felsigen Wände der Stollen traten aus den Nebeln hervor und die Konturen der Mächte verblassten. Nur der Narbige blieb, dessen Verletzungen nun beinahe vollständig verheilt waren.
      „Nun, willst du es noch mal versuchen?“, feixte er.
      Plötzlich wusste Jonathan, was er zu tun hatte und ohne länger zu zögern, packte er den Gegner, achtete nicht auf die Schläge die auf sein Gesicht prasselten, presste den Leib des anderen an sich und rannte los.

 
    Frank und Ben hatten alles für den Aufbruch organisiert. „Beeilt euch. Ich möchte noch einige Meilen zurücklegen, bevor der Vulkan ausbricht“, trieb Frank die erschöpften Männer an. Selbst die Holzfäller langten kräftig mit zu, zumindest die, welche von den Wölfen verschont geblieben waren.
      In knappen Sätzen hatte Jeff Ben von den Ereignissen bei der Mine erzählt und schweigend hatte der Deputy-Marshall bis zum Ende zugehört. Dann sagte er: „Du bist ein verdammter Narr, Jeff. Halt, sag kein Wort, sonst vergesse ich mich. Danke deinem Schöpfer dafür, dass du verletzt bist, ansonsten würdest du mich jetzt kennen lernen. Ich habe die Verantwortung über euch und ich dulde keine Alleingänge – verstanden!“
      Streng blickte er in Jeffs Gesicht. Deutlich war dem anzusehen, dass er gern dagegen geredet hätte, doch als er den Kopf senkte und ergeben nickte, sagte Ben: „Nun gut, dass mit Jim Boxner und seinen Leuten behältst du vorerst für dich. Zumindest, bis wir in Sicherheit sind. Ich traue den Holzfällern noch immer nicht übern Weg und wer weiß, auf was für dumme Gedanken die kommen, wenn sie hören, dass ihr Boss tot ist. Ruh' dich aus, du kannst sowieso nichts tun – außer beten, dass wir rechtzeitig aus der Gefahrenzone kommen.“ Damit wandte er sich ab und half dabei, die Verwundeten und Proviant auf die Schlitten zu verstauen. Obwohl sie auf die Hunde und Maultiere der Holzfäller zurückgreifen konnten, mussten sie dennoch gründlich abwägen, was zurückblieb und was verladen wurde. Schlitten um alle Verwundeten und die gesamte Ausrüstung unterzubringen hatten sie genug, doch anbetracht der großen Zahl Verwundeter fehlte nun jedes Tier, das in dem Heer der Wölfe verschwunden war. So blieb ihnen nichts weiter übrig, als eine Vielzahl nützlicher Dinge zurück zu lassen. Immer öfter bebte die Erde, in kürzer werdenden Abständen, wie die Wehen einer Frau kurz vor der Geburt, aber schließlich brach der beachtliche Trupp doch noch auf.
      „Was denkst du, wann sind wir aus der Gefahrenzone heraus?“, fragte Ben den Prospektor nach einer Weile.
      „Keine Ahnung“, grunzte Frank, dem es schwer fiel, das eingeschlagene Tempo mitzuhalten. Von Sally hatte er erfahren, ab wann sie in Sicherheit sein würden, doch fürchtete er, dass sie es nicht rechtzeitig schafften. Er war froh, dass Ben nicht weiter auf dieses Thema einging.  
      Auch von den übrigen sprach niemand. Nur die Atemzüge der Marschierenden, das Hecheln der Hunde und das Stöhnen der Verwundeten unterbrach die unheilvolle Stille. Kein Laut sonst ertönte, als ob sich jedes Lebewesen von der Hochebene entfernt hatte. Nicht das leiseste Lüftchen regte sich.
      Irgendwann sagte Frank: „Seht, da drüben. Wenn wir es bis zu der Anhöhe schaffen, müssten wir in Sicherheit sein.“
      Plötzlich warfen heftige Erdstöße einen Großteil der Männer von den Füßen, panikartig heulten die Hunde, kreischten die Maultiere, um augenblicklich in Galopp zu fallen, während aus dem Erdinnern ein grauenhaftes Grollen ertönte. Risse und Spalten taten sich auf, heiße, schwefelhaltige Dämpfe schossen empor. Aus den Augenwinkeln sah Ben einen Schlitten und zwei Holzfäller in einen der Risse verschwinden, doch zu sehr war mit sich selbst beschäftigt. Immer neue

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