Coogans Fluch (German Edition)
grenzenlose Weite in der er sich bewegte. Einer namenlosen Umgebung fern der Zeit, aber er war nicht allein.
Näher als je zuvor stand ihm der Narbige gegenüber. Unnatürlich deutlich nahm Jonathan jede Pore im entstellten Gesicht des anderen wahr. Die sie umwabernden Nebel wichen von der Gestalt zurück, als stieß sie die Aura dieses Mannes ab. Auch zwischen den Männern löste sich der Dunst, bildete einen sich verdichtenden Kokon aus feuchter Luft kreisförmig um die Männer, schloss sie ein wie die Tribünen einer altertümlichen Kampfarena.
Tod spiegelte sich in den Augen des Narbigen. Jonathan zögerte nicht, marschierte auf den Feind zu. Plötzlich waren die Männer nicht mehr allein. Vor, hinter, rechts und links von ihnen, ebenso unter ihren Füßen und über ihren Köpfen formten sich Macht verströmende Konturen aus dem Nebel. Konturen, die sich weiter manifestierten, bis Jonathan glaubte, Augen, Nasen und Münder zu erkennen. Ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden wusste er, dass ihnen die Mächte der Himmelsrichtungen sowie der Erde und des Himmels beiwohnten. Ausdruckslos, ohne jegliche Empfindung sahen die Mächte auf sie, dann hatte der Jäger den Narbigen erreicht.
Sengende Hitze schlug ihm entgegen. Seine Hände schienen in die Glut eines Ofens zu greifen, als er den Narbigen beidhändig am Kragen seines Mantels packte. Einen jähen Moment lang schien ihm, als trafen bei der Berührung Eis und Feuer aufeinander, doch schon war die Vision verschwunden und nur das grinsende Gesicht des Narbigen befand sich eine Handbreit vor seinen Augen. Der Schmerzen ungeachtet riss er den anderen heran, rammte seine Stirn gegen dessen Nase, knackend brach der Knochen, kochendes Blut spritzte Jonathan ins Gesicht, raubte ihm für einen Herzschlag die Sicht.
Eine feurige, eisenharte Faust traf seine Stirn, ein schmerzhafter Tritt in seine Kniekehle brachte ihn zum taumeln, dann umklammerten glühende Finger seinen Hals, während er heftig mit dem Rücken zu Boden schlug. Das Gewicht des Feindes auf seinem Brustkorb. Der Geruch brennenden Fleisches stieg in seine Nase. Jonathan hatte das Gefühl als brannten sich ihm die Hände um seinen Hals bis auf den Knochen ins Fleisch. Flirrende Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen, dann rollte die Jahrzehnte alte Wut durch seine Glieder, erreichte seinen Geist und spülte die Schmerzen und die Verzweiflung fort. Er spannte die Muskeln seines Halses an, der Griff der glühenden Finger gab nach, dann entstieg seiner Kehle ein Laut, der nichts gemein hatte, mit dem Laut eines Menschen. Er packte die Hände des Narbigen, nahm sie von seinem Hals als wären es die eines kleinen Jungen. Mühelos richtete sich Jonathan auf, hielt den Gegner wie eine Puppe vor sich. Sein Blick klärte sich und ein an Irrsinn gemahnendes Lachen brach aus ihm hervor, als er den fassungslosen Blick des Narbigen erkannte. Lachend schlug Jonathan zu, zerschmetterte das rechte Jochbein des Feindes. Die Wucht des Schlages trieb den Narbigen rückwärts. Schmerz und Angst gesellten sich zu der Fassungslosigkeit in seinem Blick, als er den nachsetzenden Jäger anstarrte. Wie im Rausch trieb Jonathan mit erbarmungslosen Faustschlägen sein Opfer vor sich her, dessen Gesicht unter den Hieben bald nur noch eine blutige Masse aus Fleisch und Knochen war. Trotzdem spürte er die Mächte, wie sie ihn unablässig und ohne jegliche Emotion beobachteten, doch kümmerte er sich nicht um sie. Mit jedem Treffer, den er landete, jubelte er innerlich auf. Viel zu lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet.
Irgendwann lag der Narbige als zerschlagenes Etwas vor seinen Füßen. Jonathan rang nach Luft, als er endlich innehielt. Trotz der unmenschlichen Prügel hob und senkte sich der Brustkorb des Narbigen unter dessen Atemzügen. Jeder normale Mann wäre schon längst gestorben. Kaum ein Knochen der nicht gebrochen, kein Organ, das nicht gequetscht oder gerissen und trotzdem richtete sich die Kreatur allmählich wieder auf.
Zerfranste Lippen spuckten Blut und Speichel aus einem fast zahnlosen Mund. Röchelnd und mit knackenden Wirbeln ruckte der Kopf des Narbigen nach oben, suchten zugeschwollene Augenschlitze nach dem Jäger. Dann, als sie Jonathan gefunden hatten, verzog sich der Mund zu einem grausigen Grinsen.
„Du kannst mich nicht töten“, röchelte der Narbige, wobei ihm Fäden blutigen Speichels aus dem Mund spritzten.
„Aber ich kann dich zerstören“, erwiderte
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