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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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aber bin ich mir sicher, hier, in dieser Gegend werden sich unsere Wege endlich zum letzten Mal kreuzen.“ Jonathan hob den Kopf, zwingend fixierte er Sallys Blick, dann flüsterte er: „Dieser Mann ist der Mörder meiner Eltern und der Miriams, meiner Schwester.“
      Sally schluckte und senkte den Blick. Ihre Hand tastete nach dem Steckbrief, dann betrachtete sie eingehend das abgebildete Gesicht.
      „Ein sehr altes Bild“, sagte sie. „Auch nicht sehr genau, allerdings diese Narbe - ich glaube nicht, dass es viele Männer mit solch einer Narbe gibt.“
      Jonathan hing angespannt an ihren Lippen, sein Atem beschleunigte, unmerklich zuckten seine Finger.
      „Vor einigen Wochen, bevor dieser unaufhörliche Sturm begann, sah ich in der Stadt tatsächlich einen Fremden mit solch einer Narbe. Jedoch war der bedeutend älter, als der Kerl auf dem Steckbrief, aber er hatte genau so eine Narbe, quer übers Gesicht. Möglich, dass es ihr Mann war, Mister McLeary.“
      Obwohl Jonathan seine Ungeduld kaum noch zügeln konnte und er sich sicher war, dass Sally tatsächlich seinen Narbigen gesehen hatte, sagte er beherrscht: „Sind Sie sich sicher? Der Marshall meinte, dass er den Kerl nicht gesehen hätte.“
      „Wissen Sie, Mister McLeary, das Bild ist sehr oberflächlich und trifft bestimmt auf viele Männer mit kantigem Gesicht und dunklem Haar zu. Ich sagte auch nicht, dass ich mir hundertprozentig sicher bin, Ihren Mann gesehen zu haben. Aber ich weiß genau, dass er diese Narbe hatte. Und was Pete angeht, der kann auch nicht überall sein. Die Stadt ist recht weitflächig und Fremde, die sich nur kurz in Fairbanks aufhalten, bekommt er oft gar nicht zu Gesicht.“
      „Wo haben Sie ihn gesehen, Ma'am?“
      „Es war frühmorgens und ich erledigte gerade meine Besorgungen, da grüßte mich Mister Maloy, der soeben in Begleitung einiger Männer aus Ed's Saloon auf die Straße trat. Bei Ed finden sich häufig Pokerrunden bis in die frühen Morgenstunden zusammen. Neben Maloy erkannte ich Mister Du Fresne und Ben Hoskins, die beiden anderen hatte ich noch nie zuvor gesehen. Einer hatte so eine Narbe.“
      „Haben sie sich unterhalten? Konnten Sie etwas verstehen, Ma'am?“
      Sally schüttelte den Kopf: „Nachdem mich Mister Maloy und Mister Du Fresne begrüßten, verabschiedeten sich die Männer voneinander. Der Narbige und der andere schlugen den Weg zu den Mietställen ein. Seitdem sah ich keinen von beiden wieder.“
      „Maloy und Du Fresne“, murmelte Jonathan grimmig.
      „Ich bitte Sie nochmals, fangen Sie keinen Ärger mit meinen Gästen an, Mister McLeary! Beide spielen fast jede Nacht und jeder Mitspieler mit Gold oder Dollars ist ihnen willkommen. Ich glaube nicht, dass ihre Bekanntschaft mit dem Narbigen darüber hinaus reicht.“
      „Seien Sie unbesorgt, Ma'am. Ich erkundige mich zunächst in Ed's Saloon. Doch sollte ich da nichts erfahren können, halte ich mich an Ihre Gäste. Ich verspreche Ihnen, keinen Streit anzufangen, aber fragen werde ich sie.“ Jonathan Stimme machte deutlich, wie wenig er sich von seinem Entschluss abbringen lassen würde.
      Lange sah Sally in die Augen des Jägers, schließlich nickte sie: „In Ordnung, Mister McLeary. Aber Sie werden sich etwas gedulden müssen. Die beiden stehen selten vor dem Mittagessen auf.“
      „Nun, bleibt genügend Zeit für meine Einkäufe. Vielen Dank Ma'am.“ Jonathan erhob sich und mit kurzem Gruß verließ er die Küche. Ein fast überstürzter Aufbruch, aber lange vermochte er nicht mehr, seine Aufgewühltheit zu unterdrücken. Es schien ihm nicht klug, Sally womöglich erkennen zu lassen, wie sehr ihn seine Rachegefühle beherrschten. Viel zu lange hatte er bereits auf einen so deutlichen Hinweis gelauert.
      Vor sechs Jahren verlor sich die Spur des Narbigen auf dem Trail nach Dawson und fast schien es, als hätte die unbarmherzige Natur Alaskas sein Schicksal besiegelt. Ein Jahr lang suchte Jonathan vergeblich nach einem Lebenszeichen des Narbigen – ohne Erfolg. Beinahe hätte Jonathan dem Norden den Rücken gekehrt, aber Miriam mahnte ihn zur Geduld. Fünf Jahre verbrachte Jonathan bei einem Stamm der Chipewyan. Dann endlich sagte ihm Miriam, die Zeit des Wartens sei vorbei. So brach er zum Yukon auf und tatsächlich, an dessen vereisten Ufern lief ihm der Narbige beinahe in die Arme. Der verhasste Mörder entwischte, aber seitdem hinterließ er eine deutliche Fährte, der Jonathan unerbittlich

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