Coogans Fluch (German Edition)
und meinte: „He Ed, ich glaube, mein Freund hier hat einige Fragen an dich. Hoffe nur, du kannst die zufrieden stellend beantworten, haha.“ Frank schien sich köstlich zu amüsieren, ganz im Gegensatz zu Ed. Auch der Fremde schien die Ausgelassenheit des Prospektors nicht zu teilen und sowie der Wirt das frisch gezapfte Bier vor ihm auf den Tresen stellte, knurrte der: „Jemand sagte, dass er vor einiger Zeit diesen Mann aus Ihrem Saloon hat kommen sehen.“ Nun legte er seinen Steckbrief auseinandergefaltet vor den Wirt, der verwundert vom Steckbrief zu Frank, dann zu Jonathan und wieder auf den Steckbrief blickte. Frank pfiff durch die Zähne, dann leerte er sein Glas.
„Ein Kerl mit so einer Narbe war tatsächlich vor einigen Wochen hier“, murmelte Ed, dem Blick Jonathans ausweichend.
„Haben Sie gehört, wohin er wollte?“ Jonathan beugte seinen Oberkörper weit über den Tresen, so dass Ed bis zu den Regalen in seinem Rücken zurückwich.
„Ich achte nicht darauf, worüber sich meine Gäste unterhalten“, entgegnete er trotzig und wollte sich abwenden.
„Sag ihm besser, was du gehört hast, Ed“, mischte sich nun Frank ein. „Jeder in Stadt weiß, dass du alles mitbekommst, was in deinem Saloon gesprochen wird.“
Ed warf Frank einen finsteren Blick zu, dann sagte er: „Also gut, Mister. Ich kann mich noch gut an den Kerl erinnern, bekam ’ne Scheiß-Gänsehaut, wenn der mich ansah. Spielte mit zwei Gästen von Sally und dem Richter, hatte auch einen Freund dabei und, soviel ich mitbekommen habe, unterhielten sie sich über Coogans verfluchte Goldmine. Der mit der Narbe sprach davon, die zu suchen.“
„Gut“, knurrte Jonathan zufrieden, hob sein Glas, prostete Frank zu und trank es in einem Zug aus. „Schenk' uns nach“, sagte er zum Wirt, dann forderte er Frank auf, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen.
„Du verfolgst diesen Kerl also immer noch“, begann Frank, sowie sie saßen. „Ich dachte, du hättest ihn längst erwischt.“
Schweigend starrte Jonathan auf sein Glas und schüttelte brummend den Kopf.
Frank schwieg ebenfalls, er wusste noch zu gut, dass sich Jonathan nicht aus der Reserve locken ließ und so verzichtete der Prospektor darauf, mit weiteren Fragen zu drängen. Er wusste selbst nicht, warum ihm dieser düstere Mann so sympathisch war. Sicher, einst rettete ihm dieser Jäger das Leben, doch war da mehr. Irgendwie fühlte er sich zu diesem Riesen hingezogen.
Nachdem sie einige Minuten schweigend getrunken hatten, sagte Frank: „Keine Ahnung, weshalb du so verbissen hinter dem Kerl her bist, John. Geht mich auch nichts an, doch eines sollst du wissen“, Frank hob den Kopf und sah Jonathan ins Gesicht. „Mir ist klar, dass dich niemand dich von dieser Fährte abringt, doch wenn du an deren Ende angelangt bist, gibt es hier einen Platz für dich. Die alten Zeiten sind vorbei, John. Die Welt ist nichts mehr für Männer wie uns. Ach, was soll's, auch wenn ich viel rede, so bin ich doch kein Mann großer Worte. Kurz, hier hast du einen Freund und du bist mir und meiner Tochter stets willkommen.“
Jonathan erwiderte den Blick Franks. Ein Hauch von Überraschung und Freude flimmerte über seine Züge. Er ergriff die gichtige, runzelige Hand Franks, drückte sie sanft und nickte dem Prospektor dankbar zu. Seine Gedanken von letzter Nacht kamen ihm in den Sinn. Bisher war er noch gar nicht auf die Idee gekommen, dass selbst ein Mann wie er, irgendwo Freunde auf dieser Welt haben könnte.
„Danke“, sagte er. „Ich werde dir diese Worte nie vergessen.“
Frank fragte den Jäger dann, wo er all die Jahre gesteckt habe und Jonathan erzählte, wie er von Nome aus der Fährte des Narbigen entlang des Yukon gefolgt sei. Es hatte den Anschein gehabt, als würde der geradewegs nach Dawson zurückkehren, doch anhaltender Schneefall verwischte alle Spuren und in Dawson war der Narbige nie eingetroffen. Jonathan wartete dann noch einige Wochen in Dawson, telegraphierte nach allen anderen Städten Alaskas, doch der Narbige blieb verschwunden. So sei er dann ebenfalls durch die Wälder und Berge gestreift, bis tief hinein nach Kanada und dabei öfters mit einem Stamm der Chipewyan zusammengetroffen. Irgendwann ergab es sich, dass er sich ihnen anschloss und beinahe fünf Jahre bei den Indianern verbrachte.
„Du willst mir allen Ernstes erzählen, du hättest einfach so mit mehreren Menschen über Jahre hinweg zusammengelebt? Fehlt nur
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