Coogans Fluch (German Edition)
Stunde später hatte Jonathan alle Punkte seiner Liste abgehakt. Vier Pfund Trockenfleisch, etliche Konserven, zwei Schlafsäcke, sechs Decken, Munition, Seile, einige Stangen Dynamit, zwei Äxte, eine Schaufel, sowie ein Zelt und geölte Planen. Den größten Posten allerdings, bildete der getrocknete, in Öl eingelegte Lachs für die Hunde. Zudem vertraute der Jäger darauf, unterwegs etwas Wild vor die Flinte zu bekommen, denn der Lachs reichte höchstens für zwanzig Tage. Als er den Laden verließ, bat Jonathan den Händler, seine Sachen zu Sam Taylor zu schaffen, damit der den Schlitten beladen konnte. Als nächstes suchte er die County-Administration auf, um sich offiziell als Jäger auf den mysteriösen Wolf einzuschreiben.
„Wen sollen wir benachrichtigen, wenn Sie nicht zurückkehren?“, wollte der Beamte hinter dem Schalter wissen.
Jonathan zeigte ein Grinsen, das stark an den Gesichtsausdruck eines gereizten Bären erinnerte. Normalerweise hätte sich Jonathan niemals eingeschrieben, selbst wenn er es tatsächlich auf die Belohnung abgesehen hätte. Allein mit dem Fell des erlegten Tieres würde er sich die Prämie einstreichen. Wozu vorher registrieren lassen? Hier wollte er lediglich sichergehen, dass die Leute in ihm einen weiteren Jäger sahen, der vermutlich bald schon für immer verschwunden sein würde und den somit kaum jemand weiter beachtete.
Der Narbige rechnete sicherlich kaum noch mit Jonathan. Für ihn muss es bei ihrem letzten Aufeinandertreffen so ausgesehen haben, als sei Jonathan ertrunken.
„Niemanden also, nehme ich an“, nuschelte der Angestellte und trug Jonathans Namen in eine Liste ein. Grußlos wandte sich der Jäger ab und trat auf die Straße.
„Big Iron John, wie er leibt und lebt. Welch' eine Freude für meine alten Augen“, rief plötzlich eine Stimme hinter ihm, die er selbst in hundert Jahren nicht vergessen könnte. Fünf Monate hatte ihm diese Stimme von früh bis spät in den Ohren gelegen, hatte ohne Unterlass von vergangenen Abenteuern erzählt. Jetzt trat ein seltener Glanz der Freude in Jonathans Augen, als er sich Frank Buteau zuwandte.
„Tut wirklich gut, einen alten Bekannten zu treffen“, lachte Frank und ergriff mit seinen knorrigen Fingern Jonathans Hände. „Ich wollte Pete zunächst nicht glauben, als er mir gestern erzählte, du wärst in der Stadt. Wo hast du dich nur all die Jahre 'rumgetrieben, mein Sohn? Woher wusstest du eigentlich, dass ich hier lebe?“
„Hallo Frank“, entgegnete Jonathan lächelnd. „In Dawson traf ich alte Bekannte aus unseren Tagen in Nome. Die sagten mir, dass ich dich hier finden würde.“
„Wirklich schön dich zu sehen“, Frank schüttelte noch immer Jonathans Hände. „Komm, alter Freund, Ed's Saloon ist bereits geöffnet und bei einem Gläschen unterhält es sich besser. Oder bist du in Eile und hast keine Zeit, einem alten Mann etwas Gesellschaft zu leisten?“ Frank, dem die Eskimokleidung des Jägers längst aufgefallen war, vermutete zu Recht, dass Jonathan die Stadt bald verlassen wollte.
„Für dich habe ich immer Zeit. Außerdem habe ich in Ed's Saloon ohnehin was zu erledigen.“
„Nanu John, hast du in den letzten Jahren endlich die Vorzüge eines anständigen Whiskys zu schätzen gelernt?“, schmunzelte Frank verschmitzt mit den Augen zwinkernd. Dabei hakte er sich bei Jonathan unter und führte den in Richtung Saloon.
„Nein, ich will Ed nur einige Fragen stellen. Noch immer Probleme mit dem Bein?“
„Wie? Ach du meinst mein Humpeln? Nein, nein, mit dem Bein ist alles Bestens. Ist nur der Verfall“, lachte der Prospektor und meinte ein weiteres Mal, wie sehr er sich freue, Jonathan auf seine alten Tage noch einmal zu treffen.
Dann erreichten die beiden so unterschiedlichen Männer Ed's Saloon. Eine Gruppe von verstaubten Bergarbeitern, die sich nach der Nachtschicht noch ein Glas gönnten, saßen an einem der hinteren Tische beieinander, um diese Zeit die einzigen Gäste.
Jonathan und der Prospektor traten an die Bar, der alte Mann setzte sich umständlich auf einem der Barhocker zurecht und Ed beeilte sich damit, der Bestellung Franks und des finster dreinblickenden Riesen nachzukommen. Whiskey für Frank und ein Glas Bier für Jonathan. Während er das Bier zapfte, spürte er den zwingenden Blick des unheimlichen Fremden auf sich ruhen und Hilfe suchend sah er zu Frank. Der entgegnete dem Blick des Wirtes mit schelmischen Schmunzeln
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