Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
Vom Netzwerk:
Morgenstunden abgeflaut, dennoch war von der gestrigen Frühlingsluft nichts mehr zu spüren. Frank und Elroy waren dem Trupp vor einiger Zeit vorausgegangen, um die rätselhafte Wolkenwand zu erkunden und stapften nun zur wartenden Gruppe zurück.
      „Ich will verdammt sein, aber so etwas hab’ ich noch nie gesehen“, knurrte Frank hinter sich deutend, als sie die Männer und Sally erreichten. „Wie dicker Nebel, die Luft ist feucht und klamm, man sieht höchstens zehn Schritte weit. Die Spuren Johns und die andere, ältere Fährte, führen schnurstracks hinein.“
      „Nun, wenn wir die Kerle erwischen wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als der Fährte zu folgen. Kann man die Spuren im Dunst erkennen?“, wandte sich Ben an die Prospektoren.
      „Ja, ist allerdings ein verdammt unangenehmes Gefühl da drin, aber man gewöhnt sich daran. Ach ja, wir fanden noch was.“
      „Spann uns nicht auf die Folter, Frank. Erzähl schon, wir möchten hier nicht Wurzeln schlagen.“
      „Kurz hinter der Nebelgrenze stößt eine dritte Fährte auf die der Schlitten. Die Fährte eines ungemein großen Wolfes, Ben. Sieht ganz so aus, als ob wir es nun auch noch mit Coogans Fluch zu tun bekommen“, Frank verstummte und blickte in die angespannten Gesichter des Aufgebots.
      „War nicht anders zu erwarten“, meinte Blake Edwards, einer der Männer aus Fairbanks, der nach vorne gekommen war und zuckte mit den Schultern.
      Beifälliges Gemurmel machte die Runde, dann ergriff Ben das Wort: „Da haben Sie recht, Mister Edwards. Also, nützen wir das Tageslicht und folgen den Spuren, doch schützt euch vor der Feuchtigkeit und haltet die Gewehre bereit.“
      Sally und die Männer vermummten sich in ihre Mäntel und zogen sich Handschuhe über. Die Pfoten der Hunde hatten sie schon während der Nacht mit Leder umwickelt, damit sich die Tiere nicht an der harschen Schneekruste verletzten. Elroy und seine Hunde setzten sich mit Ben an die Spitze des Zuges und Frank begab sich an seinen Platz zu Sally, dann brachen sie auf.
      „Was glaubst du, bedeutet dieser Nebel?“, murmelte Sally, kurz bevor sie in die wabernde Wand eintauchten. „Ich meine, das ist doch kein Frühlingsnebel oder so was.“
      „Hm, die ganze Sache ist mir ein Rätsel – aber in gewisser Weise auch nicht. Verdammt, hätte ich damals nur besser zugehört und über die alten Geschichten nicht meine Witze gerissen.“
      „Wovon redest du?“
      „Wenn ich das nur wüsste, Sally. Ich war jung und dumm und glaubte ihnen nicht. Vielleicht war's mir ja auch egal.“ Soeben verschwanden die ersten Gespanne und Männer in den, allen Naturgesetzen widersprechenden, Nebelschleiern. Frank zügelte ihre Hunde und sah mit Sally zu, wie sie verschwanden. „Siehst du das? Nur wenige Zoll in den Wolken steht man in einer anderen Welt. Da, Ben geht gerade hinein, schau genau hin, wie als wenn ein schwerer Vorhang hinter ihm zuschlüge.“
      „Mein Gott, du hast Recht. Elroy und du habt da drin wirklich noch etwas sehen können?“
      „Drinnen ist es nicht so schlimm wie es von hier aussieht und man sieht durchaus einige Schritte weit. Manchmal lichten sich die Nebel sogar. Dann wiederum sind sie schwarz wie die Nacht und man erkennt nicht mal mehr seine Stiefel.“ Frank seufzte, zuckte die Schultern, warf Sally einen Kopf-hoch-alter-Junge-Blick zu und fuhr fort: „Ist verdammt ungemütlich da drin und ich weiß, dass du was vertragen kannst. Dennoch, stell dich drauf ein, dass du, neben Nässe und Kälte, auch mit deiner Angst wirst kämpfen müssen.“ Zuletzt hatte Frank in sehr ernstem, eindringlichem Ton gesprochen und er rechnete mit Sallys Widerspruch. Er hatte etwas von Angst gesagt und so etwas, dass wusste der Prospektor, ließ die tapfere Frau nicht gerne auf sich sitzen. Aber sie blickte ihn nur verstehend an und lächelte.
      Eben wollte Frank die Huskys anlaufen lassen, da hielt ihn Sally zurück: „Warte, Frank, du hast mir noch nicht gesagt, von welchen Geschichten du vorhin gesprochen hast.“
      „Alte Geschichten der Chipewyan, die seit vielen Generationen weitererzählt werden. Wir müssen weiter, wenn wir die übrigen nicht aus den Augen verlieren wollen.“
      Gerade wurde der letzte Rockzipfel eines der Männer vom Dunst verschluckt und Frank trieb ihre Hunde wieder an. Keines der Tiere schien besonders geneigt zu sein zu gehorchen, doch schließlich trabten sie der Witterung ihrer vorausgegangenen Artgenossen

Weitere Kostenlose Bücher