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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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sehen, wie er mit sich rang und er am liebsten mit den Fäusten geantwortet hätte. Es war nur eine Kleinigkeit, die ihn innehalten ließ, als sich ihm der eisige Blick Adams in die Augen fraß. Ein kurzes Funkeln in den Augen, das Zucken eines Mundwinkels, Jim hätte es später nicht in Worte zu fassen gewusst, auf jeden Fall erfüllte ihn ein Gefühl der Machtlosigkeit als er mit einem Mal begriff, dass er Adams im offenen Kampf hoffnungslos unterlegen wäre. Mochte er auch noch so stark sein, noch so viele Schlägereien bestanden haben, so war er dennoch nur ein Arbeiter. Adams hingegen entströmte jeder Pore, für Jim in diesen Sekunden fast greifbar, die Natur eines Killers. So senkte er den Blick und wandte sich ab. Niemanden wäre mit seinem sinnlosen Opfer geholfen. Auch wenn er jetzt klein beigab, innerlich schwor er sich, darauf zu achten, ob Adams irgendeine Gaunerei mit seinen Leuten vorhatte.
      Eine halbe Stunde später war ein Lagerplatz gefunden und der Koch begann mit seinem Tagewerk. Trotz der sich rasch verbreitenden Essengerüche und der langersehnten Rast, war unter den Männern von der anfänglichen Euphorie nichts mehr zu spüren. Plauderten sie gestern noch kameradschaftlich miteinander, so saßen sie heute meist mürrisch vor dem Feuer. Diese Stimmung schien sogar auf die Tiere übergegangen zu sein. Die Hunde kämpften fast bis aufs Blut um jeden Fetzen Fleisch, Mulis und Pferde bockten und traten ohne ersichtlich Grund nach ihren Reitern aus.
      Nicht ohne Sorge bemerkte der Narbige diesen Wandel. Er würde die Mine schnell finden müssen, wollte er die Leute bei Laune halten. Allein mit Willroth und seiner handvoll Getreuen ließ sich noch kein Staat machen. Während der Essensausgabe setzte er also eine gutmütige Miene zur Schau, fand einige freundliche Worte, erwähnte wie nebenher, dass die Mine nun nicht mehr allzu weit entfernt sei und setzte sich mit seinem Teller mitten unter die Holzfäller. Kauend ließ er seine Blicke über die Mannschaft schweifen, und in seinen Gedanken formte sich allmählich eine Idee. Die Leute brauchten Beschäftigung, körperliche Arbeit lässt keine Zeit für Zweifel und Ängste.
      Ihn selbst ängstigte dieser Rauch oder Nebel nicht die Bohne. So oder so, er würde die Mine finden, doch spürte er deutlich die unterschwellige Angst der Männer. Roch förmlich den für diesen Menschenschlag typischen Aberglauben, jene irrationale Furcht vor schlechten Vorzeichen. Noch waren die Holzfäller nicht bereit, nicht heiß genug, um für das Gold ihre Seele zu verkaufen. Sie mussten die Mine in greifbarer Nähe wissen und derweil von diesem, für sie so bedrohlichen, Nebel abgelenkt werden. Den Rest würde die Zeit für den Narbigen besorgen, niemand entzog sich auf lange Zeit seinem Bann.
      Sowie sie mit dem Essen fertig waren, erhob er sich und rief: „Männer, jeder von euch hat die Waschküche da vorn schon bemerkt und wie ihr wisst, ist es verdammt schwer in so einem Nebel etwas zu finden. Ich halte es für unnötig, dass wir alle nach der Mine suchen. Kann auch gut sein, dass wir warten müssen, bis sich die Wolken verzogen haben. Darum sollten mich nur drei oder vier Freiwillige begleiten, während die anderen Stützbalken aus den Bäumen dort drüben schlagen. Also, wer von euch will mit mir die Mine suchen?“
      James Willroth und seine Kumpane meldeten sich als erste, doch hatten ihre Kameraden, so wie der Narbige vermutet hatte, etwas dagegen. Sie entschieden daher, dass Willroth zwar mit zur Suchmannschaft gehören sollte, doch ebenso Jim Boxner und einer seiner Gefolgsleute. Damit war jede Seite sicher, von der anderen nicht hintergangen zu werden. Sie vereinbarten, dass die Mannschaft ihrer Fährte spätestens nach zwei Tagen folgen sollte. Bis dahin hätten sie die Mine gefunden und ihre Fährte würde den Weg markieren.
      Niemand ahnte, wie sehr sich der Narbige gerade über die Begleitung des Vorarbeiters freute. Das kurz aufflammende, teuflische Glitzern seiner Augen blieb den Männern verborgen.
    Zwei Schlitten wurden beladen, die besten Hunde davor gespannt, dann brachen die vier Männer auf.

 
    Wie ein Gebirge aus schmutziger Baumwolle waberte die Wolkenmasse hoch aufgetürmt vor dem Aufgebot. Nur von kurzen Pausen unterbrochen waren Sally und die Männer aus der Stadt durch die Tananaebene geeilt. Im ersten Tageslicht erreichten sie die Wolkenbank. Der eisige Wind hatte die Nacht über angehalten und war erst mit den frühen

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