Coogans Fluch (German Edition)
Bruder zu vereinen. Mancherorts war diese Vereinigung bereits geglückt. Sickerwasser plätscherte von den Tropfsteinen und der im Dunkel verborgenen Höhlendecke, sammelte sich in Senken des Bodens zu flachen Pfützen.
Jonathan war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, seinen Weg in dieser Unterwelt suchen zu müssen. Aber wenigstens musste er sich keine Gedanken mehr über die Wasservorräte machen und angesichts des verschütteten Hauptstollens, blieb ihm ohnehin nichts anderes übrig und so schritt er, dabei das Flammenbild der Fackel im Auge behaltend, in die Tiefe. Irgendwann, nachdem Jonathan bereits unzählige Hürden in Form hochaufgetürmter, rutschigen Kalkablagerungen hinter sich gelassen hatte, vernahm er, neben dem ununterbrochenen Plätschern des Sickerwassers, das Rauschen eines Wasserlaufs. Die Höhle öffnete sich zu einer weiten Halle, die Decke verschwand aus dem Leuchtkreis der Fackel. Hinter einer Biegung erblickte der Jäger einen schäumenden Bach, der sich tosend in die Felsen fraß. Jonathan beschloss dem Wasserlauf zu folgen, doch der Weg erwies sich als ziemlich beschwerlich. Häufiger als ihm lieb war, sah er sich gezwungen über steile Klippen klettern, oder die Höhlenwände traten so eng zusammen, dass er beinahe in den Bach stürzte. Auf diese Weise kämpfte er sich Stunde um Stunde voran, solange, bis er vor Erschöpfung strauchelte. Widerwillig entfachte er ein Feuer und bereitete sich eine karge Mahlzeit. Gerne hätte er weiter nach einem Ausgang gesucht, doch durfte er sich nicht verausgaben.
Nachdem er gegessen und sich in den Schlafsack gewickelt hatte, starrte er noch eine Weile in die Finsternis, dann übermannte ihn die Erschöpfung und er fiel in einen traumlosen Schlaf.
4. Kapitel
Die Gruppe Holzfäller hatte im Laufe der Nacht den Wald verlassen, die Tananaebene in weitem Bogen durchquert und nach diesem Gewaltmarsch die Hochebene am frühen Morgen erreicht. Entgegen ihrer Hoffnung hatten sich die Rauchschwaden, unter denen sich die Berge verhüllten, keineswegs verzogen. Im Gegenteil, der Dunst verdichtete sich weiterhin. Wallend, scheinbar miteinander ringend, schoben sich grauschwarze Schwaden ineinander, bildeten eine schier undurchdringliche Wand bewegter Wolken, auf der Stelle verharrend und weite Teile der Hochebene, sowie den Gebirgszug wie ein Leichentuch bedeckend.
Wütend starrte der Narbige in die bedrohlich erscheinende Wolkenmasse. Den Holzfällern entging keineswegs der grimmige, beinahe irrsinnig zu nennende Blick ihres Bosses und viele taten ihr Bestens, ihm in diesen Augenblicken nicht zu nahe zu kommen. Nicht so James Willroth und seine Freunde. Die freundschaftliche Aufmerksamkeit, die ihnen Mister Adams geschenkt hatte, ließ sie unverblümt um seine Gunst buhlen. Diese Anbiederei blieb ihren Kameraden natürlich nicht verborgen und vor allem jene, welche zu anfangs Bedenken gegen das Unternehmen geäußert hatten, sahen sich in ihrem Verdacht bestätigt. Sie schlossen sich um Jim Boxner zusammen, dessen Misstrauen gegen ihren neuen Boss ein offenes Geheimnis war. So hatten sich binnen einer Nacht, ohne dass im Nachhinein irgendwer hätte sagen können wie, zwei Parteien unter den Männern gebildet.
„Vulkanausbruch oder nicht. Auf jeden Fall, löst sich die Wolke nicht auf.“ Jim Boxner lief seit einiger Zeit neben dem Schlitten des Narbigen. Er gab sich keine Mühe, den Sarkasmus in seiner Stimme zu kaschieren.
Adams erwiderte nichts, scheinbar unberührt stapfte er weiter. Innerlich jedoch gärte es in ihm, nur zu gerne hätte er dem Vorarbeiter eine Kugel durch den Kopf gejagt. Aber er beherrschte sich, Boxner lief ihm nicht davon. Schon bald konnte er diesem Burschen in aller Ruhe das Maul stopfen.
Boxner wiederum ließ sich von der grimmigen Miene des Narbigen nicht einschüchtern. Unverhohlen feixend, fügte er nach einer Weile hinzu: „Nun, Mister Adams, ich hoffe, Sie verfügen über einen genauen Lageplan der Mine. In der Suppe da vorne, sehen wir nicht einmal die Hand vor Augen.“
Jetzt reagierte der Angesprochene. Abrupt blieb er stehen, sah Boxner unmittelbar an und fixierte mit eisigem Blick dessen Augen. Unterschwelliges Grollen lag in der Stimme, als er entgegnete: „Hör mir gut zu, Junge! Diese Suppe kommt mir ebenso ungelegen wie dein dämliches Grinsen. Jetzt verzieh’ dich und sag deinen Leuten, sie sollen einen geeigneten Rastplatz suchen.“
Jims Gesicht lief knallrot an. Deutlich war zu
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