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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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in sich zu lauschen. Und der Alte hatte Recht. Tief in seinem Innern wusste er, dass es richtig war, dass er keine Angst haben musste und beinahe lachend, sagte er: „Zum Teufel auch, Alter. Was kann es schaden, dir meinen Traum zu erzählen.“
      Der Alte nickte, hielt seinen Blick weiterhin unverwandt auf den Jäger fixiert.
      Jonathan lehnte sich zurück und mit monotoner Stimme erzählte er seinen Traum, jede Kleinigkeit und plötzlich – wie durch eine von Gott gegebene Eingebung – erinnerte er sich. Jede Begebenheit seiner rastlosen Wanderjahre lag vor seinem geistigen Auge. Sein brennendes Verlangen nach Rache. Der Narbige, dem er seit Monaten dicht auf den Fersen war. Sein endloser Marsch durch die Stürme nach Fairbanks. Sally Dickins, die Miriam wie eine Zwillingsschwester ähnelte. Der Wolf und sein Herumirren in den Höhlen und zu guter Letzt, sah er noch einmal die Schwester. Hörte abermals ihre letzten Worte, die er nicht deuten konnte, und der Jäger begriff, dass der Alte die Antworten wusste.
      Ruckartig schlug er die Augen auf, doch der Indianer war verschwunden.

 
    Mit steinernem Ausdruck betrachtete der Narbige das Gesicht des schlafenden Vorarbeiters. Frostig jaulte der Wind vor dem Stolleneingang. Doch kümmerte sich der Narbige im Augenblick nicht darum. Seinen Blick unverwandt auf Jim Boxner gerichtet, dachte er nach.
      Er wusste genau, was Jim beabsichtigt hatte, als der sich ihm auf der Rampe genähert hatte. Der Narbige war keineswegs ohne Besinnung gewesen, nachdem ihn der Wolf niedergerissen hatte, keine Sekunde lang. Deutlich hatte er die Spannung gespürt, unter der Jim gestanden hatte. Und deutlich genug hatte der Narbige aus den Augenwinkeln heraus die verräterische Armbewegung des Vorarbeiters beobachtet, die ihm sagte, dass Jim sein Messer gezogen hatte.
      Grausam lächelte er auf den Mann herab. Dann entnahm er leise, dennoch mit atemberaubender Sicherheit, die Munition aus den Gewehren Jims und Mikes. Anschließend blickte er wieder in das Gesicht des Vorarbeiters. Er würde noch viel Spaß haben, bis sie das Gold geborgen hatten, dessen war sich der Narbige sicher. Unter seinem Blick begann sich Jim unruhig hin und her zu werfen und bevor er aufwachte, erhob sich der Narbige und verließ den Stollen. Er war sowieso an der Reihe mit der Wache. Eisige Kälte schlug ihm vor der Plane entgegen, mit der sie den Eingang des Stollens notdürftig verhängt hatten. Die Kälte schmerzte beim Einatmen und die Nebel schienen gefroren in der Luft zu hängen. Allerdings erweckte es den Eindruck, dass sie nicht mehr so dicht waren.
      Eine Weile starrte er regungslos in die gespenstische Finsternis. Es schien ihm, als spüre er eine Präsenz, als wenn jemand in der Nähe wäre. Nicht der Wolf oder ein anderes Tier, vielmehr lag die knisternde Elektrizität angespannter Menschen in der Luft. So deutlich spürte er diese Gegenwart, dass er ihren Schweiß zu riechen glaubte und lautlos zog er seinen Revolver, versuchte die Dunkelheit mit seinen Sinnen zu durchdringen, doch gelang es ihm nicht auszumachen, von woher diese Präsenz stammte.
      „Fort“, knurrte er nach einigen Minuten. „Jemand war hier und ist wieder weg. Warst du es, mein Freund McLeary? Nein, deine Präsenz würde ich aus tausend herausfinden. Ein neuer Mitstreiter in dieser Pokerrunde um Coogans Mine? Willkommen am Spieltisch. Eure Einsätze, Gentleman, nichts geht mehr.“ Sein Gesicht zu einer teuflischen Maske verzogen, steckte der Narbig seine Waffe weg, machte auf dem Absatz kehrt und weckte die schlafenden Holzfäller.
      „Wir bekommen bald Besuch“, rief er.
      „Coogans Fluch?“, schreckte Mike auf.
      „Nein, Menschen.“
      „Wissen Sie, wer?“, schlaftrunken richtete sich Jim Boxner auf.
      „Spielt keine Rolle, wer“, des Narbigen Stimme durchschnitt den Raum wie eine Rasierklinge. „Reden könnt ihr später, jetzt folgt mir.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er eine Laterne und schritt mit ausholenden Schritten in den Stollen. James befand sich schon in seinem Windschatten und Jim nickte Mike zu, ihm zu folgen. Jetzt schien ihm nicht der geeignete Augenblick, Adams zu widersprechen.
      Nach zehn Minuten erreichten sie einen der zahlreichen Seitenstollen, in dem so etwas wie ein Wagen unter einer Plane verborgen stand. Lächelnd entfernt der Narbige die Plane und mit offenen Mündern gafften die Holzfäller auf ein Maschinengewehr. Es war eines dieser neuen Gewehre,

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