Coogans Fluch (German Edition)
entgegenzogen. Die Weißen, in ihrer dummen Einfalt, ignorierten die Mächte, setzten Dinge in Bewegung, von deren Auswirkungen sie nichts ahnten, so wie dieser Spieler, als er den Marshall von Fairbanks erschoss.
Als die ersten ihres Volkes in das Land kamen – damals sprachen sie eine andere Zunge – war der Schamane versucht gewesen, sie mit seiner Kraft und seinem Wissen zu vernichten, zurück ins große Wasser zu treiben, über das sie einst gekommen waren.
Zu dieser Zeit hätte er dies vermocht, die Zahl der Weißen war gering. Aber die Mächte wünschten nicht, dass er die Kraft dafür gebrauchte. Und wie die Fremden das Land und die Menschen schändeten und mit ihren Stiefeln traten, wünschte er sich oft, niemals die Gabe des Sehens erlangt zu haben. Dann hätte er seinen Zorn freien Lauf lassen können und sich voll und ganz dem Wolf in seinem Innern hingegeben.
Unergründlich sind die Ziele der Mächte und sie scheren sich wenig um die Kreaturen des Universums. Ihr Wille jedoch war es gewesen, der den Weißen den Weg in dieses Land gezeigt hatte und wie es schien, liebten sie dieses Volk. Der Schamane wusste von der Liebe der Mächte für das Starke, welches das Schwache besiegt. Die Weißen waren stark – denn ihnen fehlte ein Herz, zumindest glaubte dies der Schamane. Erst der Geist Miriams hatte ihm aufgezeigt, dass nicht allen aus diesem Volk ein Herz fehlte, doch die eins besaßen, wurden von den Starken ihrer Rasse ebenso geknechtet und zertreten, wie die Menschen seines Volkes. Er würde die Seelen der Weißen nie begreifen – doch er hatte sich den Mächten zu fügen.
Seine Aufgabe war bald erfüllt, das Ende stand bevor. Es war ihm im Grunde völlig egal, ob sich die Weißen im Canyon abschlachteten oder nicht, aus welchen Gründen auch immer. Er selbst hatte lediglich dafür Sorge zu tragen, dass sich das Schicksal des Knaben erfüllte. Allein aus einem Grund hatte er die Fremden beobachtet und wenn nötig, ihren Weg gekreuzt. Er hatte sie ein wenig aufhalten wollen, bis der Wille der Mächte erfüllt sei. Allerdings hatte er dabei etwas entdeckt, das ihn verwirrte und beschäftigte. Eine Frau war unter den Männern des Aufgebotes. Nicht dass dies irgendeine Rolle gespielt hätte, wenn nicht diese frappierende Ähnlichkeit mit dem Mädchen gewesen wäre. Die Frau aus Fairbanks sah genauso aus wie des Jägers Schwester als erwachsene Frau ausgesehen hätte. Noch dazu hatte der Schamane gespürt, dass der Jäger an diese Frau dachte und ihn hatte die Ahnung beschlichen, dass ihr Schicksal wichtig sein könnte.
Lächelnd entspannte er sich, schloss die Augen, ließ jeden Gedanken fallen und lauschte auf den Herzschlag der Erde, lauschte in den Berg, der in seinem Innern heftig stöhnte und der diese unterirdische Anlage in wenigen Tagen mit seiner Glut verschlingen würde. Der Alte horchte nach den Schwingungen der Seelen, die sich noch immer in diesen Gängen, Kammern, Galerien und Sälen tummelten.
Nachdem er zwei Stunden unbeweglich auf dem harten Boden ausgeharrt hatte, erhob er sich. Es war an der Zeit, dem Jäger seine Bestimmung zu zeigen, wenn er schon bereit dafür war. Wenn nicht – der Alte zuckte mit den Schultern – er würde es sein müssen. Dieser Jäger jedenfalls, war der erste weiße Mann, dem der Alte begegnet war, der von der Seele einer Verstorbenen begleitet wurde. Und dem Schamanen gefiel dieser Mann, vor allem dessen Herz, ein aufrichtiges, ein starkes Herz.
Ganz im Gegensatz zu diesem düsteren Mann, der mysteriösen Gestalt des Narbigen, den der Alte in gewisser Weise fürchtete. Tags zuvor, als er in Gestalt des Wolfes gegen diesen Mann gesprungen war, hatte er gespürt, dass das Blut dieses Menschen seine Seele vergiften würde. Eine mächtige Aura umgab diesen Mann. Eine Aura, die jede Seele schändete. Selbst ihm, der längst über die Bedeutungslosigkeit von Gut und Böse wusste, jagte ein eisiger Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, wie dieser narbige Weiße die Seele seiner Schützlinge verformte. Der Schamane verhielt und schüttelte den Kopf. Welch seltsame Wege die Mächte bisweilen beschritten. Brummend setzte er seinen Weg fort, es war noch weit bis zur Kammer des Jägers, der als einziger der Macht des narbigen Weißen gewachsen war. Nachdem er zwei Meilen durch endlos scheinende Gänge zurückgelegt hatte, vorbei an riesigen Hallen, Galerien, so hoch, dass der Schein der Fackel nicht zur Decke reichte, stand er vor
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