Coogans Fluch (German Edition)
einige Tage mit dem verbracht hatte, hatte er so gut wie nichts über den Alten, seiner Herkunft und seinem Volk erfahren. Dennoch befiel Jonathan das Gefühl, von einem guten Freund zu scheiden. „Was ist mit dem Kind? Wo finde ich es, wenn ich mein Ziel erreicht habe?“
„Alles zu seiner Zeit, nun geh.“
Jonathan lächelte, dann zwängte er sich durch die Öffnung in den Stollen. Stickige, feuchte Luft empfing ihn, die Fackel drohte nach wenigen Schritten zu verlöschen, doch bald schon besserte sich die Luftzufuhr und, wieder allein, schritt Jonathan der Entscheidung entgegen.
Der Alte blieb noch einige Augenblicke unbewegt stehen und horchte tief in sich hinein. Eigentlich war es für ihn an der Zeit, sich seiner abschließenden Aufgabe in dieser Welt zu widmen, die darin bestand, das Kind für seine Reise vorzubereiten.
Unterschwelliges Grollen aus dem Erdinneren kündete vom baldigen Ausbruch des Feuerberges. Das Ende kam näher. Sein Leben hatte lange genug gewährt, wie das der unterirdischen Stadt. Schon vor vielen Sommern hatte er den Platz gefunden, an dem er seinen Leib der Erde und seinen Geist dem Universum opfern wollte. Am Fuße des Denali, wie die ansässigen Indianer den höchsten Berg des Gebirges nannten, befand sich diese Stelle. Und ausgerechnet jetzt befiel ihn der Drang noch etwas tun zu müssen.
Er hatte die Frau vor den Holzfällern gewarnt. Das war mehr, als ihm zugestanden hatte. Während er weiter nachdachte, begab er sich auf den Weg zu seiner Kammer. Er wollte die Mächte um Rat bitten, sie würden ihn erkennen lassen, wenn er ihrem Willen zuwider handelte.
8. Kapitel
Der Wolf trottete an der Bergflanke abwärts, der Schlucht entgegen. Schon von weitem hallte ihm Gewehrfeuer entgegen. Hinter ihm, in gebührenden Abstand, schob sich eine graubraune Masse von Tieren über den Schnee, im Gegensatz zu ihm hinterließen ihre Pfoten eine deutliche Fährte. Coogans Fluch hatte seinen Brüdern reichlich Fleisch versprochen und es schien, als würden ihm alle Wölfe, die in den Alaska Range beheimatet waren, folgen.
Nachdem Frank zum Lager zurückgekommen war, hatte er eine völlig konsternierte Sally vorgefunden. Erst nachdem er sie mit Nachdruck dazu aufgefordert hatte, zu erzählen, was geschehen war, hatte sie in knappen Sätzen von ihrer Begegnung mit dem alten Indianer berichtet. Frank hatte schweigend zugehört und als Sally nun mit unsicherer Stimme verstummte, nickte er nur und starrte nachdenklich zu Boden.
Hatte Sally befürchtet, dass ihr der Prospektor diese verrückte Geschichte womöglich nicht glaubte, so sah sie sich jetzt darin getäuscht. Inzwischen würde sich Frank über nichts mehr wundern.
„Na gut“, meinte er endlich. „Die in der Schlucht laufen nicht weg. Was machen die Verwundeten?“
„Sind gut versorgt.“
„Okay, Sally. Nimm meinen Schlitten und fahr zu Ben, Alan und Elroy. Sag ihnen, sie sollen sich beeilen und herkommen. Signalisiert Jeff irgendwie, dass er einen von seinen Jungs zurückschickt. Zwei Männer müssen vorerst genügen, um die Mine im Auge zu behalten. Ich klettere da mal rauf, vielleicht lässt sich von dort etwas erkennen.“ Frank hatte auf die Felsnadel gedeutet, bis auf eine Höhe von fünf oder sechs Metern schien sie, trotz des Schnees, leicht zu erklimmen sein.
Die Kletterpartie erwies sich schwieriger, als er angenommen hatte. Der langanhaltende Nebel hatte die wenigen schneefreien Stellen mit einer Eisschicht überzogen und nur mühsam erreichte der Prospektor einen ausladenden Vorsprung, auf dem er einigermaßen Halt fand. Den östlichen Horizont erhellte inzwischen ein schmaler Streifen fahlen Lichts.
Frank brauchte nicht lange zu suchen. Schnell hatte er mehrere weit entfernte Punkte erspäht, die auf ihn zuhielten. Die Entfernung erlaubte Frank noch nicht zu bestimmen, wer sich ihrem Lager näherte und soeben verschwand einer der Punkte nach dem anderen in einer Senke. Er zweifelte jedoch nicht daran, dass dies die Gefahr war, von der jener geheimnisvolle Indianer gesprochen hatte.
Er wunderte sich nur darüber, dass sie der Indianer überhaupt gewarnt hatte. Was versprach er sich davon? Wie schon zuvor bei Coogans Fluch, konnte er sich keinen Reim darauf machen. Trotzdem war er für die Warnung dankbar. Niemals hätten sie aus dieser Richtung mit einer Gefahr gerechnet.
Endlich tauchten die ersten Punkte aus der Senke hervor und nun waren sie klar als
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