Coogans Fluch (German Edition)
Revolver, Schrotflinten, Karabiner, Winchester und einige Sharps-Büffelflinten, ähnlich der, die mit seinem Schlitten in der Klamm verschwunden war. Auch genügend Munition war vorhanden, nur das Schwarzpulver war verdorben.
„Woher stammt das alles?“
„Ihr Weißen hinterlasst überall eure Spuren. Ich habe diese Dinge nur zusammengetragen. Ich hoffe unter den Sachen befindet sich etwas Brauchbares für dich.“
„Woher sind die?“, Jonathan hielt eines der verrosteten Steinschlossgewehre in den Händen.
„Lange vor euch kam ein anderes Volk der Weißen in diese Berge. Sie schufen die Minen und von ihnen stammen diese Waffen.“
Jonathan nickte: „Russen. Ich dachte immer, sie wären nie ins Hinterland gekommen. Was ist mit ihnen geschehen?“
„Coogans Fluch, sie hatten zuviel gesehen“, der Alte zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„So wie die, von denen diese Waffen stammen“, folgerte Jonathan und deutete auf die moderneren, amerikanischen Waffen.
Der Alte lächelte geringschätzig, doch schüttelte er den Kopf: „Nur jene Menschen, die diese Stadt gesehen hatten, durften die Berge nicht verlassen. Die Männer, die diese Waffen trugen, hatten nur die Mine gefunden. Gold ist nicht wichtig für den Wolf, die Weißen können nehmen soviel sie wollen. Wenn es ihnen ihre weißen Brüder und Schwestern erlauben.“
„Der Narbige“, knurrte Jonathan, der die Anspielung des Alten wohl verstand. Einige Jagdbögen zogen seinen Blick auf sich. Sie befanden sich in tadellosen Zustand. Selbst den Pfeilen hatte die feuchte Luft nichts anhaben können. Jonathan suchte sich einen der Bögen und zwei Dutzend Pfeile aus, dann prüfte er das Gewicht verschiedener Tomahawks und er entschied sich für ein schweres Stück, das ihm perfekt ausgewogen in der Hand lag, als wäre diese Waffe eigens für ihn gefertigt worden. „Feuerwaffen scheinen in diesen Bergen kein Glück zu bringen“, sagte er, während er den Tomahawk in seinen Gürtel steckte. Der Alte zeigte keine Regung, doch glaubte Jonathan ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen zu erkennen. Der Indianer wollte sich gerade abwenden, da sagte Jonathan: „Noch einen Augenblick.“
Der Alte blieb stehen, drehte sich um: „Es ist nicht mehr viel Zeit.“
„Es wird nicht lange dauern, doch muss ich etwas wissen.“ Er senkte seine Stimme bevor er weiter sprach, „Du sagtest, dass du mit Miriam gesprochen hast.“
„Und?“
Jonathans Züge verfinsterten sich: „Du weißt genau, was ich wissen will. Was hat sie gesagt?“
Wieder schien der Alte zu wachsen und seine Jugend zurück zu gewinnen: „Ja, ich weiß, was du wissen willst. Doch weißt auch du, ob dies Wissen gut für dich ist?“
„Meine Sorge, alter Mann“, brummte Jonathan.
Lange sahen sich beide in die Augen, nur ihre Atemzüge und das Knistern der Fackel unterbrach die Stille. Endlich sprach der Alte: „Nun gut, doch nicht hier.“ Abrupt verließ er den Raum und Jonathan stapfte hinterher. Sie folgten dem Gang etwa eine halbe Meile, dann betraten sie einen kreisrunden Saal. An den Wänden prangten seltsame Zeichen und in den Fels gemeißelte Figuren, doch ließ sich der Zweck dieses Raumes nicht erkennen. Der Alte setzte sich ins Zentrum und Jonathan tat es ihm gleich.
„Hier ist ein heiliger Ort“, begann der Alte. „Ein angemessener Platz, um über deine Schwester zu reden.“
„Was hat sie gesagt? Sprach sie über mich?“
„Die Mächte haben sie mir in meinen Visionen gesandt und seither hielt ich nach dir und dem Narbigen Ausschau. Hier findet deine Suche ihr Ende.“
„Das weiß ich“, brummte Jonathan. „Dies habe ich nun oft genug gehört. Sagte sie etwas von den Dingen danach?“ Jonathan stockte, dann fügte er hinzu: „Hat sie eine Frau erwähnt?“
Der Alte hob erstaunt die Brauen: „Denkst du an eine bestimmte Frau? Eine, die deiner Schwester zum Verwechseln ähnlich sieht?“
Jetzt war es an Jonathan zu staunen. „Wie kommst du darauf? Aber ja. In Fairbanks ist mir so eine Frau begegnet. Es ist nicht nur die Ähnlichkeit, seit ich ihr begegnete, denke ich öfter an sie als jemals an einen anderen Menschen zuvor, Miriam und den Narbigen ausgenommen. Als ich von Dawson aufgebrochen bin, hatte Miriam das letzte Mal zu mir gesprochen, dann hörte ich ihre Stimme für viele Wochen kein einziges Mal. In Fairbanks, nachdem mir diese Frau begegnete, dachte ich, dass es vielleicht daran
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