Coogans Fluch (German Edition)
dass er Jeff diese Idee nicht mehr ausreden konnte.
Jeff steckte sich seinen Revolver und vier Stangen Dynamit in den Gürtel. Dann sagte er, indem er die Zigarre in den Mund nahm: „Hast du mal Feuer, alter Junge? Ich glaube nicht, dass der Rauch in dem Nebel zu erkennen ist, doch wenn wer auf mich schießt, jage ich den ganzen Steilhang auf ihn runter.“ Jeff deutete dabei auf das Dynamit in seinem Gürtel. Nick zuckte ergeben mit den Schultern, wobei er ein Streichholz entzündete und es vor Jeffs Zigarre hielt.
„Fertig?“, fragte der sowie die Zigarre dampfte und Nick sich mit dem anderen Seilende eine günstige Stellung suchte.
„Fertig. Ich hoffe du weißt, was du tust.“
„Das wäre ja was ganz Neues“, grinste Jeff und begann mit dem Abstieg.
Nachdem Jeffs Kopf verschwunden war, blieb Nick allein zurück. Jeff schien unendlich langsam voranzukommen. Zweimal glaubte Nick, dessen ganzes Gewicht am Seil zu spüren, doch dann entspannte es sich wieder. Mit der Zeit standen Nick dicke Schweißperlen auf der Stirn, als er plötzlich etwas hinter sich zu hören glaubte. Eine Art Rauschen, ähnlich einem weit entfernten Sturm, oder aber viele, durch harschen Schnee brechende Füße. Ein Schauer jagte über seinen Rücken und er hatte Angst davor, sich umzudrehen. Doch irgendwann hielt er es nicht mehr aus – er war sich absolut sicher, dass jemand auf seinen Rücken starrte – und langsam drehte er den Kopf. Vor Schreck hätte er beinahe das Seil fahren lassen und im letzten Moment, verstärkte er seinen Griff darum.
Fünfzig Meter entfernt stand Coogans Fluch und Nick war sich sofort sicher, niemals zuvor etwas Vergleichbares gesehen zu haben. Die Hölle selbst brächte kein schrecklicheres Wesen hervor. Nick hegte nicht den kleinsten Zweifel, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte.
Der Wolf indes machte keinerlei Anzeichen, ihn anzugreifen und erst, als Nick es wagte die weitere Umgebung zu betrachten, bemerkte er die vorüberwogende, graubraune Masse hinter Coogans Fluch.
„Das gibt's doch nicht. Jeff, Jeff, verdammt, komm wieder hoch“, stieß er hervor. So leise, dass ihn Jeff unmöglich hören konnte, doch getraute er sich nicht lauter zu rufen. Ausgerechnet jetzt verstärkte sich der Zug aufs Seil und Nick musste seine ganze Kraft aufbieten um Jeff zu halten, während ihm der Angstschweiß den Rücken herunterlief.
Wölfe, nichts als Wölfe, die allesamt auf die Felsnadel zuhielten, nur Coogans Fluch starrte unverwandt zu ihm herüber und erst nachdem der letzte Wolf die Stelle passiert hatte, wandte er sich ab und folgte seinen Artgenossen. Plötzlich erschallte der Donner einer Explosion aus der Schlucht, das Seil verlor an Spannung, als hätte es jemand durchgeschnitten und Nick stürzte rücklings zu Boden. Gleichzeitig peitschten Gewehrschüsse in der Schlucht auf und hin und hergerissen, auf was er nun achten sollte – auf die Schüsse oder die Wölfe – eilte Nick dann doch zum Rand der Schlucht.
Jeff fand zwar ausreichend Tritte und Vorsprünge, so dass der Abstieg leichter war, als er angenommen hatte, dennoch kam er nur langsam voran. Gewissenhaft prüfte er jede Stelle, bevor er seinen Fuß darauf setzte, oder sich festhielt. Nicht, dass ihn ein losgetretener Stein verriet, oder er an den vereisten Stellen ausrutschte. Zweimal ließ er sich für wenige Meter nur am Seil hinab, darauf vertrauend, dass Nick Acht gab und sich dem Zug ausreichend entgegenstemmte.
Endlich, allmählich schmerzten die Muskeln seiner Arme unter der Anstrengung, begann er unter sich etwas auszumachen. Nicht dass er wirklich etwas sah oder hörte, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, nur wenige Meter von einem Menschen entfernt zu sein. Ein scharfer Windstoß teilte in diesem Moment die Nebel und gestatte Jeff für wenige Sekunden einen Blick auf die Rampe unter seinen Füßen. Vor Schreck vergaß er zu atmen.
Jeffs Füße baumelten keine vier Meter über dem Kopf eines Mannes. Auch der schien etwas bemerkt zu haben, denn er wandte den Kopf nach allen Seiten.
Jetzt musste alles sehr schnell gehen. Ungeduldig zog Jeff eine der Dynamitstangen aus dem Gürtel und hielt die Lunte an die Zigarre, die in seinem Mundwinkel hing.
Aus der kurzen Distanz war das Geräusch der brennenden Lunte für den Posten nicht zu überhören und mit großen Augen blickte er nach oben. Für einen Sekundenbruchteil sahen sich die Männer an, dann verschluckten sie
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