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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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Rauch. Nur erfahrene Waldläufer oder Indianer würden den Rauch noch wahrnehmen.
      Sein Feuer war schon seit Stunden heruntergebrannt, als ihn ein beklemmendes Gefühl aus dem Schlaf riss. Ein elektrisierendes Bitzeln durchströmte seine Glieder. Im Nu war er hellwach. Seine Wahrnehmung veränderte sich weiter, ein dunkler Schleier legte sich über Jonathans Umgebung, verschlang die Welt um ihn herum. Der Narbige befand sich in unmittelbarer Nähe.
      Lautlos schälte sich Jonathan aus seinen Fellen, die Eskimokleidung hatte er anbehalten. Wie sich zeigen sollte, rettete ihm genau das sein Leben. Seit seinem Erwachen waren nur wenige Augenblicke vergangen, doch schon schlich er auf allen vieren, mit Gewehr und Messer bewaffnet, zwischen den Bäumen von seinem Lager weg. Sogar die Felle hatte er so zurechtgelegt, als befände sich ein Schläfer darin.
      Von tiefhängenden Zweigen der Kiefern gedeckt, verharrte Jonathan. Kein Laut durchdrang die frostige Stille der Nacht, des Jägers Umgebung verschwand nun vollends seinem Blick. Wieder verschwand er aus der realen Zeit und Raum und tauchte ein, in eine nebulöse Anderswelt. Dann sah er ihn! Einen sich bewegenden Schatten gleich, nahm die Konturen des Narbigen wahr.
      Im selben Moment veränderte sich auch die Haltung des Narbigen. Er hob seine Waffe und legte auf Jonathan an. Der Jäger hechtete zur Seite, richtete seine Büffelflinte ebenfalls auf den Gegner und synchron donnerten die Gewehre los. Schmerzhaft brannte die Kugel des Narbigen über Jonathans Wange, aber auch sein Gegner zuckte zusammen.
      Die Handlungen der beiden Männer wurden allein durch ihre Instinkte geleitet. Schuss um Schuss, jagte der Narbige seine Kugeln aus der Winchester, während Jonathan in atemberaubender Geschwindigkeit nachlud und das Feuer beinahe ebenso schnell erwiderte. Immer wieder wechselten die Männer ihre Stellung. Plötzlich blieben die Schüsse des Narbigen aus. Mit unterdrückten Flüchen fingerte er am Repetierhebel seiner Winchester. Augenblicklich sprang Jonathan aus seiner Deckung und stürmte auf den Gegner zu. Wut und Hass schlugen ihm entgegen, doch dann wandte sich der Narbige ab und rannte davon. Verzweifelt bemerkte der Jäger wie sich sein Abstand vergrößerte und allmählich gewann die Umgebung wieder an Realität. Die nebulösen Schleier lösten sich auf und an ihrer Stelle traten die schattenhaften Umrisse der Bäume. Jetzt erkannte er, weshalb er soviel langsamer vorankam. Er trug keine Schneeschuhe und stellenweise brach er bis zur Hüfte in Schneewehen ein.
      Schon verschwand der Feind hinter der Kuppe einer Erhebung, dann vernahm Jonathan die Geräusche von Hunden. Ein Peitschenknall durchriss die Stille und die Stimme des Narbigen erschallte: „Vorwärts, ihr Köter!“
      Mit einem gewaltigen Satz überwand Jonathan die letzten Meter, legte an und feuerte dem rasch schneller werdenden Schlitten eine Kugel hinterher. Aufheulend stürzte einer der Hunde nieder, doch schon war der Narbige über ihm, schnitt ihn aus dem Gespann und trieb die übrigen Tiere an. Nochmals rollte der Donner aus Jonathans Flinte durch die Nacht, dann sprang der Jäger auf und versuchte dem Gespann den Weg zum Fluss abzuschneiden.
      Eine Gruppe engstehender Bäume zwang den Narbigen dazu, einen Bogen zu fahren. Wenn Jonathan seinen Feind noch erreichen wollte, blieb ihm nur die Chance in gerader Linie auf den Fluss zuzuhalten. Mit der Kraft und Ausdauer der Verzweiflung hetzte Jonathan durch den Wald, kämpfte sich durch das Unterholz. Trotzdem erreichte der Narbige die flache Uferzone vor ihm. Hier war er mit seinem Schlitten klar im Vorteil. Der Wind hatte den frischen Schnee gleichmäßig verteilt und die Hunde vermochten ungehindert auszugreifen. Atemlos brach Jonathan durch die letzten Büsche, Äste zerkratzen ihm das Gesicht und für einen kurzen Moment verlor er den Narbigen aus der Sicht. Keuchend warf sich Jonathan zu Boden.
      Revolverprojektile jaulten haarscharf an ihm vorbei. Dabei rollte er sich über den niederen Schnee, sprang auf die Füße, hechtete über die Uferböschung und krachte auf die, unter seinem Gewicht protestierend knirschende Eisdecke.
      Für einen winzigen Augenblick befand er sich in Deckung, doch reichte der Moment aus, um nachzuladen, dann schwang er den Lauf über die Böschung. Der Narbige hatte ihn mit einem entschlossenen Sprint fast erreicht, doch sowie er die Gefahr erkannte, sprang er im vollen Lauf nach rechts, rollte

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