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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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sich ab und gelangte hinter einen umgestürzten Baum, dessen Wipfel weit in den Fluss hinein ragte. Jonathans großkalibriges Projektil zupfte an der Fellkappe des Narbigen.
      Im Schutz der Uferböschung robbte Jonathan auf den Stamm zu. An den Bewegungen der Zweige des umgestürzten Riesen erkannte er, dass auch der Narbige versuchte aufs Eis zu gelangen, unterschwellig bemerkte der Jäger, dass das Eis in Baumnähe dünner wurde. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung sprang der Jäger vorwärts, Eis splitterte und krachte unter seinen stampfenden Füßen. Er setzte über den Stamm.
      Als wenn der Narbige mit dem plötzlichen Ansturm Jonathans gerechnet hätte, schlug er noch während er auswich, zweimal mit dem Kolben seines Revolvers zu. Hart traf die Waffe den Schädel Jonathans. Sterne blitzten vor seinen Augen, die Umgebung raste wild um ihn herum, da traf ihn ein schwerer Schlag zwischen den Schulterblättern, er taumelte vorwärts und beinahe besinnungslos registrierte er, wie das Eis unter seinen Füßen knirschte, dann umschlang ihn eiskalte Wasser.
      Der Kälteschock raubte ihm den Atem und belebte ihn zugleich. Die Strömung trug ihn unter die Eisdecke und Jonathan versuchte mit ihrer Hilfe das Ufer zu erreichen. Jeden Augenblick mussten seine Lungen bersten, da spürten seine Hände den schlammigen Grund. Mit aller Kraft stieß er sich vom Boden ab und brach mit dem Rücken durch die Eisdecke. Nach Luft ringend und halbtot vor Kälte blickte er sich um. Die Strömung hatte ihn um die nächste Flussbiegung getragen und nur dumpf, drang die Nähe des Narbigen zu ihm.
      Ohne die Hilfe Miriams hätte Jonathan dieses Treffen damals schwerlich überlebt. Ihre Stimme hatte ihm die Kraft geschenkt, sich zu erheben und dann hatte sie ihn zu der verlassenen Hütte geführt. Sie hatte solange auf ihn eingeredet, bis er sich aus den nassen Sachen befreit hatte und ihm gelungen war, ein wärmendes Feuer zu entzünden. Dann war sie verstummt. Für eine ganze Weile, wie er in den folgenden Wochen noch herausfinden sollte.
      Jäh schreckte Jonathan aus seinen Erinnerungen empor. Trotz der kühlen Feuchte in den Gängen, standen ihm Schweißperlen auf der Stirn. Es ist noch nicht vorbei – doch kommt die Zeit! , dachte er und machte er sich wieder auf den Weg.

 
    Die Schüsse waren verstummt. Angespannt lauschten Jeff und Nick von ihrem entfernten Posten oberhalb der Schlucht, doch blieben weitere Schüsse aus.
      „Verdammt! So 'ne Scheiße“, knurrte Jeff und ballte die Faust. „Beim Camp gibt's Ärger, unter uns sitzen die Mörder des Marshalls und lachen sich ins Fäustchen, seit Tagen umschleicht uns dieser Wolf und wir sitzen rum und können nichts tun. Was für eine dreifach verdammte Scheiße!“
      „Davon, dass du hier 'rumfluchst, wird's auch nicht besser“, sagte Nick, der spürte, dass es Jeff nicht mehr lange aushielt. Deutlich war ihm anzusehen, dass er einfach etwas tun musste .
      „Hast ja verdammt Recht. Trotzdem juckt's mich in den Fingern. Findest du nicht auch, dass der Nebel lichter geworden ist?“
      „Hm“, meinte Nick mit gerunzelter Stirn. „Weiß nich' so recht. Sieht mir nach derselben Waschküche aus.“
      Jeff entgegnete nichts, doch ließ er die Schlucht nicht mehr aus den Augen. Irgendwann wagte er sich mit dem Kopf weit über die Kante. Aufmerksam musterte er die schroffe, grobe Felswand, soweit, bis sie der Nebel verschluckte, dann schob er sich zurück.
      „Da unten ist alles ruhig. Vielleicht haben die das Gewehrfeuer auch gehört.“
      „Hör schon auf, um den heißen Brei herum zu reden. Du hast doch was vor.“
      „Erraten, mein Junge. So steil sieht mir die Felswand gar nicht aus. Gibt Vorsprünge und Tritte, um sicher runter zu kommen.“
      „Das ist doch Wahnsinn, Jeff. Ben wird mich massakrieren, wenn ich zulasse, dass du da runter steigst!“
      „Vielleicht ist es Wahnsinn, vielleicht auch nicht. Du sicherst mich an einem Seil und bleibst in Deckung. Keine Widerrede! Ich will sichergehen, dass die unseren Freunden nicht in den Rücken fallen. Gib mal eine von den Zigarren.“
      Nick McFee reichte Jeff eine Zigarre und schüttelte den Kopf: „Klingt gar nicht dumm, dennoch glaube ich, dass es dumm ist, da runter zu steigen. Irgendwas stimmt hier nicht, Jeff.“
      „Ach halt' die Klappe“, entgegnete Jeff und wickelte sich ein Seil um die Hüften. Nick zuckte mit den Achseln und ging dem Kameraden zur Hand. Er wusste ohnehin,

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