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Coogans Fluch (German Edition)

Coogans Fluch (German Edition)

Titel: Coogans Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Nietsch
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hältst mit dem Großteil der Männer hier die Stellung, während ich und vier Mann versuchen, in der Senke bis zu den Felsen zu gelangen. Eine zweite Gruppe marschiert außerhalb der Schussweite zurück zur Fährte, damit zwingen wir sie, ihre Aufmerksamkeit zu teilen. Owen und die anderen sollten nur hin und wieder so tun, als ob sie deren Lager erstürmen wollten. Vor allem bei Einbruch der Dunkelheit. Die werden dann die ganze Nacht über kein Auge zu tun.“
      Matt Crawley blickte sich unter den Männern um. Dann deutete er auf die Betreffenden und sagte: „Wallace, Nat, Jeremy und Doyle, nehmt eure Flinten und packt genügend Munition in eure Taschen. Ihr kommt mit mir!“

 
    Dutzendfach kreuzten Stollen und Luftschächte den Weg Jonathans, doch nicht einmal zögerte er. Wasser tropfte von der Decke, hin und wieder zerrte ein Luftzug an der Fackel und einmal fühlte der Jäger ein schwaches Beben, doch unbeirrt stapfte er weiter, überwand Einsturzstellen, durchschwamm überflutete Bereiche und kletterte über herumliegendes Geröll und Holzbalken.
      Zweimal zuckte er zusammen und seine Hand fuhr zum Köcher. Für einen Augenblick hatte er geglaubt, dem Narbigen gegenüber zu stehen. Er zwang sich, nicht an den Feind zu denken, sondern sich auf seinen Weg zu konzentrieren, doch immer wieder schob sich die entstellte Visage des anderen vor sein geistiges Auge. Und mit diesem Bild tauchten Reminiszenzen ihres letzten Aufeinandertreffens aus den Tiefen seiner Erinnerungen hervor, kehrte sein Geist zu jener Herbstnacht zurück, als er und der Narbige das letzte Mal aufeinander getroffen waren.
      Jonathan war einer inneren Unruhe gefolgt, hatte seine Sachen gepackt und war aufgebrochen. Obwohl er den Grund seiner Unruhe nicht ergründen hatte können, so war ihm damals vom ersten Augenblick an klar gewesen, den Stamm der Chipewyan, bei dem er die letzten vier Jahre verbracht hatte, für immer den Rücken zu kehren. Nur der Häuptling hatte seinen Aufbruch mitbekommen und Jonathan vermochte nicht, sich zu erinnern wann jemand derart traurig über seinen Abschied gewesen war. Auch ihn übermannte in diesen Momenten eine gewisse Wehmut. Er hatte sich wohl bei den Rothäuten gefühlt, die ihn, trotz seiner Launen, mit der Zeit als vollwertiges Mitgliedes des Stammes angesehen hatten. In nur wenigen Wochen verloren die Indianer ihre anfängliche Scheu vor dem wortkargen weißen Hünen.
      Insbesondere seiner Abneigung gegenüber Alkohol zollten gerade die Stammesältesten und die Frauen großen Respekt und schnell galt er auch den Kriegern als Vorbild. In diesen Jahren, gewann Jonathan zum ersten Mal seit seiner Kindheit ein Gefühl dafür, was es heißt, eine Heimat zu haben.
      Sein Hass und der bohrende Wunsch der Rache waren im Laufe der Zeit immer weiter in den Hintergrund getreten und fast schon hätte Jonathan nicht mehr an den Narbigen gedacht, bis ihn dieser unwiderstehliche Drang zum Aufbruch überfallen hatte. Offenbar hatte der Häuptling des Stammes etwas Ähnliches verspürt, denn er erwartete Jonathan vor den letzten Zelten des Winterlagers.
      „Sie gesagt, dass du gehen“, empfing er den Jäger im gebrochenen Englisch und hielt ihm ein ordentlich verschnürtes Bündel entgegen. Jonathan war damals nicht klar gewesen, wen der Indianer gemeint hatte, doch irgendwann ging ihm auf, dass er nur von Miriam gesprochen haben konnte.
      „Von unseren Brüdern aus Norden, wird dich schützen, bei jedem Wetter. Du mein Bruder – immer willkommen.“ Das Bündel enthielt die Eskimokleidung, ohne die Jonathan mit Sicherheit erfroren wäre.
      Nach vier Tagen Fußmarsch erreichte er den Yukon. Die Temperaturen waren in den letzten Tagen weiter gefallen, dabei hatte es geschneit bis es zu kalt dafür war. Der Yukon begann zu gefrieren. Fast den ganzen Tag über, ließ sich Jonathan von dem ungewöhnlichen Naturschauspiel fesseln. Als wäre der Frost ein lebendes Wesen, eroberte er in Sekundenschnelle die fließenden Wasser. Erst bildeten sich kleine Eisstücke an ruhigen Uferzonen, tasteten sich wie frostige Finger langsam in die Strommitte, um dann plötzlich, von einem Augenblick zum nächsten, über den ganzen Fluss zu springen.
      Erst als sich die Sonne hinter den westlichen Horizont schob, riss sich Jonathan von dem Schauspiel los und er richtete sich auf einem erhöhten Standort sein Lager. In der flachen Mulde entzündete er ein kleines Feuer. Die Zweige der umstehenden Bäume filterten den

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