Cook, Robin
kommen wir zum Beispiel an Namen und Sozialversicherungsnummern verstorbener Frauen?«
»Gute Frage«, gestand Joanna. »Darüber habe ich mir heute Morgen, als ich wach im Bett lag, auch schon den Kopf zerbrochen. Ich habe so etwas mal in einem Roman gelesen.«
»Und wie hat er oder sie es in deinem Roman angestellt?«
»Die Romanfigur hat jemanden mit Insiderwissen hinzugezogen. Eine Frau, die in einem Krankenhaus arbeitete und den Krankenakten entnehmen konnte, wer wann gestorben war.«
»Und was hat die Protagonistin in dem Roman dann mit den Namen der Verstorbenen gemacht?«
»Medicare hereingelegt, und zwar nach Strich und Faden.«
»Ist ja Wahnsinn!«, platzte Deborah heraus. »Aber uns hilft es leider nicht weiter. Es sei denn, du ziehst in Erwägung, Carlton mit einzuspannen.«
»Ich glaube, wir sollten Carlton lieber aus dieser Sache heraushalten«, entgegnete Joanna. »Womöglich würde er uns sogar an das FBI verpfeifen, wenn er Wind von unserem Vorhaben bekäme.«
Deborah nippte nachdenklich an ihrem Kaffee. »Ich glaube, wir sollten das Problem in mehreren Schritten angehen. Als Erstes besorgen wir uns die Namen. Und wenn wir die Namen haben, kümmern wir uns um die dazugehörigen Sozialversicherungsnummern und alles, was wir sonst noch brauchen, zum Beispiel die Geburtsdaten und vielleicht sogar die Mädchennamen der Verstorbenen.«
»Die Namen dürften kein Problem sein«, stellte Joanna fest. »Zu dem Schluss bin ich zumindest gekommen, als ich grübelnd im Bett lag. Wir gehen einfach in die Bibliothek und studieren die Todesanzeigen und Nachrufe im Boston Globe .«
»Eine super Idee!«, rief Deborah aufgeregt und beugte sich vor. »Warum ist mir das nicht eingefallen? Das ist sogar perfekt. In Todesanzeigen werden normalerweise auch Alter und Geburtsdaten der Verstorbenen genannt, und das erleichtert uns die Arbeit erheblich. Schließlich brauchen wir die Namen von Frauen, die zum Todeszeitpunkt in etwa in unserem Alter waren, so bizarr das auch klingen mag.«
»Ja«, stimmte Joanna zu, »es ist wirklich bizarr. Und irgendwie unheimlich. Außerdem sollten sie erst vor relativ kurzer Zeit gestorben sein.«
»An die Sozialversicherungsnummern heranzukommen, dürfte schon etwas schwieriger sein«, grübelte Deborah.
»Vielleicht müssen wir Carlton doch um Hilfe bitten«, überlegte Joanna laut. »Eine Frau, die in unserem Alter gestorben ist, dürfte ja wohl vorher als Patientin in einem Krankenhaus der Umgebung gelegen haben. Und wenn sie im Massachusetts General Hospital gestorben ist, müssten wir uns nur einen plausiblen Grund einfallen lassen, warum wir die Sozialversicherungsnummer der Frau brauchen. Wenn Carlton das Ganze nicht komisch vorkommt und er nicht misstrauisch wird, kann er uns bestimmt helfen.«
»Klingt mir nach ein bisschen viel wenn und aber«, stellte Deborah fest.
»Da hast du wohl Recht«, räumte Joanna ein.
»Ich hab’s!«, rief Deborah und schlug mit der Handfläche auf den Tisch. »Vor ein paar Jahren, als mein Großvater gestorben ist, brauchte meine Großmutter eine Sterbeurkunde, um das Haus auf sie umschreiben zu lassen.«
»Und inwiefern soll uns das weiterhelfen?«
»Eine Sterbeurkunde ist ein öffentliches Dokument«, erklärte Deborah und musste lachen. »Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen? Auf der Sterbeurkunde ist natürlich auch die Sozialversicherungsnummer vermerkt.«
»Super. Dann wissen wir ja, was wir zu tun haben.«
»Genau«, entgegnete Deborah. »Als Erstes gehen wir in die Bibliothek und dann zur Registerbehörde.«
»Aber die Sache hat noch einen Haken«, stellte Joanna fest und beugte sich verschwörerisch nach vorn. »Wie können wir sicher sein, dass die Sozialversicherungsnummern noch nicht annulliert wurden? So langsam, wie die Mühlen unserer Bürokratie mahlen, vermute ich zwar, dass es eine Weile dauert, bis eine Nummer aus dem Verkehr gezogen wird aber wie können wir auf Nummer sicher gehen?«
»Du hast Recht«, räumte Deborah ein. »Wenn irgendwelche Bürokraten der Wingate Clinic unsere Daten checken sollten und dabei herauskäme, dass wir eigentlich unter der Erde liegen müssten, wäre unsere Tarnung voll aufgeflogen.« Bei der Vorstellung musste sie halbherzig lachen.
»Ich habe eine Idee«, entgegnete Joanna. »Wenn wir die Urkunden in den Händen haben, machen wir noch einen Abstecher zur Fleet Bank und eröffnen zwei Sparkonten auf unsere neuen Namen. Da wir amerikanische Bürger sind, werden sie für
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