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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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hinein. »Für später«, erklärte sie. »Wenn du es nicht mehr aushältst.«
    »Milch?«
    »Das neutralisiert die Säure. Du fühlst dich wahrscheinlich so, als hättest du ein Magengeschwür auf der Kopfhaut, oder?«
    »Die Beschreibung ist ziemlich treffend.« Ich riss mich zusammen und starrte auf die zitternde weiße Oberfläche der Milch in der Schüssel. Blonder war besser, sicherer. Aber der Weg dorthin war lang und voller glühender Kohlen.
    »Lenk mich noch ein bisschen ab«, bettelte ich.
    »Bist du hier aufgewachsen?«

    »Nein. Mit dreizehn aus Minnesota hergezogen.«
    »Ach komm, genau das Gegenteil von mir. Wie war das für dich?«
    Ich nagte an meiner Unterlippe. Eigentlich redete ich nicht gern über diese Erfahrung, aber über irgendwas musste ich ja reden. »Es hat mir die Augen geöffnet.«
    »Wie meinst du das?«
    Ein dünnes Säurerinnsal schlängelte sich langsam meinen Nacken herunter. Ich rieb es weg.
    »Komm schon, Hunter. Du schaffst das. Werde eins mit der Säure.«
    »Ich werde eins mit der Säure!«
    Sie lachte. »Erzähl mir einfach irgendwas.«
    »Okay, ich sag dir was: In Fort Snelling war ich ziemlich beliebt, ich war gut in Sport, hatte einen Haufen Freunde und die Lehrer mochten mich. Ich hab mich für cool gehalten. Aber an meinem ersten Tag in New York war ich plötzlich der uncoolste Junge der Schule. Ich war falsch angezogen, hörte nur Mainstream und hatte keine Ahnung, dass es auch Leute gab, die anders drauf waren.«
    »Autsch.«
    »Nein, das hier ist Autsch.« Ich zeigte auf meinen Kopf. »Das andere war eher so als … als hätte mich jemand plötzlich ausradiert.«
    »Klingt ganz schön heftig.«
    »Das war’s auch.« Meine Stimme zitterte, was natürlich nur an der Säure auf meinem Kopf lag. »Aber als ich mich damit abgefunden hatte, dass ich dort keine Freunde finden würde, war der Druck auf einmal weg, verstehst du?«
    Sie seufzte. »Ja, das versteh ich.«

    »Ab da wurde es interessant. In Minnesota hat es im Grunde nur vier Cliquen gegeben: die Landeier, die Sportler, die Freaks und die Cheerleader. Und auf einmal war ich an einer Schule, an der es siebenundachtzig verschiedene Gruppierungen gab. Mir wurde klar, dass um mich herum eine total komplexe Kommunikation ablief, eine Milliarde codierte Botschaften, die Tag für Tag über Klamotten, Frisuren, Musik oder einen speziellen Slang übermittelt wurden. Irgendwann hab ich angefangen, die Leute ganz genau zu beobachten und ihre Codes zu entschlüsseln.«
    Ich blinzelte und holte tief Luft. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er schmelzen.
    »Und dann?«
    Ich zuckte mit den Schultern, was den Schmerz interessanterweise an ganz andere Stellen meines Kopfes verlagerte. »Nachdem ich das ein Jahr lang beobachtet hab, wechselte ich in der Neunten auf die Highschool, wo ich mich dann selbst neu erfinden konnte.«
    Jen schwieg. Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, so detailliert davon zu erzählen, und fragte mich, ob die Säure schon in mein Gehirn gesickert war und Löcher hineingefressen hatte.
    »Oh Mann.« Sie griff nach meiner Hand. »Das klingt schrecklich.«
    »Ja, es war echt scheiße.«
    »Aber dadurch bist du zum Cool Hunter geworden, oder?«
    Ich nickte, worauf ein zweites dünnes Säurerinnsal meinen Rücken hinablief. Meine Kopfhaut schwitzte, und aus den Poren quollen glühende Lavaströme, wie man sie öfter im Programm eines bekannten Fernsehsenders zu sehen bekommt,
der sich auf Berichte über wilde Tiere, neuartige Flugkörper und eben Vulkane spezialisiert hat. Ich zwang mich, an etwas anderes zu denken.
    »Ich hab angefangen, Leute auf der Straße zu fotografieren, um herauszufinden, was cool ist und was nicht und vor allem, warum. Das Ganze wurde zu so einer Art Manie – ich hab so eine Tendenz, mich in Sachen reinzusteigern –, und dann hab ich angefangen, Kommentare dazu aufzuschreiben. Daraus hat sich dann ein Blog entwickelt. Und vor ungefähr drei Jahren hat Mandy meine Website entdeckt und mir eine Mail geschrieben: ›Der Klient braucht dich‹ .«
    »Aaahh, ein Happy End.«
    Ich versuchte, ihr zuzustimmen, aber in diesem Moment war das einzige Happy End, an das ich denken konnte, mein Kopf in einem Eimer voll Milch. Einer Wanne voll Milch. Einem Schwimmbecken voll Eiscreme.
    »Deswegen hast du diese Frisur«, sagte Jen.
    »Wie bitte?«
    »Ich hab mich gefragt, warum du deine Haare vorne so lang wachsen lässt. Irgendwie kam es mir komisch vor, dass du ein Cool Hunter bist und

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