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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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völlig überrascht, sie mit kurzen Haaren zu sehen, weil mein Gedankenbild von ihr über Nacht wieder lange Haare bekommen hatte. Sie blieb einen Moment lang zögernd im Eingang stehen, ihr WLAN-Armband emsig flackernd, dann lächelte sie, als sie mich auf dem Sofa sitzen sah, auf dem wir schon beim ersten Mal gesessen hatten.
    Ich stand auf, während sie das Café durchquerte, und einen Augenblick später fiel sie mir um den Hals.
    »Hi, Hunter. Sorry, dass ich dir gestern einfach weggepennt bin.«
    »Kein Problem.« Ich drückte sie sanft aufs Sofa und ging uns Kaffee besorgen. Während ich darauf wartete, blickte ich über die Schulter zu ihr zurück, einfach nur, um mich zu vergewissern, dass sie immer noch da war und mich immer noch anlächelte, als wolle sie sagen: Ja, ich habe dich gestern Nacht geküsst.
    Meine Bestellung kam und ich trug sie an unseren Tisch.
    Nachdem ich Jen von Cassandras Anruf erzählt hatte, waren wir uns einig, dass er uns keinen Schritt weiterbrachte. Jetzt wussten wir lediglich, dass der Anti-Kunde Mandy irgendwie davon überzeugt hatte, ihn zu decken, was bedeutete, dass es in absehbarer Zukunft keinen Zweck haben würde, die Polizei einzuschalten.
    »Ich hab da eine Theorie«, sagte Jen.
    »Hattest du wieder einen epileptischen Anfall?«
    Sie schüttelte den Kopf und spielte mit ihrem Armband, das
im starken WLAN-Datenverkehr des Cafés aufgeregt blinkte, während die Leute um uns herum Spams löschten, MP3s herunterluden und die leistungsfähigste Suchmaschine der Welt damit beauftragten, Bilder von blonden Tennisspielerinnen für sie zu finden.
    »Nein, ich hab zum Glück nur ganz herkömmliche Denkarbeit geleistet und heute Morgen meine PooSham-Kamera auseinandergebaut. Und ich hatte recht. Von jeder Aufnahme, die man schießt, wird automatisch eine Kopie an das nächstgelegene Netzwerk übertragen.«
    »Aber wozu?«
    Sie beugte sich näher, als fürchtete sie, das Sofa wäre verwanzt. (Mit den elektronischen Dingern, nicht mit denen, die Blut saugen. Na? Fängt es wieder an, euch überall zu jucken?)
    »Na ja, sie haben einiges an Anstrengungen auf sich genommen, um die Party gestern auf die Beine zu stellen, und sich das Ganze ziemlich was kosten lassen.«
    »Stimmt. Sie mussten eine neue Shampoomarke erfinden, einen Werbespot dazu drehen und das Co-Sponsoring finanzieren. So was kann leicht in die Millionen gehen.«
    »Nicht zu vergessen die WLAN-fähigen Digitalkameras, von denen sie ungefähr fünfhundert Stück gratis verteilt haben. Und das alles nur, um sich einen Haufen Fotos von reichen Schnöseln zu beschaffen, die sich danebenbenehmen?«
    Ich nickte und dachte daran zurück, wie das Partytreiben immer chaotischer geworden war, während aus allen Richtungen Farbblitze aufgeflammt waren. Der Paka-Paka-Effekt hatte ungehindert seine Wirkung entfalten können – je ausgelassener die Gäste geworden waren, desto mehr Bilder hatten sie geknipst und desto größer war das Chaos geworden. »Die
müssen heute Morgen etliche Gigabyte an Bildmaterial auf ihrem Server gehabt haben.«
    »Klingt nach einem ziemlich eindeutigen Motiv«, sagte Jen ernst. »Erpressung.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Ich lehnte mich in das speckige Polster zurück. »Es stimmt zwar, dass sich alle die Kante gegeben und sich komplett zum Affen gemacht haben. Aber das ist schließlich nichts Verbotenes. Ich meine, welcher Volljährige würde schon Schweigegeld bezahlen, um zu vertuschen, dass er sich auf einer Party betrunken und ein bisschen auf die Kacke gehauen hat?«
    »Ein Politiker? Vielleicht waren die Söhne oder Töchter von einflussreichen Leuten da?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das wäre eine viel zu kleine Zielgruppe. Der Anti-Kunde denkt groß. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es ihm um Geld geht.«
    »Was hat Lexa noch mal gesagt, als wir bei ihr waren? ›Cool bedeutet Geld und für Geld tun Menschen alles Mögliche‹ .«
    »Schon, aber das heißt nicht, dass der Anti-Kunde Geld cool findet.«
    Jen grübelte kurz darüber nach, dann lehnte sie sich seufzend zurück. »Worum geht es ihm dann, Hunter?«
    Vor meinem inneren Auge tauchte wieder die Frau auf, die mit den Lippen die Worte Ruf mich an geformt hatte. Früher oder später würde ich nicht mehr darum herumkommen, sie anzurufen, aber vorher brauchte ich noch mehr Informationen.
    »Ich glaube, wir sollten erst mal herausfinden, wer die Frau ist.«
    Jen verstand sofort. »Die auf den Rollerskates?« Sie griff

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