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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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ihren Rucksack und zog vier Ausdrucke heraus – Fotos von Schurke Nr. 3, dem Glatzkopf, der Future-Sarcastic-Frau und der Fehlenden schwarzen Frau, die alle Sonnenbrillen trugen, um sich vor den PooSham-Blitzen zu schützen. »War ziemlich einfach, sie in dem ganzen Chaos unbemerkt zu fotografieren. «
    »Gute Jen.« Das Bild der Frau war zwar verwackelt, aber ich sah sofort wieder, was mir schon bei der ersten Begegnung mit ihr aufgefallen war. »Das ist die Frau, die wir finden müssen.«
    »Warum gerade sie?«
    »Ich verdiene meine Brötchen damit, wahre Coolness zu erkennen. Ich kann Anführer von Anhängern unterscheiden und weiß, wo ein Trend beginnt und wie er sich ausbreitet. Als ich dich das erste Mal gesehen hab, wusste ich sofort, dass du die Innovatorin dieser abgefahrenen Schnürtechnik bist.«
    Jen schaute auf ihre Schuhe und zuckte mit den Schultern. Leugnen war zwecklos.
    Ich sah mir noch einmal das Foto an. Kein Zweifel: Diese Frau gehörte der Fantasiewelt des Klienten an, einem Ort, an dem Schuhe Flügel hatten, wo Bewegung Magnetismus war – und sie die Verkörperung von purem Charisma auf Rollerskates.
    »Vertrau mir«, sagte ich. »Wir suchen nicht nach einem einzelnen, wild gewordenen Cool Hunter. Der Anti-Kunde ist eine Bewegung. Und sie ist die Innovatorin.«

Kapitel
DREIUNDZWANZIG
    Die Welt ist klein. Das ist wissenschaflich bewiesen.
    1967 bat ein Forscher namens Stanley Milgram sechzig zufällig ausgewählte Personen aus Kansas, einer von ihm festgelegten Person ein Päckchen zu schicken – ohne dass sie die Person kannten oder wussten, wo sie wohnte. Die Teilnehmer konnten das Päckchen an jeden senden, den sie persönlich kannten, der es wiederum an jeden senden konnte, den er persönlich kannte und so weiter – bis das Paket schließlich bei der jeweiligen Zielperson eingetroffen war.
    Die Pakete erreichten ihr Ziel schneller als erwartet. Im Durchschnitt lagen jeweils nur sechs Stationen zwischen Absender und Zielperson – ein Phänomen, das unter anderem als die »Bacon-Zahl« (richtig, wir sprechen hier vom Lieblingsschauspieler meiner Mom) oder auch als »Six Degrees of Separation« bekannt ist. In unserer kleinen Welt (ein Dorf, ich sag es euch) seid ihr nur ungefähr sechs Shakehands von eurer großen Liebe, eurem meistgehassten Promi oder der Person entfernt, die den Spruch »Jemandem ein Ohr abkauen« erfunden hat.
    Wenn die Welt also schon so klein ist, dann ist die Cool-Hunting-Welt winzig. Angenommen Jen und ich lagen mit unseren Paka-Paka-Erkenntnissen richtig, trennten uns lediglich
ein paar Handschläge von der Fehlenden schwarzen Frau. Jetzt ging es nur noch darum, die richtigen Hände zu schütteln.
     
    Aber vorher mussten wir meinen Smoking zur Reinigung bringen.
    Wir gaben das Hemd, die Hose und die Fliege ab, damit sie bei der Rückgabe im Geschäft wieder wie neu glänzten und ich mein Geld (wenigstens teilweise) zurückbekam. Ich sah nervös zu, wie der Chinese hinter der Annahmetheke die Preisschildchen abschnitt.
    »Sie haben getragen diese Kleidung?«
    »Ja.«
    Schnipp. »Mit Preisschildchen?«
    »Ja.«
    Schnipp, schnipp. »Sie vorher müssen entfernen Schildchen. «
    »Ja.«
    Schnipp, schnipp, schnipp, Pause. »Ihre Hände rot?«
    »Ja.«
    »Können Sie vielleicht den Ärmel an diesem Jackett hier wieder richten?«, unterbrach Jen unsere geistreiche Unterhaltung, worauf eine längere, von Kopfschütteln und bedauernden Gesten begleitete Redepause folgte. Ich nutzte die Gelegenheit und fegte verstohlen die Preisschildchen von der Theke in meine Tasche.
    »Nein. Kann nicht richten.«
    Jen faltete das Jackett sorgfältig zusammen und schob es behutsam in die Tüte zurück, eine Geste, die natürlich nur noch rein symbolischen Charakter hatte: Respekt vor den Toten.

    »Mach dir keine Sorgen, Hunter. Ich krieg das schon irgendwie hin.«
    Der Mann sah Jen an und schüttelte erneut den Kopf.
     
    Der Central Park ist, genau wie der Rest von Manhattan, an einem gitterförmigen Raster ausgerichtet.
    In anderen Städten sind Parkanlagen organisch gewachsene kreisförmige Gebilde, folgen den Windungen eines Flusses oder haben alle möglichen anderen Formen. Aber der Central Park ist ein exaktes Rechteck, das auf der unregelmäßig geformten Insel Manhattan sitzt wie das Etikett auf einem eingeschweißten Stück Braten.
    Am unteren Rand des Etiketts, sozusagen bei den »Inhaltsstoffen«, trifft sich jeden Samstagnachmittag eine sehr coole Kaste zu einer Art

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