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Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Hafenviertel über die Jahre verändert hatte, zuzusehen, wie der Wind durch Jens kurze Haare zauste, und das Gefühl zu genießen, neben ihr zu stehen, auch wenn das das Äußerste an Nähe war, das ich in Zukunft von ihr zu erwarten hatte.
    »Wie gefällt dir eigentlich dein Jackett?«, sagte sie.
    »Mein was ?« Und dann dämmerte es mir. Ich streckte die Hand aus und berührte den schwarzen, mit winzigen grauen französischen Lilien gemusterten Seidenstoff. Es war das Futter meines Tausend-Dollar-Desasters, das sie einfach nach außen gedreht hatte. Den scheußlichen Riss hatte sie zusammen mit den Ärmeln abgeschnitten und die Säume neu vernäht, sodass der elegante Schnitt des Jacketts auch in seiner auf links gedrehten Ausführung vollkommen erhalten geblieben war.
    »Wahnsinn.«
    »Zieh mal an.« Sie streifte das Jackett ab.
    Es passte immer noch wie angegossen, genau wie vor zwei Abenden. Sogar beinahe ein bisschen besser, wie das manchmal der Fall ist, wenn etwas von innen nach außen gestülpt wird. Und dieses neue Jackett – überraschend ärmellos, aus japanischer Seide und absolut Fliegen-inkompatibel – verkörperte nicht den Nicht-Hunter, sondern mich. »Ein Traum.«
    »Freut mich, dass es dir gefällt. Ich hab die ganze Nacht drangesessen.«
    Ihre Hände fuhren über die Seitennähte, strichen über die Brusttaschen (ursprünglich innen, jetzt außen) und prüften den Sitz an den Schultern. Dann glitten sie um meine Taille.
    »Tut mir total leid, Hunter.«

    Ich atmete langsam aus und schaute in ihre grünen Augen. Erleichterung durchflutete mich, als hätte ich irgendeine schreckliche Prüfung hinter mich gebracht. »Mir auch.«
    Sie wandte den Blick ab. » Du hast dich nicht wie ein Arsch benommen.«
    »Und du hast nur die Wahrheit gesagt. Die kam vielleicht ein bisschen arschig rüber, aber du hattest recht. Ich beobachte zu viel und ich denke zu viel nach.«
    »Stimmt, aber beides machst du auf eine echt coole Art. Und ich mag den ganzen Kram, den du im Kopf mit dir rumschleppst. «
    »Ja, aber du willst wirklich was verändern, Jen – und zwar nicht nur, wie Leute ihre Schuhe binden.«
    »Du auch.« Sie wandte den Kopf ab und blickte über den Fluss. »Als du gestern so getan hast, als wären die Spalter eigentlich gar nicht so toll, da hast du doch bloß versucht, mich zu trösten.«
    »Nicht unbedingt.« Ich holte tief Luft. Obwohl ich mich gestern Nacht immer wieder ausgiebig in Selbstmitleid gesuhlt hatte, hatte ich zwischendurch auch ein paar klare Momente gehabt, in denen ich gründlich nachgedacht hatte. »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich von den Spaltern halten soll, Jen. Ich finde, dass sie sich für ihre Aktion eine ziemlich einfache Zielscheibe ausgesucht haben. Und diese Paka-Paka-Geschichte war richtig riskant. Ich meine, stell dir mal vor, jemand hätte dabei einen schweren Schaden davongetragen, dann wäre die Sache ziemlich schnell nicht mehr witzig gewesen, sondern verdammt bitter.«
    Jen dachte einen Moment lang nach und zuckte dann mit den Achseln. »Vielleicht. Aber das beweist doch nur, dass sie
unsere Hilfe brauchen. Deine analytischen Fähigkeiten und die riesige Datenbank an unnötigem Wissen in deinem Kopf. Und meine, äh, unkonventionelle Art zu denken oder wie immer man das nennen will. Wir könnten richtig nützlich für sie sein. Außerdem sind sie einfach cool.«
    »Ich hab nie das Gegenteil behauptet.« Ich dachte an meinen ersten Schultag in New York zurück, als mir klar geworden war, wie tief ich in der Pyramidenhierarchie gestürzt war. Von einem Moment zum anderen gehörte ich plötzlich zu den Uncoolen und jeder konnte es mir sofort ansehen. Umgekehrt wusste ich instinktiv, wer zu den coolen Kids gehörte. Sie waren wie funkelnde Rasierklingen – so scharf, dass es wehtat, sie anzuschauen. Seitdem erkannte ich die Coolen, egal wie jung oder alt sie waren.
    Aber seit diesem Tag habe ich ihnen auch nie mehr wirklich über den Weg getraut.
    Warum vertraute ich dann Jen? Diesem Mädchen, das vor knapp zwölf Stunden wegen eines … eines Haufens verbrannter Schuhe mit mir Schluss gemacht hatte. Die mich gehasst hatte, weil ich nicht geblieben war, um ihr bei der Suche zu helfen, und nicht gemerkt hatte, wie groß ihre Angst war, durch diese verpasste Chance mit den Spaltern ihre Coolness wieder zu verlieren, so wie sie sie schon einmal verloren hatte.
    Wobei man schon ziemlich verrückt sein musste, um das zu glauben, aber so war Jen nun

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