Cool und Lam 13 - Die goldgelbe Tuer
Unverschämtheit ist wirklich beispiellos. Einem anderen hätte ich schon längst eine ‘runtergehauen, und ich weiß wahrhaftig nicht, warum ich mich überhaupt noch mit Ihnen aufhalte.«
»Gut. Ich nehme Ihre Entrüstung zur Kenntnis. Aber Sie haben mir meine Frage noch nicht beantwortet.«
Sie zuckte resigniert mit den Schultern. »Sie sind hoffnungslos. Also nein, Mr. Lam, ich habe keinen Liebhaber. Es ist mir völlig egal, ob die Polizei in meinem Eheleben herumschnüffelt oder nicht.«
»Und wie steht’s mit Ihrer Vergangenheit?«
Sie sah mich mit festem Blick an. »Das ist etwas anderes. Das wäre mir nicht angenehm.«
»Ist sie anfechtbar?«
»Fragen zu diesem Thema beantworte ich nicht. Sonst habe ich Ihnen alles gesagt, was ich weiß, weil ich glaube, daß Sie meine Lage richtig beurteilen. Die Polizei verdächtigt mich zwar bisher offenbar nicht, aber früher oder später muß ich damit rechnen. Diese Aussicht erfüllt mich mit ziemlicher Sorge. Mein Mann ließ sich nämlich vor etwa sechs Wochen zu meinen Gunsten versichern.«
»Die Polizei weiß noch nichts davon?«
»Man hat mich bisher nicht danach gefragt.«
»Erzählen Sie mir von dieser Grube in Siskiyou .«
»Sie gehört einer Aktiengesellschaft. Mein Mann besaß eine ganze Reihe solcher Gesellschaften.«
»Können Sie mir die Lage dieser Grube nicht ein bißchen genauer beschreiben?«
»Sie liegt irgendwo im Seiad -Tal. Das muß ein ganz wildes, bewaldetes Gebiet im nördlichen Teil von Siskiyou sein. Ich selbst war noch nie da oben.«
»Was geht in einer solchen Grube vor sich?«
Sie lächelte nachsichtig und sagte mit der Stimme einer geduldigen Mutter: »Das Erz wird abgebaut und mit Lastautos und Güterwagen in die Gießerei gebracht, wo es verhüttet wird.«
»Gehörte die Gießerei auch Ihrem Mann?«
»Ja.«
»Und dann?«
»Dann bekam mein Mann von der Gießerei Geld.«
»Viel Geld?«
»Ich glaube, das richtet sich nach der Ergiebigkeit des Gesteins, aber es waren immer sehr hohe Beträge.«
»Wer führt die Bücher? Hatte Ihr Mann ein Büro?«
»Nein, er hatte kein Büro im üblichen Sinne des Wortes. Er war eine Art Prospektor, wenn Sie so wollen. Er machte Mineralvorkommen ausfindig und gründete eine Gesellschaft zu ihrer Erschließung. Die Zahlen und Daten, die er dazu brauchte, hatte er im Kopf. Die Buchhaltung besorgt ein Steuerberater — ein Mr. Hartley L. Channing. Er steht im Fernsprechbuch.«
»Fällt Ihnen sonst noch etwas ein, was uns weiterhelfen könnte?«
»Also, ich weiß nicht, aber mein Mann war furchtbar abergläubisch.«
»Das sind fast alle Leute, die mit dem Bergbau zu tun haben.«
»Mag sein, aber mein Mann hatte eine ganz bestimmte fixe Idee. Eine von den Gruben, die in Betrieb sind, und zwar immer die gewinnbringendste, wurde regelmäßig >Die goldgelbe Tür< getauft und erschien auch unter diesem Namen in den Büchern.«
Ich überlegte schnell. In San Francisco gab es einen Spielsalon, der >Die goldgelbe Tür< hieß, und ich fragte mich, ob sie oder ihr Mann darüber im Bilde war. Vielleicht hatte George Bishop eines Nachts beim Spiel unverschämtes Glück gehabt und deshalb geglaubt, der Name würde ihm auch bei seinen Geschäften Glück bringen.
»Sonst noch was?« erkundigte ich mich.
»Nun ja — in gewisser Weise...«
»Sprechen Sie nur.«
»Als mein Mann am Dienstagabend abfuhr, war er sich klar darüber, daß er eine gefährliche Reise antrat.«
»Woraus schließen Sie das? Hat er Ihnen irgendwelche Andeutungen gemacht?«
»Nein, das nicht. Mein Mann war immer ein wenig besorgt, wenn er mich allein lassen mußte, und bewahrte in seinem Schreibtisch eine Pistole auf. Er hatte mir auch ganz genau gezeigt, wie man damit umgeht. Aber auf seiner letzten Fahrt nahm er die Waffe mit, und das hat er vorher noch nie getan.«
»Er wollte die ganze Nacht durchfahren, oder? War es da nicht begreiflich, daß er vorsichtshalber eine Pistole bei sich hatte?«
»Ja, gewiß, aber es war schließlich nicht seine erste Nachtfahrt, und sonst hat er mir die Waffe immer dagelassen.«
»Hat Ihr Mann Ihnen gesagt, daß er sie mitnehmen würde?«
»Nein.«
»Woher wissen Sie dann, daß sie weg ist?«
»Weil sie nach seiner Abreise nicht mehr in der Schublade lag, obwohl ich sie ein paar Tage vorher noch dort gesehen hatte.«
»Trug er die Pistole direkt bei sich, oder hatte er sie in den Koffer getan?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Aber Sie haben doch den Inhalt des Koffers
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