Cool und Lam 13 - Die goldgelbe Tuer
dessen, was zum Schluß zurückbleiben würde, wäre vielleicht eine Analyse möglich.
Gold ist ein herrliches Metall, aber am schönsten ist es, wenn es einem, eingebettet in Geröll und feuchten, schwarzen Sand, plötzlich entgegenfunkelt. Ich ließ das Wasser im Trog behutsam kreisen, und je mehr Schlamm weggespült wurde, desto klarer trat ein langes, keilförmiges Band von Goldpartikelchen am oberen Ende des Gerinnes zutage. Ich hatte mit einem Erfolg gerechnet, aber nicht mit einem so großen. Es hatte fast den Anschein, als hätten die Brocken in meinem Mörser zu einem Drittel aus Gold bestanden.
Irenes Finger krallten sich in meine Schulter. »Donald!« keuchte sie. »Donald!«
»Ein hübscher Anblick, was? Das ist das Komische beim Goldwaschen: Wenn man ein paar Flitterchen im Werte von noch nicht mal zehn Cent zusammengebracht hat, bildet man sich ein, sie wären zwei Millionen wert .« Ich kippte den Inhalt des Trogs mitsamt dem Golde in die Wanne, spülte alles aus und räumte es weg.
»Donald, wollen Sie denn das Gold nicht aufheben?«
»Wozu? Ich hätte doch nichts als Ärger damit.«
Ich sammelte die größeren Gesteinsbrocken, die nicht mit dem Wasser abgeflossen waren, aus der Wanne, warf sie in den Eimer und sagte: »Tragen Sie das Zeug wieder zum Haufen zurück, Irene. Wir wollen unsere Entdeckung vorläufig für uns behalten.«
Sie verschwand mit dem Eimer, leerte ihn aus und kam mit sehr nachdenklicher Miene zurück. »Was soll ich jetzt machen, Donald?«
»Kaufen Sie für Ihre zehntausend Dollar Aktien des Skyhook Bergbau-Syndikats und...«
»Aber das ist doch eine Gesellschaft meines Mannes?«
»Stimmt. Seine letzte Gründung. Da kommt das Gestein her.«
»Woher wissen Sie das so genau, Donald?«
»Weil das die einzige Erklärung für sein Wechselmanöver ist. Die Gesellschaft hatte zum Abbau der Grube von der Bank Geld geliehen, und zwar gegen Wechsel, und Ihr Mann weigerte sich plötzlich, ihn zu bezahlen.«
»Aber warum denn bloß?«
»Oh, das war ein ganz raffinierter Schachzug. Er wollte den Aktionären ein optimistisches kleines Briefchen schreiben und ihnen schonend mitteilen, daß die Firma momentan eine finanzielle Krise durchmache, weil die Bank auf Einlösung eines Wechsels bestünde. Die Aktionäre sollten sich davon jedoch keinesfalls entmutigen lassen und ihre Anteilscheine vorerst nicht abstoßen, da die Grube zu den schönsten Hoffnungen berechtigte.«
»Na und?« fragte sie.
»Die Wirkung eines solchen Briefes liegt doch auf der Hand. Er mußte unter den Aktionären eine wilde Panik hervorrufen. Sie würden ihre Aktien auf den Markt werfen und jeden Preis dafür nehmen, den man ihnen bietet.«
»Können Sie mir verraten, was dabei raffiniert sein soll?«
»Gewiß. Ihr Mann machte sich die Denkfaulheit der Menschen zunutze. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier mit einer Vorliebe für die Schablone, weil das bequemer ist. Wenn eine Grubengesellschaft Gewinne ausschüttet, bilden sich die Leute natürlich ein, der Gewinn stammt aus der Grube. Wenn die Gießerei einen Scheck ausstellt, glaubt jeder, das wäre die Bezahlung für eine Lieferung erzhaltigen Gesteins. Ihr Mann besaß mehrere Grubengesellschaften und eine Gießerei, und deshalb kam kein Mensch auf die Idee, daß er sein Geld mit einem Spielsalon machte.«
»Und Sie meinen also, ich sollte mir Aktien dieses Syndikats kaufen?«
»Des Skyhook Bergbau-Syndikats. Ja, unbedingt. Der Spielsalon ist in den Händen von Muskelmännern. Aber wenn Sie die Aktien kaufen, retten Sie wenigstens etwas von dem Vermögen Ihres Mannes.«
»Aber wo bekomme ich die Aktien her?«
»Ich möchte beinahe wetten, daß Ihr Mann da schon einige Vorarbeit geleistet hat. Wir wollen uns mal etwas umsehen.«
Wir brauchten gar nicht lange zu suchen. In Bishops Schreibtisch entdeckten wir den Entwurf zu einem Brief an die Aktionäre. Er war sehr geschickt abgefaßt und entsprach so ziemlich meinen Vorstellungen. Außerdem fanden wir eine Liste, die nicht nur die Namen und Adressen der Aktionäre, sondern auch die Anzahl der von ihnen erworbenen Anteilscheine enthielt.
»Na, wie ist es?« fragte ich. »Wollen Sie die Chance ausnutzen? Anscheinend sind Aktien im Werte von ungefähr dreißigtausend Dollar abgesetzt worden. Man könnte sie vermutlich für fünfzehn- bis zwanzigtausend zurückkaufen. Andererseits gehörte die betreffende Gesellschaft Ihrem Mann. Wenn Sie ihn beerben, brauchen Sie sich die Aktien nicht zu sichern. Dann
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