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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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mich erzählt!«
    »Bitte gehen Sie!«
    »Pauley hat es mir gesagt«, fuhr er fort. »Pauley hat gehört, was Sie dem miesen Daley erzählt haben. Sie haben also etwas gefunden, ja?« Er lachte bellend. »Na schön, her damit …«
    »Das stimmt nicht! Ich habe nichts gefunden!«
    »Lüg mich nicht an!« brüllte er. »Her damit, sonst schlag ich dir den Schädel ein!«
    Er nahm etwas vom Tisch, um seine Drohung zu unterstreichen; erst hinterher erkannte Lorna, daß es sich um ihr Souvenir von der Weltausstellung handelte. Sie hob die Arme und zog den Kopf ein.
    »Sie haben Sie also wirklich umgebracht«, wimmerte sie. »Sie haben Ihre Frau getötet …«
    »Und dich murkse ich auch ab!« brüllte er. »Ich bringe dich um, du altes Scheusal! Du bist wie sie! Genau wie sie!«
    »Bitte, Mr. Birch, nein! Bitte, bitte …«
    Er machte einen unsicheren Schritt auf sie zu, und Lorna schrie auf. Die Folgen dieses Schreis überraschten Lorna mehr als Birch. Die Haustür platzte auf. Birch drehte sich schwerfällig um und starrte mit verständnislos blinzelnden Augen auf die uniformierte Gestalt, die ins Zimmer stürmte. Der Beamte hatte nicht einmal die Waffe gezogen; er strahlte eine solche Autorität aus, daß Birch die Hand mit dem Messinggebilde senkte und langsam den Kopf schüttelte, eine flehentlich-unterwürfige Geste.
    »Ich habe nichts getan«, murmelte er. »Ehrlich, ich hab nichts getan …«
    »Gott sei Dank!« schluchzte Lorna und lief zu dem Polizisten. »Gott sei Dank, daß Sie mich gehört haben …«
    Der Beamte berührte sie am Arm. »Schon gut, Mrs. Powell, ich halte schon seit einer Stunde vor Ihrem Haus Wache. Sheriff Daley hat mich beauftragt, in den nächsten Nächten auf Ihr Haus aufzupassen, er meinte, daß Sie vielleicht Schutz brauchten.« Er starrte düster auf Birch. »Und wie ich sehe, hatte er recht.«
    »Er hat seine Frau umgebracht!« sagte Lorna und deutete mit zitterndem Finger auf den Mann. »Er hat es zugegeben. Er hat sie umgebracht …«
    »Na, Sie wird er jedenfalls nicht mehr belästigen.« Der Polizist packte Birch am Arm und drängte ihn zur Haustür hinaus. »Ich übergebe ihn dem Sheriff.«
    Früh am nächsten Morgen standen einige Wolken am Himmel, doch gegen acht Uhr kam die Sonne durch und bestrahlte den Garten. Lorna stand um halb zehn Uhr auf und kam zu dem Schluß, daß sie genug geruht hatte. Sie zog sich an, verzehrte ein leichtes Frühstück und machte sich wieder an ihre Gartenarbeit.
    Als Sheriff Daleys Wagen vor dem Jägerzaun hielt, blickte sie von ihren Pflanzen auf und strich sich das Haar aus den Augen.
    »Guten Morgen, Mrs. Powell«, sagte Daley fröhlich. »Tut mir leid, daß ich gestern abend nicht mehr mit Ihnen sprechen konnte, aber wir hatten ziemlich viel zu tun.«
    Sie stand auf. »Ich möchte Ihnen danken, daß Sie den netten Beamten vor mein Haus gestellt haben. Der Himmel mag wissen, was geschehen wäre, wenn …«
    »Nun, dank Ihnen ist ziemlich viel geschehen.« Der Sheriff stützte sich auf den Zaun. »Wally Birch hat gestern abend ein Geständnis abgelegt. Nach so langer Zeit wissen wir endlich die Wahrheit. Er hat seine Frau tatsächlich ermordet.«
    »Wie schrecklich!« sagte Lorna. »Ich bin froh, daß alles vorbei ist …«
    »Das einzige, was mir zu schaffen macht, ist Ihr Fund, Mrs. Powell. Weshalb waren Sie so sicher, daß es ein Mord war?«
    »Wenn ich es Ihnen sage – werden Sie dann nicht meinen Garten umgraben? Wenigstens nicht bis zur Blumenschau?«
    »Ihren Garten umgraben? Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Sie werden es gleich verstehen«, sagte Lorna seufzend.
    »Einen Augenblick.«
    Sie eilte in die Besenkammer und holte den Schädel.
    »Hier«, sagte sie und reichte dem Sheriff das scheußliche Ding. »Deshalb war ich von einem Mord so überzeugt. Ich hab’s gestern im Garten gefunden.«
    Er zog die Stirn kraus und drehte das Gebilde in der Hand.
    »Komisch«, sagte er. »Birch hat zugegeben, seine Frau getötet zu haben – aber er behauptet, er hätte sie ertränkt.«
    Langsam drehte er den Schädel in den Fingern, als suche er etwas. Plötzlich drückte er gegen die Schädeldecke. Es dauerte eine Weile, bis ein Spalt erschien, dann hob sich der gerundete Knochen an einem kleinen Scharnier.
    Daley griff in die Höhlung des Schädels und betastete die winzigen trocken-schwarzen Flocken.
    »Pfeifentabak«, sagte er. »Dies ist ein alter Tabakbehälter, Mrs. Powell.«

Die Dame und der Jüngling
    Sie waren sehr verschieden,

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