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Coole Geschichten für clevere Leser

Coole Geschichten für clevere Leser

Titel: Coole Geschichten für clevere Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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geheimnisvoll und nickte zur Begrüßung.
    »Guten Morgen, George. Sehr bedauerlich, der Ärger gestern mittag. Geht es Ihnen wieder besser?«
    »O ja, Sir, Mr. Carruthers. Mir geht es wieder gut.«
    »Das höre ich gern.« Er lachte fröhlich. »Das war ein Abenteuer, wie? Ein Abenteuer, das uns klarmacht, nicht wahr, wie leicht unsere kleine Bank überfallen werden kann. Wir waren alle ziemlich selbstgefällig, meinen Sie nicht auch?«
    »Sir?«
    Mr. Burrows ließ ein trockenes Lachen hören. »Lassen Sie sich von ihm nicht länger auf den Arm nehmen, er hat für die nächste Zeit genug angerichtet. Sagst du es ihm, Dan, oder soll ich?«
    »Ich finde, das wäre eher meine Pflicht.« Mr. Carruthers kratzte sich am Kinn. »George, tut mir leid, daß ich Ihnen so mitspielen mußte, aber ich hielt es für eine gute Idee, angesichts der Tatsache, daß heutzutage die Banken reihenweise ausgeraubt werden. Ich wollte beweisen, daß auch unsere Bank dagegen nicht gefeit ist. Ich gelte zwar als pensioniert, aber das bedeutet nicht, daß mein Verstand eingerostet ist. Deshalb habe ich gestern meine kleine Schau abgezogen; künftig sollen alle die Augen offen halten. Es mag zwar ziemlich kindisch aussehen, trotzdem glaube ich, daß wir daraus gelernt haben, meinen Sie nicht auch?«
    George schüttelte automatisch den Kopf.
    »Ich verstehe kein Wort«, sagte er. »Was für eine Schau? Was meinen Sie?«
    Der alte Mann lachte, zog ein weißes Taschentuch aus der Hosentasche, hielt es sich vor den Mund und sagte: »Los, her damit!«
    Mr. Burrows lachte schmetternd los, doch George vermochte es ihm nicht nachzumachen.
    »Und das Geld?« fragte er gepreßt.
    »Ach, darüber machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Mr. Carruthers. »Ich hab’s in Ihre Kassenbox zurückgetan, George, die ganzen sechstausend. Wir schließen gerade die Kassenprüfung ab.« Er stand auf und schlug George auf die Schulter. »Sie sind ein braver Bursche, George, ein braver Bursche. Bothwick-Schüler, nicht wahr?«
    »Jawohl, Sir«, sagte George Picken resigniert.
    Hinter den Männern ging die Tür auf, und Mr. Bell, der Chefrevisor, schob den schmalen Kopf ins Zimmer. »Mr. Burrows«, sagte er ernst, »könnte ich Sie mal einen Augenblick sprechen?«

Leichenschau
    Seth Powers hatte bereits eine ganze Woche seinen Haß auf den Mann genährt, der seinen Bruder umgebracht hatte. Während er nun in der letzten Reihe des Versammlungsraums von Haughton County saß, konzentrierte sich dieser Haß auf den kleinen dicken Mann, der hinter dem zerkratzten Holztisch thronte, die runden Finger verschränkt, den winzigen Mund zu einem Ausdruck einsichtsvoller Allwissenheit geschürzt. Seth hatte guten Grund, Willard Klay, den Leichenbeschauer des Bezirks, zu hassen, hatte doch Klay seine lodernden Rachegedanken mit kaltem Wasser übergossen, einen Rachedurst, der ihn veranlaßt hatte, nach acht Jahren ins Haughton County zurückzukehren.
    »Scheint mir völlig klar zu sein«, sagte Klay gerade. »Bill Powers erschoß sich versehentlich, während er seine Flinte säuberte. Die Pulververbrennungen, die Lage der Leiche und so – alles spricht dafür. Nun, Sie haben die Fakten gehört. Wollen Sie gleich darüber abstimmen oder erst Mittagspause machen?«
    Eines der Jurymitglieder murmelte etwas, und Klay sagte: »Na schön, dann stimmen wir ab. Dan, sammle die Zettel ein.«
    Es dauerte kaum fünf Minuten, dann konnte der Sprecher verkünden: »Wir befinden, daß der Verstorbene durch Unfall ums Leben gekommen ist.« Klay nickte und sagte: »So sei es denn«, stand auf und gähnte wie ein Mann, der ein längeres Nickerchen hinter sich hat. Füße scharrten über den Boden, Gespräche kamen in Gang; nur Seth Powers, dessen Augen vor Zorn dunkel, dessen Lippen vor Haß schmal geworden waren, rührte sich nicht von der Stelle. Er wollte nicht glauben, daß alles vorbei war, einfach so, daß der Mörder seines Bruders heute abend guten Grund hatte, eine festliche Mahlzeit zu verspeisen und in aller Ruhe zu Bett zu gehen.
    Der Saal leerte sich allmählich, doch Seth saß noch immer an seinem Platz. Schließlich kam Joe Garafolo, der Deputy Sheriff des Bezirks, und setzte sich wortlos neben ihn.
    »Ich weiß, wie dir zumute ist, Seth«, sagte er und beugte sich vor. »Aber du kannst nichts dagegen tun. Am besten fährst du wieder nach Hause.«
    »Nach Hause? Etwas anderes fällt dir nicht ein? Du hast doch Billy gefunden, Joe, warum hast du nichts gesagt?«
    Garafolo breitete die

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