Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)
mal dabei bin, sollte ich mir gleich noch ein paar ähnlich einfache Projekte vornehmen, wie zum Beispiel:
4) den Weltfrieden sichern oder
5) die Klimaerwärmung stoppen.
Draußen dämmert es bereits, als ich endlich den Ausgang des Tunnels erreiche. Der Gang endet in einem hohlen Baum. Man kann den Ausstieg von außen nicht erkennen, weil der Bürgermeister eines seiner Wahlplakate davorgehängt hat.
Ich warte, bis ich sicher bin, dass gerade niemand draußen vorbeigeht. Dann schiebe ich das Plakat zur Seite und klettere ins Freie. Vom Ufer des Teichs, der in der Mitte des Parks liegt, ertönt laute Musik und Gelächter. Dort ist eine Party im Gange, und wenn mich nicht alles täuscht, kann ich in dem Lärm auch Nikis Stimme erkennen.
Sie ruft: »Und jetzt, mes amis, gehen wir alle zusammen baden!«
Noch vor Kurzem wäre das völlig undenkbar gewesen. Da war der Teich mit einer daumendicken ekligen Schicht Entengrütze überzogen. Das Wasser war so grün, dass man denken konnte, es wäre eine Wiese, und es würde mich gar nicht wundern, wenn einige befreite Nichtschwimmer-Kaninchen, die nicht überfahren wurden, dort irrtümlich auf Futtersuche ertrunken sind. Der grüne Schmodder kam von dem Federvieh, das auf dem Teich enger aufeinandergehockt hat als Hühner in einer Legebatterie. Seit ein paar Tagen aber gibt es hier keine Enten und Gänse mehr, und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass Anti etwas mit ihrem plötzlichen Verschwinden zu tun hat. Vielleicht hat sie die Enten in private Swimmingpools umgesiedelt.
Oder gleich nach Entenhausen.
»Aber wir haben doch keine Badesachen dabei, echt nicht«, antwortet eine mir ebenfalls bekannte Stimme.
»Macht doch nix, Alter. Null Problemo!«
Kurz darauf fängt das Wasser an zu blubbern, und es breitet sich eine rosa Schaumschicht aus, die sich schnell über den ganzen Teich verteilt und bald auch schon das Ufer erobert hat. Das beeindruckende Schauspiel dürfte Alex und Justin ihren kompletten Jahresvorrat an Sprudelbadebrausetabletten gekostet haben.
Im Dämmerlicht stürzen sich jetzt immer mehr übermütige Partygäste in den Teich, und Badesachen sind da wirklich überflüssig, weil man wegen des Schaums sowieso nichts sehen kann.
Ich habe keine Zeit für eine Schaumparty. Ich habe zu tun, und außerdem kann ich Schaumpartys nicht leiden. Vor ein paar Jahren hat sich mal schwarzer Schaum in unserem ganzen Haus ausgebreitet. Er ist bis in die letzte Ecke gekrochen. Ich habe mich in meinem Schrank versteckt und zwei Stunden keinen Mucks gesagt, weil ich dachte, das flauschige schwarze Zeug wäre eine hochintelligente außerirdische Lebensform, die die Erde erobern will. War es aber nicht. Es war nur Anti, die ihre schwarzen Klamotten gewaschen und dabei die Klappe der Waschmaschine nicht richtig zugemacht hatte.
Auf meinem Heimweg liegt das Altenheim Das letzte Bett, in dem mein alter Freund Adolf Schmitz wohnt. Alt kann man bei Adolf Schmitz wörtlich nehmen. Er ist bestimmt schon über neunzig, und er hat auch einen unsichtbaren Begleiter. Seiner heißt SUPERWILHELM und liebt nichts auf der Welt mehr als Marschmusik, Militärparaden und einen anständigen Haarschnitt. Adolf Schmitz weiß, wie es ist, einen COOLMAN zu haben. Deswegen verstehen wir uns auch so gut. Manchmal wenigstens. Aber heute habe ich keine Zeit für ihn, weil ich meine kleine Welt retten muss.
Wenn ich alle meine Probleme geregelt habe, werde ich ihn besuchen. Versprochen!
Als ich nach Hause komme, ist niemand da. Niki ist noch auf der Schaumparty, meine Eltern stehen im Theater auf der Bühne, und Anti treibt sich wer weiß wo rum und rettet gepeinigte Haustiere davor, zu Tode geknuddelt zu werden.
Ich gehe in mein Zimmer und beginne mit der Arbeit. Als Erstes werde ich eine Vermisstenmeldung für ein braun-weiß geflecktes Kaninchen schreiben. Wenn ich den Zettel kopiere, kann ich ihn überall aushängen. Vielleicht meldet sich ja jemand, der eines gefunden hat, das Schnüffi ein bisschen ähnlich sieht.
Ich schmeiße den Rechner an und suche im Internet nach dem Bild eines braun-weißen Kaninchens, das ich auf den Zettel drucken kann. Dabei stoße ich auch auf Lenas Seite. Sie hat dort ein paar Fotos von Schnüffi hochgeladen und erst vor wenigen Minuten einen kurzen Text gepostet: »Kai Baumann ist ein elender Lügner und Verräter!«
Im Gegensatz zu COOLMAN glaube ich nicht, dass das ein gutes Zeichen ist. Ich werde mich noch mehr anstrengen müssen, um Lena vom
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