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Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Bonjour Baguette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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was hinter dieser Tür ist. Komm!«, antwortet sie und läuft los.
    Was bleibt mir übrig?

    Ich halte mir die Ohren zu, damit ich COOLMANs Verwünschungen nicht hören muss. Aber das nützt natürlich gar nichts. Er ist ziemlich sauer, weil ich Lena und ihrem Vater folge. Der Tunnel zieht sich, und ich kann nur beten, dass wir nicht ausgerechnet unter Schnüffis Grab wieder an die Erdoberfläche kommen.
    »Undankbares Pack! Und denen habe ich meine besten Jahre geopfert«, grummelt der Bürgermeister, während er vor uns den Gang entlangstürmt.
    Rechts und links an den Wänden glimmen grünlich schimmernde Lampen. Man kann sich gar nicht verlaufen, auch weil an allen Abzweigungen große Schilder hängen, auf denen »Zur Schule« oder »Zum Marktplatz« steht. Langsam dämmert es mir, dass der Bürgermeister während seiner Amtszeit ganz Keinklagenstadt untertunnelt hat. Die unterirdischen Gänge führen zu allen wichtigen Orten der Stadt, und wer immer diese Tunnel gebuddelt hat, muss dabei eine Menge Schaufeln verschlissen haben.
    »Sind die noch aus dem letzten Krieg?«, frage ich.
    »Blödsinn! Das ist mein Hobby«, erwidert der Bürgermeister, während er weiterläuft. »Andere sammeln Briefmarken oder waschen ihre Autos. Ich baue Tunnel. Du kannst mich auch Maulwurf nennen, Sportsfreund!«
    Lena sieht besorgt aus, das kann ich sogar in dem grünen Dämmerlicht erkennen. Und wenn der Bürgermeister mein Vater wäre, würde ich mir auch Sorgen machen.
    Plötzlich bleibt der Bürgermeister stehen. Direkt vor uns liegt eine Weggabelung. Rechts geht es zum Rathaus, links zum Stadtpark.
    »So, Sportsfreund! Hier trennen sich unsere Wege.« Der Bürgermeister greift nach meiner Hand und schüttelt sie. »Ich ziehe mich ins Rathaus zurück, da gibt es einen Bunker. Wenn du dem Weg da vorn folgst, kommst du im Park raus. Danke für deine treue Unterstützung. Erst in der Not erkennt man seine wahren Freunde.«
    Erst jetzt lässt er meine Hand wieder los und kneift mich in die Wange. Das soll wohl anerkennend gemeint sein, tut aber trotzdem sauweh.
    Der Schmerz verschwindet sofort, als Lena mir kurz danach einen Kuss auf dieselbe Stelle haucht.
    »Danke fürs Mitkommen«, flüstert sie. »Ich geh mit meinem Vater ins Rathaus und pass auf ihn auf.«
    »War doch Ehrensache«, antworte ich.
    »War es nicht«, sagt Lena, und da hat sie natürlich verdammt recht. Das hätte bestimmt nicht jeder gemacht, und wenn sie jetzt nicht kapiert, dass ich der Richtige für sie bin, weiß ich auch nicht, was ich noch machen soll.
    »Hast du Papier zum Schreiben? Dann notier ich dir die Nummer, unter der du mich erreichen kannst.« Lena hat schon einen Bleistift gezückt und sieht mich erwartungsvoll an.
    Ich greife hinten in meine Hosentasche und ziehe ein Heft heraus. Lena nimmt das Papier und notiert eine Nummer. Erst als sie fertig ist, stutzt sie.
    »Was ist das?«, fragt sie und zeigt auf die erhobene Faust auf dem Titel.
    »Nur ein Ratgeber für Boxer«, stammele ich.
    »Du bist wirklich der letzte Idiot! Und ich hab dir vertraut.« Lena sieht mich an, als hätte ich heimlich in ihrem Tagebuch gelesen. »Du steckst mit diesem Mahmoud unter einer Decke. Du wolltest uns ausspionieren, damit ihr gemeinsam Papa stürzen könnt. Ich will dich nie wiedersehen, Kai Baumann!« Lena dreht sich um und rennt ihrem Vater hinterher.
    »Warte doch! Ich kann das erklären!«
    Aber Lena wartet nicht. Sie läuft einfach weiter. Ich sehe ihr nach, bis das Dunkel sie vollständig verschluckt hat. Dann folge ich dem Wegweiser, der zum Stadtpark zeigt.
    Was soll ich auch sonst tun?

    COOLMANs Plan könnte klappen. Wenn alles funktioniert, verzeiht mir Lena und bleibt in Keinklagenstadt.
    Und COOLMAN bin ich auch noch los.
    Eigentlich könnte ich zufrieden sein.
    Bin ich aber nicht.

6. Kapitel
    Befreiungskampf
    Der Tunnel ist viel länger, als ich gedacht habe. Vielleicht hat sich der Bürgermeister verbuddelt. Das würde auch erklären, warum ich schon seit einer Stunde das Gefühl habe, dass der Gang zickzackförmig unter der Erde verläuft. Aber das ist nicht schlimm. Im Gegenteil. So habe ich genügend Zeit, um in Ruhe nachzudenken, was als Nächstes zu tun ist.
    Zu den beiden Dingen, die ich sowieso dringend erledigen muss, also:
    1) ein braun-weißes Kaninchen für Lena besorgen und
    2) Antis Haustier-Befreiungsbewegung beenden,
    ist eine weitere Aufgabe hinzugekommen, und zwar
    3) die Wiederwahl des Bürgermeisters sichern.
    Und wo ich schon

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