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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Eldridssense!”
    Blitzschnell stach der Fremde,
den Beryll/Rorik Derek genannt hatte, zu. Die Spitze seiner Klinge zielte genau
auf das offene Helmvisier Roriks, aber noch bevor Rorik die Bewegung vollenden
konnte, mit der er dem Angriff auszuweichen gedachte, hatte Derek die Waffe
herumgewirbelt und schlug mit dem glatten Stiel, in dessen Ende spitze Dornen
eingelassen waren, nach der Hand mit der Zackenschlinge. Doch Beryll war ein
erstaunlich geschickter Kämpfer. Mit einer Flinkheit und Kraft, die Hyazinth
dem Obersten Projektanten nie zugetraut hatte, riß er den Oberkörper herum und
ließ einen Peitschenknall seiner Zackenklinge durch die Stille des Winters
schmettern.
    Hyazinth mußte an Berylls
Erklärungen denken: Du kannst auch dich selbst beliebig verändern, denn du wirst
in der Schopenhauerwelt eins mit Copyworld ; du kannst dich selbst neu
erschaffen… Zweifellos hatte Beryll etwas vergleichbares getan, obwohl er
betonte, sie seien nur außenstehende Beobachter in der Welt von Seemark. Beryll
hatte gelogen! Dessen war Hyazinth nun sicher. Er kannte offensichtlich Tricks
und Methoden, sein Bewußtsein auch ohne Digitalisierung mit Copyworld   zu koppeln! Er ist kein Unbekannter in
Seemark – oder ist er nur einfach in eine Rolle dieser Welt geschlüpft? fragte
sich Hyazinth. Aber warum? Das wäre doch ein Eingriff in die Autonomie des
Digs, eine Verletzung von dessen Persönlichkeitsrechten. Wenn nun gar dieser
Derek der Dig war, Berylls versteckte Drohungen könnten darauf hindeuten. Aber
warum das alles? Es sollte doch nur eine einfache Demonstration werden!
    Die Zackenschlinge hatte einen
Dreiangel in Dereks Lederumhang gerissen.
    “Nun, Großherr Derek, lassen die
Kräfte schon nach dem ersten Waffengang nach? Du solltest weniger dem Faß aus
dem Kreuzgewölbe zusprechen und dafür mit den Kindern Fünfeckens den Stockkampf
üben! Oder hat dir die rotäugige Tharprinzessin alle Kraft aus dem Leib
gesogen?” höhnte Rorik siegessicher. Derek ertrug die Kränkung mit stolzer
Gelassenheit. Aber als Rorik von Damma sprach, verengten sich Dereks nußbraunen
Augen – die Hyazinth irgendwie an Jades Eichhörnchenblick erinnerten –   unmerklich, und er zischte: “Woher weißt
du....” Dann aber brach er ab und musterte den Gegner haßerfüllt.
    Rorik grinste nur spöttisch.
    Da sprang Derek vor wie eine
Katze, geschmeidig und lautlos, ließ sich in die Hocke fallen und führte mit
dem ganzen Gewicht seines Körpers einen Stoß gegen Roriks Brust, indem er – die
Eldridssense mit beiden Händen umklammernd – einen wagemutigen Satz mit dem
Kopf voran machte.
    Rorik hatte nur eine
Zehntelsekunde der Verblüffung gezögert, und doch wäre dieser Augenblick fast
sein Ende gewesen. Die Klinge der Sense klirrte gegen den Harnisch, Rorik
gelang es gerade noch, sich zur Seite zu werfen, eine Funkengarbe prasselte aus
dem tiefen Schnitt, den die Eldridssense im Metall des Brustpanzers hinterließ.
Rorik krümmte sich und fluchte, aus dem Spalt in seinem Harnisch tröpfelte
Blut. Aber als Derek sich abgerollt hatte und wieder auf beiden Füßen stand, da
zischte ihm die Zackenschlinge entgegen, zwei der scharfschneidigen Sterne
verhakten sich hinter dem Lederschild, und Rorik riß dem Gegner mit wütendem
Aufschrei die Deckung aus der Hand. Mit einem mächtigen Fußtritt beförderte er
den Schild in eine Schneewehe und lachte.
    “Du solltest dir von Eirik
endlich eine Rüstung schmieden lassen, Knäblein, statt mit siebenfach
aufgeschlagenem Springbüffelleder gegen mich anzutreten. Laß dir das Eisen im
Schlote des Berges Attanai härten und Muhme Aja ihren Segen darüber stottern –
vielleicht hast du dann eine Chance gegen mich! Wenn deine rotäugige Hexe sehen
könnte, wie stümperhaft du dich anstellst - hast du denn wirklich alles
vergessen was ich dich lehrte?””
    Der junge Fürst reckte seine
Waffe in die Höhe, seine Knöchel wurden weiß, so heftig umkrampfte er den
Schaft..
    “Diese Klinge wurde im Feuer
Attanais geschlagen! Und sie wird alle Zauber durchbohren, die auf dem Eisen
liegen, in das du hinterhältiger Mörder dich feige hüllst!”
    “Eines weißt du ebenso wie ich,
lieber Neffe”, Roriks Lippen zitterten. “Du weißt: Ich bin nicht feige! Alles,
was du kannst, hast du bei mir gelernt. Deine Tollkühnheit und Gewandtheit,
dein scharfes Auge und dein kühler Verstand, den du listig hinter
vorgetäuschtem Ungestüm verbirgst – all das ist mein Werk. Ich wollte einen
Mann

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