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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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freie Radikale, Bruchstücke chemischer Verbindungen, die
besonders leicht chemische Reaktionen eingehen und dadurch zellschädigende
Prozesse auslösen. Diese Mixtur bindet die freien Radikale und verhindert damit
Gewebeschäden. Viel bequemer, als Schutzkleidung. Und sicherer.”
    “Wieso gibt es sowas nicht in
Weltenstein?”
    “Fromme Sprüche und eilfertige
Bekenntnisse sind kein Ersatz für Phantasie und Fleiß”, brummt Rhomega
verächtlich. “Wenn man fünfzehn Jahre lang die Generalgebote und ihre
Interpretation auswendig lernt, mag man ein durchaus brauchbarer Märtyrer
werden: gehorsam, demütig und dumm. Forscher hingegen erzieht man nicht, indem
man ihren Geist in die Kerkermauern aus Dogmen und Sakramenten sperrt. Bei uns
in Szingold sind zwei von drei Bürgern in wissenschaftlichen Bereichen tätig,
Szingold ist eine uralte Universitätsstadt. Wußtest du das nicht? Wenn jemand
eine interessante Idee hat, entscheidet eine Kommission aus erfahrenen
Fachleuten darüber, wieviel Kapazität ihm für seine Forschung zur Verfügung
gestellt wird. Das geht nicht immer ohne Zank ab. Man muß schon imstande sein,
eine Lobby hinter sich zu versammeln, will man seine Vorhaben durchsetzen. Die
ideale Methode haben wir noch nicht gefunden. Aber wir haben zum Beispiel den
Gammacocktail und vieles mehr – Weltenstein hat dagegen Morgeworte und
Jubiläumsfeiern. Ist ja auch was, nicht wahr?”
    Hyazinth schweigt verdrießlich.
Hier scheint man nicht gut auf Weltenstein zu sprechen zu sein, das fällt ihm
nicht das erste Mal auf. Darauf aber war er vorbereitet, schließlich ist er ja
gerade deshalb nach Szingold geschickt worden. Allerdings hätte man ihm
durchaus sagen können, daß Rhomega ein ehemaliger und offenbar gescheiterter
Emissär ist. Die ganze Geschichte vom Widerstand klang doch sehr nach
Wichtigtuerei. Rhomega hat einfach versagt und will das mit der Legende
bemänteln, Einsicht und Vernunft hätten ihn ins Lager der Gegner geführt. Sonst
hätte er doch keinerlei Anlaß, ihm das alles zu erzählen, ganz im Gegenteil, er
hätte alles verhindern müssen, um in Hyazinth auch nur die Spur eines
Verdachtes zu wecken.
    Das erste Schleusentor öffnet
sich, sie fahren hinein.
    “Wie war das eigentlich mit
dieser Parafraktion?” Mal sehen, wie bereitwillig er plaudert, denk Hyazinth
und zwingt sich zur Ruhe. Hier bieten sich plötzlich unerwartete Möglichkeiten,
und hinter den Zweck des Ganzen wird er schon noch kommen. “Und woher weißt du
überhaupt von meinem Auftrag?”
    “Frage zwei: Kein Kommentar. Oder
hattest du ernsthaft eine Erklärung erwartet? Erste Frage: Als die Alphawölfe
der Familie Stein gegen die basisdemokratischen Reformen der Blumes
konspirierten, sammelten sie ihre Parteigänger bekanntlich in der sogenannten
Überwinderfraktion. Du hast das auf der Märtyrerschule etwas anders gelernt, da
nannte man es Überwindung der Stagnation - na, ist auch egal. Korund Stein kam
dann auf die geniale Idee, gewissermaßen gegen sich selbst zu konspirieren, um
jegliche Untergrundaktivitäten unter Kontrolle zu haben. Und aus reiner
Sentimentalität gab er dieser Bewegung den Namen Parafraktion. Alle
Gründungsmitglieder waren natürlich Mitarbeiter der Abteilung Neun der
Protektorgarde.”
    Hyazinth schluckt. Sollte das
etwa heißen, daß die Geheimdienstabteilung der Protektorgarde den Widerstand
selbst organisiert hatte?! Oh Mann, wie soll man sich da noch zurechtfinden!
    “Aber nur wenige wissen - weder
die Masse der im Untergrund organisierten, noch die Protektorgarde - daß wir
längst auf meinen Rat hin eine Abwehrgruppe gebildet und vor allem auch dank
meiner einschlägigen Kenntnisse sämtliche Infiltranten enttarnt haben.
Allerdings waren die Angehörigen des Aktionskomitees etwas ratlos, als ich
schließlich meine eigene Identität preisgab. Erst wollten sie mir nicht so
recht glauben…” Rhomega lacht trocken auf. “… das hat mir große Freude
bereitet, denn es zeigte mir, daß sie alles gelernt hatten, was ich sie zu
lehren vermochte.”
    “Du bist Protektor?” fragte
Hyazinth ungläubig.
    “Ich war Protektor. Ich sagte dir
vorhin bereits: Ich war! Und das ist sehr wesentlich, daß ich ausgerechnet
Geheimer Protektor war. Du bist ja nicht mal durch die Kadettenschule gegangen,
bildest dir zwar ein, die Dame im teuflischen Schachspiel der Weltensteiner zu
sein, dabei bist du nur der Opferbauer, der die gegnerische Königin in die
Falle locken soll.”
    “Quatsch! Meine

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