Copyworld: Roman (German Edition)
kommt er noch einmal
zur Besinnung, muß daran denken, wie Marone ihm in die Schulter biß vor
Wollust, und ihn durchfährt für Sekundenbruchteil der furchtbare Gedanke: Wenn
Rutila jetzt auch zubeißt?! Aber diese Vorstellung, die ihn wie ein Blitz
durchfuhr, erlischt auch ebenso schnell.
Längst liegt Rutila auf ihm und
bedeckt sein Gesicht mit heißen Küssen, als er endlich fähig ist zu begreifen,
was geschehen ist.
Sein Atem geht immer noch
stoßweise, und deshalb stottert er, als er hervorbringt: “Das… das… gibt es
nicht… nicht…” Zwar hatte er andeutungsweise davon gehört, daß auch so etwas
möglich wäre. Aber allein die Vorstellung erfüllte ihn immer mit tiefem Ekel.
Nun aber beschäftigt ihn, als
sein Denken in halbwegs geordnete Bahnen zurückfindet, etwas anderes: Was hat
sie denn davon? Wie schafft sie es, gegen ihren Ekel anzukämpfen, der doch
unweigerlich entstehen muß bei dieser Art der Liebe?
“Und du?” fragt er atemlos. Mehr
bringt er nicht hervor, weniger vor Entkräftung, als wegen eines dummen Gefühls
von Peinlichkeit. Ihre Augen sind ganz dicht über ihm, und irgendwie ist in dem
schillernden Grün ein spöttisches Funkeln.
“Ich?” fragt Rutila mit einem
spitzbübischen Lächeln. “Willst du denn unbedingt, daß ich auch ein wenig
Freude habe?”
Für einen Augenblick geht es ihm
durch den Kopf: Nur das nicht! Nein, das kann ich nicht! Das darf sie nicht
verlangen! Aber gegen seinen Willen nickt er krampfhaft, und es ist nicht nur
das Gefühl, ihr etwas Großartiges schuldig zu sein, was ihm dämmert.
Die nächsten Minuten verbringt er
in fiebriger Unentschlossenheit, während Rutila sich an ihn schmiegt und
Stellen an seinem Körper findet, die erstaunlich empfindlich sind. Der Rhythmus
der Gezeiten ist nirgends beständiger als in der Liebe. Noch bevor sie durch
seine Nervenbahnen rollt, ahnt er bereits die Flutwelle, die der Ebbe
unweigerlich folgen muß. Vor allem ist es wohl die ungewohnte Nähe eines
weiblichen Körpers, die er erst jetzt so recht empfindet, nachdem die erste
Springflut über die Sinne hinweggebraust ist. Jade hat sich immer keuchend von
ihm abgewandt; oft ging sie in die Servicekabine, um sich kurz zu duschen oder
etwas zu trinken. Marone hatte sich auch nie so an ihn gedrängt, sondern befahl
seinen Händen Zärtlichkeit, die nicht aus seinem Innern kommen wollte.
Rutila ist ganz anders. Sie fordert
nicht – sie gibt. Und dunkel begreift er, daß dies wohl die einfachste, die
natürlichste Art des Forderns, daß es kein Einklagen einer Schuld, sondern eine
Aufforderung an die Sinne ist, der sich niemand verschließen kann. Mit der
heranstürmenden ersten Woge der Flut schwillt in ihm auch eine seltsame
Neugier. Zwar reckt es sich zwischen seinen Schenkeln wieder in erhabener
Versteifung, aber diesmal brennt die Flamme auch in seinem Kopf, loht aus den
Lenden bis ins Gehirn. Vielleicht ist es auch nur Stolz, was ihn treibt, bis
ans Fußende zu kriechen, und er hört in seinem Eifer kaum noch, daß Rutila
sagt, es ginge doch viel einfacher.
Hatte er erwartet, daß sie sich
ihm gierig öffnete, sieht er sich getäuscht. Rutilas kräftige Schenkel sind wie
abwehrend zusammengepreßt. Sie hat die Füße an die Hinterbacken gezogen und
gewährt ihm keinen Zutritt. Als er erstaunt aufblickt, sieht er ihr
hinterhältiges Lächeln, und auf einmal erfaßt er den tiefen Sinn, die
unsägliche Lust dieses uralten Spiels, das er vorher nie spielen durfte. Er
krümmt sich zusammen und streichelt mit wachsender Lust ihre harten, muskulösen
Oberschenkel, bedeckt ihre Knie mit immer gieriger werdenden Küssen. Und wieder
ist alles anders als gewohnt. Seine Sinne, die sonst im Strudel der Begierde
erstickten, sind hellwach, und so vernimmt er schon den ersten Atemzug Rutilas,
der in einem lustvollen Schnaufen mündet. Und so spürt er auch mit seltsamer
Verwunderung, daß sein eigener Atem immer heftiger wird. Das Beben ihres
Körpers wird sein Beben, ihr Stöhnen verschmilzt mit seinem Stöhnen. Immer
weicher, kraftloser wird der Widerstand ihrer Schenkel, die sich einen Spalt
weit öffnen. Dieser Anblick entfacht in Hyazinth einen unbändigen Willen, er
drückt ihre Knie auseinander, saugt, küßt und verliert alles Gefühl für Raum
und Zeit, so daß er sich dessen kaum bewußt wird, als Rutila seinen Kopf nimmt
und ihn zu sich emporzieht. Er merkt es kaum, daß er nun einen anderen, nicht
weniger süßen Mund küßt, seine Lippen mit anderen als
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