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Copyworld: Roman (German Edition)

Copyworld: Roman (German Edition)

Titel: Copyworld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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platzt
irgendwo in ihm die Hülle, die all die angestaute Kraft zusammenhielt, und es
sickert ihm als Schweiß aus den Poren und als Speichel aus dem Mund. Dort aber,
wo sich ein heißer Strom der Lust ergießen sollte, wird es schlaff und leblos,
und sogleich dringt eisige Kälte an jener Stelle in seinen Unterleib, wo gerade
noch ein helles Feuer brannte.
    Der Schreck fährt ihm bis in die
Haarwurzeln. Was ist das? So etwas ist ihm noch nie widerfahren! Noch einmal
wogt eine heiße Welle in ihm auf, aber nicht die erregende Hitze der Lust,
sondern blanke Angst, die wie Fieber brennt. Er wälzt sich aufstöhnend zur
Seite und betastet das schleimige, winzige Etwas zwischen seinen Schenkeln.
Angewidert zuckt seine Hand zurück, als sie die feuchten Schamhaare spürt.
    Nun erst hört er Rutilas Weinen,
nun erst wird ihm bewußt, daß es nicht nur ihn angeht, daß da noch jemand ist.
    “Überall ist Jade, überall…” Ihre
Worten ersticken in einem unterdrückten Schluchzen. Hyazinth dreht den Kopf zur
Seite und sieht dicht neben seinem Gesicht, wie die starr zur Decke gerichteten
Augen sich unaufhörlich mit Tränen füllen, die an den Schläfen und über die
Oberlippe herabrinnen.
    Nein, es ist nicht Jade! will er
sagen, aber sein Hals ist wie zugeschnürt. Es ist nicht Jade, es ist in mir,
ich bin es!
    Die Erkenntnis überkommt ihn mit
vernichtender Klarheit. Noch nie hat er sich eingestanden, ein Egoist zu sein.
Aber die Zärtlichkeiten vor dem großen Ereignis waren ihm immer nur der Preis,
der zu entrichten ist, nie ehrliches Bedürfnis. Und danach – danach ist ein
Mann nur noch müde, hat er immer gesagt. Bisher ging alles gut. Jade hat sich
nie beklagt, auch für sie war alles nur Zeitvergeudung, was davor und danach
geschah. Nur einmal hatte er das Gefühl, irgend etwas stimme mit ihm nicht: Das
war mit Marone, die kühl und reglos unter ihm lag, wenn er im gestreckten
Galopp dem Morgenrot entgegenritt, die aber immer wieder seine Hände griff und
auf ihren Körper zwang, die dann vor Lust kreischte und sogar schmerzhaft
zubiß, als er mechanisch und unwillig streichelte, während er Kraft für den
nächsten Ritt sammelte. Damals erwachte in ihm die Ahnung, daß alles noch viel
schöner sein könne, wenn auch er selbst unter der Berührung einer Hand so
erschauern würde. Aber Jade brauchte und wollte das nicht. Sie kniete sich auf
den Boden und reckte ihm ihr mageres Hinterteil entgegen, oder sie bog sich
durch, daß die Füße beinahe den Kopf berührten, und dann klangen ihre Schreie
wie das Bellen einer Hündin, und ihm gefiel es so. Dann warteten sie beide
ungeduldig, aber tatenlos, daß die erstorbenen Schwingungen der Wollust wieder
zu gierigen Zuckungen anschwollen, und manchmal fand Hyazinth in geradezu
akrobatischen Stellungen den Weg aus dem Nirwana zurück in seine Wohnblase.
    Aber nie hat er sich mit solch
raubtierhafter Gefräßigkeit auf eine Frau gestürzt, wie heute auf Rutila. Und
noch nie ist ihm solches wie heute widerfahren.
    Sein Blick huscht beschämt über
ihren Körper, aber auch schon wieder ein wenig neugierig, und er sieht die
kleinen roten Flecken auf ihrer Brust, Eindrücke seiner Finger. Es muß ihr
höllisch weh getan haben, denkt er und streichelt schuldbewußt die weiche Haut.
Sofort richten sich die Pupillen ihrer grünen Augen auf ihn. Viel Schmerz ist
in diesem Blick, aber auch ein Fünkchen Hoffnung.
    “Du kannst nur mit Jade, ja?”
fragt sie zaghaft. Hyazinth schüttelt ärgerlich den Kopf und läßt sich wieder
zurücksinken, dabei rutscht seine Hand von ihrer Brust und liegt steif und
hölzern zwischen ihnen. Rutila dreht sich auf die Seite, stützt sich auf den
Ellenbogen und sieht ihn seltsam an.
    “Wegen Holunder mußt du kein
schlechtes Gewissen haben”, sagt sie, und für eine kurze Weile kann Hyazinth
sich nicht des Gefühls erwehren, sie spräche mit ihm wie mit einem kleinen
unartigen Jungen. Wieder schüttelt er den Kopf, diesmal beinahe belustigt. An
Holunder hat er höchstens eine Zehntelsekunde gedacht.
    “Der hat seit einiger Zeit ganz
andere Dinge im Kopf. Irgendwann bekommt er noch mal furchtbaren Ärger”, sagt
sie nachdenklich. Da fällt Hyazinth etwas ein. “Warte”, sagt er und steigt von
Wölkchens Bauch. Er kramt eine Haarspange aus seinem Kosmetikset und biegt sie
auf. Vorsichtig stochert er damit in seinem Gehörgang. Aha, da fühlt es sich
metallisch an! Behutsam tastet er den Wächter ab und findet eine kleine
Vertiefung. Er steckt

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