Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
Vom Netzwerk:
bemannt werden, die halbe Besatzung musste an ihre Kampfpositionen, die Verbindungen zwischen den fünf wasserdichten Sektionen des U-Boots wurden fest verschlossen, alle Gegenstände vertäut, das Geschirr weggeräumt und sämtliche Besat­zungsmitglieder, die nicht im Dienst waren, hatten sich in ihre Kajüten oder auf spezielle Reservepositionen zu begeben. Es dauerte keine zwei Minuten, bis alle Leuchten in der Leitungszentrale grünes Licht zeigten. Die K 601 war bereit.
    Mouna hatte sich mit Abu Ghassan in der Offiziersmesse unterhalten. Er begab sich rasch an seinen Platz im Gebetsraum, und Mouna eilte zur Leitungszentrale, um nicht vor einem verschlossenen Schott stecken zu bleiben. Unterwegs warf sie einen hastigen Blick auf einen Bildschirm, auf dem, ähnlich wie bei Transatlantikflügen, die Position der K 601 zu erkennen war. Man befand sich auf 69° Nord und 3° Ost, also nordöstlich von Island auf der klassischen Route der U-Boot-Konvois, die im Zweiten Weltkrieg auf Murmansk zurollten.
    In der Kommandozentrale herrschte gespenstische Ruhe, obwohl alle Systeme aktiviert und die Posten besetzt waren. Die Kommandanten Petrow und Carl standen leicht erhöht in der hintersten Ecke des Raums. Mouna drängte sich zwischen die zwei und fragte flüsternd, was los sei.
    »Unsere Aufklärer haben ein dickes Ding gewittert«, antwortete Anatolij Petrow. »Auf dem linken Schirm kannst du es sehen.«
    Einige Seemeilen von der K 601 entfernt schwammen zwei kleinere U-Boote wie Lotsenfische vor dem großen Hai her. Die Besatzung nannte die beiden Fahrzeuge Krabbenaugen, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den Stielaugen von Krebsen hat­ten. Nun hatten sie einen großen Gegenstand registriert, der hundert Meter tiefer lag und auf sie zukam.
    »Auf Elektroantrieb umstellen, Geschwindigkeit drei Knoten!«, befahl Anatolij, und Carl wiederholte den Befehl sofort auf Englisch.
    »Südliches Krabbenauge zurück, nördliches Krabbenauge runtergehen lassen auf die Tiefe des Banditen!«, erklang der nächste zweisprachige Befehl.
    Als das eine Aufklärer-U-Boot Kurs zurück zum Mutterschiff aufnahm und seine Spähfunktionen abgeschaltet wurden, flackerte es auf dem Bildschirm.
    »Bericht vom Sonar!«, ordnete Anatolij an.
    »Amerikaner, vermutlich Ohio-Klasse, Kapitän!«, sagte je­mand, der ganz vorn bei Peter Feisal saß.
    »Ja, das ist ein ganz schöner Brummer«, stellte Anatolij fest und wandte sich mit zufriedenem Lächeln Carl und Mouna zu. »Was sollen wir mit ihnen machen? Ich meine, wir sollten ihnen einen Heidenschreck einjagen – aber wie?«
    »Wissen die nicht, dass wir hier sind?«, fragte Mouna ungläubig.
    »Vermutlich nicht, jedenfalls bisher nicht, aber das werden wir bald herausfinden. Ist Krabbenauge Nord auf Position?«, brüllte er im nächsten Augenblick.
    »Yes, Sir«, kam von Peter Feisal zurück. »Wir haben die Nahaufnahme in fünf, vier, drei, zwei, einer Sekunde. JETZT!«
    Mouna blickte auf den Bildschirm hinunter. Lautlos kam das große schwarze Ungeheuer näher. Das Detektorsystem suchte sofort den Turm, damit man die Ziffernbezeichnung des U-Boots lesen konnte. 731. Innerhalb von wenigen Sekunden würde ihnen der Computer sagen, um wen es sich handelte.
    »Wir haben sie identifiziert, Sir«, berichtete Peter Feisal. »USS Alabama.«
    Es wurde gelacht, geklatscht und gepfiffen.
    »Ruhe! Haben wir sie in der Klangbibliothek?«, brüllte zuerst Anatolij und dann Carl, sein englisches Echo.
    »Negativ, Sir!«, antwortete ein russischer Sonaroffizier auf Englisch.
    »Gut. Das Krabbenauge soll stehen bleiben und eine Aufnahme machen, wenn sie vorbeifährt!«, lautete der nächste Befehl. »Sagt Bescheid, wenn ihr die Klangsignatur habt!«
    Als das amerikanische U-Boot auf zwei Seemeilen herangekommen war, wurde eine perfekte Tonaufnahme gemacht. Unterdessen hatte Anatolij einige Überlegungen angestellt, wie man die Amerikaner aufs Korn nehmen könnte. Die USS Alabama war eines der vierzehn strategischen U-Boote der USA und befand sich auf dem Weg nach Russland. An Bord waren vierundzwanzig Trident-Raketen mit jeweils acht nuklearen Mehrfachsprengköpfen von je hundert Kilotonnen. Sie bräuchten nicht nachzurechnen, sagte er, das habe er bereits viele Male getan. Insgesamt hatten sie es mit einhundertzweiundneunzig Hiroshimas zu tun. Von ihrem jetzigen Standpunkt aus könne die USS Alabama jede russische Großstadt bis zum Ural dem Erdboden gleichmachen, sogar Moskau, Sankt Petersburg und die

Weitere Kostenlose Bücher