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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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auch blamiert haben, als sie den offenkundig völlig unschuldigen marockanischen Kellner Ahmed Bouchiki erschossen, so mußten sie trotzdem ziemlich gute Hinweise darauf gehabt haben, daß etwas bevorstand. Und die inoffiziellen israelischen Erklärungen liefen darauf hinaus, daß ein paar Terroristen von Schweden aus nach Norwegen gekommen seien; Carl könne einen diesbezüglichen Bericht über diese Geschichte mitnehmen, wenn er wolle.
    »Aber dieser schwedische Journalist, warum hat sein Auftauchen euch so alarmiert?« fragte Carl.
    Mathiesen warf Carl einen fragenden Blick zu. Dieser hatte das unbehagliche Gefühl, etwas besonders Unpassendes gefragt zu haben.
    »Also gut«, sagte Mathiesen nach kurzem Schweigen, »wir haben ja kein eigenes Material über diesen Mann. Aber den Berichten zufolge, die wir von euch in Stockholm erhalten haben, ist er ja ein target von höchster Priorität. Ich habe so einen zusammenfassenden schwedischen Bericht hier, ein paar Jahre alt zwar, aber ziemlich eindeutig.«
    »Könnte ich eine Kopie mit nach Hause nehmen, oder zumindest das Datum und eventuell das Aktenzeichen, damit ich ihn leichter in unserem Archiv finde?« fragte Carl und hatte das Gefühl, auf noch dünneres Eis geraten zu sein.
    Mathiesen grübelte kurz, bis er zu dem Ergebnis kam, daß es ja kaum untersagt sein konnte, schwedisches Material des schwedischen Sicherheitsdienstes einem Besucher zu geben, der selbst zum schwedischen Sicherheitsdienst gehörte, und falls es die Ermittlungen beschleunigen könne, dann werde es natürlich gehen.
    Er rief eine Sekretärin herein und bat sie, ein paar Papiere zu kopieren. Dann gehe es noch um die Beschattung und über die Zeiträume, in denen sie nichts über die Aktivitäten des Objekts wüßten? Nun, darüber könne Hestenes sicher Auskunft geben.
    Mathiesen gab ihm die Hand, Carl bekam die kopierten schwedischen und israelischen Berichte in einem versiegelten Umschlag und ging mit Hestenes zum Glasmagasinet, das wegen des Weihnachtsgeschäfts immer noch geöffnet war.
    Hestenes fühlte sich wie ein Idiot. Der Schwede nahm ihn zur Glas-Abteilung im Erdgeschoß mit und begann, die Bewegungsabläufe des Objekts sowie seine Plazierung zu rekonstruieren, ferner die verschiedenen Positionen von Hestenes während des ersten Teils der Beschattung, der offensichtlich zur Entdeckung geführt hatte. Von Zeit zu Zeit machte sich der Schwede Notizen. Es dauerte etwa eine halbe Stunde.
    Als sie zu dem draußen geparkten grünen Volvo kamen, stellte Carl fest, daß kein Strafzettel an der Windschutzscheibe steckte. Das hätte überdies gar keine Rolle gespielt, da es ein Dienstwagen war.
    »Wo wollen wir uns unterhalten, in der Firma oder in einem Lokal?« fragte Hestenes.
    »Fahr zu einem Lokal. Einem Lokal außerhalb der Stadt, wo wir niemandem begegnen, dem wir nicht begegnen sollten.«
    Sie schwiegen auf der Fahrt zum Frognerseteren. Um diese Jahreszeit würden keine Touristen da sein und keine anderen Ausflügler als ein paar Leute von irgendeinem Betriebsausflug. Das Restaurant war tatsächlich kaum besetzt und würde in eineinhalb Stunden ohnehin schließen. Sie bekamen einen Platz mit Aussicht auf Oslo, das sie unten im Nebel und im Regen an den schwach flimmernden Lichtern erkannten.
    »Hier ungefähr fängt Hardangervidda an«, sagte Hestenes, um das unangenehme Schweigen zu brechen. »Ich bin so ein Norweger, der es liebt, auf Tour zu gehen, weißt du. Wenn man hier anfängt, kann man mehrere Tage durch die Wildnis gehen, wenn man will. Läufst du Ski?«
    »Ich habe ein paar Jahre im Ausland gewohnt, da wurde nichts draus, aber sonst schon. Ich gehe manchmal auf die Jagd, und du?«
    »Ja, wenn ich im Herbst zu Hause bin, in Vestlandet ist das.«
    »Was jagt ihr da? Elche gibt’s dort sicher nicht. Feder und Niederwild?«
    »Auch, und Hirsch. Hirsche haben wir in Norwegen, aber nicht so viele Elche, außer an der schwedischen Grenze, natürlich. Ihr habt ja ‘ne teuflische Menge Elche in Schweden.«
    »Ja, es wäre gut, wir könnten manchmal tauschen. Du kämst zur Elchjagd nach Schweden und ich zur Hirschjagd. Aber wir sollten uns jetzt lieber unserem Job zuwenden …«
    Carl zog seine Notizen von der Flugreise aus der Tasche.
    Hestenes habe das Objekt also entdeckt, als es um 10.30 Uhr das Hotel betreten habe, und da sei das Objekt direkt vom Flughafen gekommen, das sei sicher?
    Stimmt.
    Und dann habe Hestenes per Funk Verstärkung angefordert und vor dem Hotel an einer

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