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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Telefonzelle eine neue Position bezogen?
    Stimmt.
    Die Verstärkung sei nach etwa zwanzig Minuten angekommen. Dann habe sich das Objekt genau drei Stunden und sechsundvierzig Minuten im Hotel aufgehalten?
    Ja, soweit …
    Da war also schon das erste Loch von fast vier Stunden. Habe man sorgfältig geprüft, welche Leute in dieser Zeit das Hotel betreten hätten?
    Denn es hätte dort drinnen ja ohne weiteres zu Treffen kommen können, nicht wahr?
    Ja, aber keiner, der das Hotel betreten habe, habe irgendwelche Verbindungen mit Terrorgruppen gehabt, es seien meist Geschäftsleute gewesen, gewöhnliche Besucher, gewöhnliche Norweger.
    Dann ging es darum, wie man den Mann aus den Augen verloren habe.
    Entweder habe er Kolsaas ausgetrickst oder sei gleich wieder von dem Eingang zur Bahn auf die Straße getreten?
    Hestenes wurde immer unbehaglicher zumute. Dieser Schwede war kein richtiger Polizist, das roch er förmlich. Er begriff schnell, stellte gute Fragen und hielt sich mit quälender Konzentration an den möglichen Schwachpunkten des Berichts auf. Trotzdem war er ein Schreibtischhengst und kein Kollege von der Feldarbeit. Hestenes bereute schon, daß er die voreilige Zusage, die Jagd zu tauschen, akzeptiert hatte, aber die war wahrscheinlich nicht ganz ernstgemeint gewesen. Diesen zu adretten Schweden konnte man sich kaum mit der Waffe in der Hand auf der Jagd vorstellen. Der würde das Wild nur weidwund schießen oder sonstwie Unfug anstellen.
    »Eines ist mir nicht ganz klar«, sagte Carl, als sie wieder im Volvo saßen und nach Oslo zurückfuhren, »und das muß auch dir aufgefallen sein. Nehmen wir an, dies ist unser Mann. Er hat einen unserer Kollegen aus nächster Nähe in den Kopf geschossen, und dann schafft er es, die Neun-Uhr-Maschine nach Oslo zu nehmen, und dann entdeckst du ihn, und so weiter. Was passiert dann?«
    »Nun, er entdeckt, daß er verfolgt wird, bläst eventuelle Aktionen ab und kehrt nach Stockholm zurück.«
    »Natürlich. Aber einmal winkt er dir zu, zum andern gibt er den Kollegen, die ihn draußen in Fornebu überwachten, zu verstehen, daß ihm klar sei, warum sie ihn verfolgt hätten. Diese Passage in der Zeitung über das Hotel Nobel hatte er doch angestrichen, nicht wahr?«
    »Ja, darüber habe ich natürlich auch nachgedacht. Du meinst, wozu diese Scherze, wozu uns zeigen, daß es ums Nobel und die Israelis gegangen sei, daß man die Sache aber abgeblasen habe? Das kann natürlich ein Täuschungsmanöver gewesen sein, um uns auf eine falsche Fährte zu locken.«
    »Ja, aber warum sollte er die Polizei grüßen und guten Tag sagen, seht her, ich bin ein Terrorist, aber diesmal schnappt ihr mich nicht?«
    »Er ist ein eiskalter Hund, er weiß, daß wir Beweise haben müssen, er weiß aber auch, daß wir hinter ihm her sind. Eigentlich sagt er kaum mehr, als wir schon wissen, und er weiß, daß wir es wissen.«
    »Wollte er etwa seinen Aufenthalt in Oslo von uns bestätigen lassen, damit er ein unumstößliches Alibi für den Mord bekommt?«
    »Aber das bekommt er ja nicht. Ihm muß doch klar sein, daß wir leicht herausfinden können, mit welcher Maschine er gekommen ist, und daß er für den Mord trotzdem Zeit gehabt hätte.«
    Auf dem Rückweg nach Oslo drehten und wendeten sie alle Möglichkeiten, ohne eine logische Erklärung zu finden. Vor dem Hotel Nobel hielten sie an und stiegen aus. Hestenes zeigte die verschiedenen Positionen an der Telefonzelle sowie den Tisch im Cafe des Grand, dann verabschiedeten sie sich vor dem Hoteleingang. Der norwegische Überwachungsdienst hatte für Carl das Zimmer des Objekts sowie das Nebenzimmer reserviert.
    Als er sich am Empfang eintrug, fragte er nach der Konferenz und wurde auf die gleiche Etage verwiesen, in der auch die Bar und der Speisesaal lagen. Dort war alles voller Israelis, die gerade eine Pressekonferenz abhielten, und sobald Carl den Fahrstuhl verließ, stürzten sich zwei norwegische Kollegen wie die Geier auf ihn, er möge sich bitte ausweisen. Sie entschuldigten sich schnell, als sie die Plastikkarte mit den drei Kronen sahen.
    Bei der Pressekonferenz schien es um die Notwendigkeit zu gehen, im Süden Libanons wieder eine Sicherheitszone zu erobern, da die schiitischen Moslems immer drohender aufträten.
    Carl fuhr mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock und betrat sein Zimmer, in dem vor weniger als achtundvierzig Stunden der mutmaßliche Mörder gewohnt hatte. Gleich neben der Tür lag rechts das Badezimmer, in dem man nicht

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