Coq Rouge
vermasselt. Daher diese schnell improvisierte Aktion.
Knut Halvorsen war weiß im Gesicht und hatte vor Schmerz Tränen in den Augen, als er, auf seinen Kollegen gestützt, das Zimmer verließ.
Fristedt und Ljungdahl saßen in einem gemieteten Volkswagen Scirocco mit halbbeschlagenen Scheiben auf einer leeren Straße draußen in Hagersten.
Wenn jemand bei der Zulassungsstelle nach dem Halter fragen würde, würde die Spur zur drittgrößten Autovermietung Schwedens führen. Falls dieser Jemand hartnäckig blieb, zum Autovermieter ging und weiterfragte, würde er erfahren, daß der Wagen vorübergehend an einen Handelsvertreter namens Erik Svensson, wohnhaft Hornsgatan in Stockholm, vermietet war.
Einen Erik Svensson in Hornsgatan gab es selbstredend nicht, aber er war einer der häufigsten Automieter der Firma.
Ljungdahl hatte sich im Lauf des Tages um die praktischen Dinge gekümmert. Bei einem pensionierten Major und Lektor schräg gegenüber den beiden Wohnungen im ersten und dritten Stock waren Fahndungsbeamte eingemietet worden. Verstärkung würde innerhalb von fünf Minuten zur Stelle sein, falls etwas Unerwartetes geschah, und beide Straßenenden wurden von Fahndern überwacht. Soweit war die Lage unter Kontrolle. In beiden Wohnungen brannte Licht, aber von den anderen Fenstern im Haus waren die meisten dunkel, was immer man daraus auch schließen mochte.
Ljungdahl maulte vor sich hin. Er war überzeugt, daß es einen Zusammenhang zwischen dem unbekannten Mörder, wie er unverdrossen den Mann bezeichnete, den Näslund bei der Konferenz am frühen Morgen nicht ohne einen gewissen Triumph identifiziert hatte, sowie den vier jungen Leuten geben müsse, denen jetzt ein Aufgebot an Polizeiüberwachung zuteil wurde, als wären sie die gefährlichsten Verbrecher des Landes.
»Ist es sicher?« fragte er zum drittenmal, »wir haben in Folkessons Kalender nur eine Telefonnummer?«
»Ja, es ist sicher«, seufzte Fristedt. »Vielleicht steckt nichts dahinter, es kann ja ein vollkommen anderer Zusammenhang bestehen, aber es schadet ja nichts, mal nachzuprüfen. Übrigens, kannst du nicht mal den Ventilator anstellen?«
»Zehrt um diese Jahreszeit ziemlich an den Batterien, aber es trifft ja keinen Armen«, sagte Ljungdahl und stellte den Ventilator an der Windschutzscheibe an. Allmählich entstand ein kleines Loch an der beschlagenen Scheibe. In den nächsten Minuten sagte keiner der beiden etwas.
»Was für ein Zusammenhang besteht eigentlich zwischen diesen Figuren und diesem Ponti, von dem Näslund sprach? War da wirklich etwas, oder waren es wieder mal nur eure üblichen Vermutungen?« fragte Ljungdahl.
Sein Vertrauen in die polizeilichen Fähigkeiten des schwedischen Sicherheitsdienstes war begrenzt.
»Als ich mir die Papiere ansah, konnte ich keinen klaren und unmittelbaren Zusammenhang erkennen, aber Appeltoft beschäftigt sich heute abend mit diesen Sachen, und falls da was ist, kannst du dich drauf verlassen, daß er es findet. Soll ich dich erst nach Hause fahren, oder fährst du mich?«
Ljungdahl wohnte in der Nähe von Västerbroplan, und sie fuhren unter Schweigen hin. Die beiden Polizeibeamten hatten durchaus Vertrauen zueinander, aber Ljungdahl, der von der offenen Polizei kam, worauf er ein paarmal ironisch hingewiesen hatte, hatte das Gefühl, daß die Sicherheitsleute ihm wichtige Informationen vorenthielten.
Fristedt begriff genau, was Ljungdahl glaubte, und das machte auch ihn übellaunig.
Sie trennten sich vor Ljungdahls Wohnung, und Fristedt übernahm den Wagen und fuhr zu seinem Haus in Bromma. Als er ankam, war seine Frau noch auf. Sie hatte Tee in der Thermoskanne, und im Kühlschrank lagen ein paar mit Plastikfolie zugedeckte Butterbrote.
Sie warf einen erstaunten Blick auf die Zeitungen unter dem Arm ihres Mannes. »Steht es so schlecht? Mußt du erst in der Presse nachlesen, was du eigentlich treibst?« fragte sie.
»Nicht was ich treibe. Ich wollte nur sehen, was Näslund seine Jungs schreiben läßt. Irgendwas an der ganzen Geschichte stimmt nicht, und ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwas stimmt nicht.«
Er goß sich Tee ein, während er von der tristen Routine des Tages berichtete. Er sei mit verschiedenen Schriftstücken zwischen Näslund und dem Staatsanwalt der dreizehnten Abteilung des Gerichts hin und her gelaufen. Das sei nötig gewesen, um die bürokratischen Vorschriften für eine Telefonüberwachung zu erfüllen. Der Staatsanwalt habe bei den vier
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