Coq Rouge
Palästina-Aktivisten keine Einwände gehabt, aber das fünfte Telefon gehöre einem der bekanntesten Journalisten des Landes - Fristedt nannte den Namen nicht, und seine Frau fragte auch nicht -, und da habe er plötzlich kalte Füße bekommen. Der Staatsanwalt habe wohl schon vor Augen gehabt, wie Näslund als nächsten Schritt eine Festnahme verlangen würde, und dann würde die Staatsanwaltschaft ja die gesamte Verantwortung übernehmen müssen. Das habe ihn wohl mehr beunruhigt als die Lauschoperation, und mit diesem Quatsch seien der ganze Nachmittag und der frühe Abend draufgegangen.
Fristedt seufzte und begann seine Zeitungen durchzusehen. Er wußte sehr wohl, welcher Journalisten sich die Firma bediente, ignorierte alles andere und suchte gleich nach deren Namen.
Es ging ihm nicht so sehr darum, sich über Dinge zu informieren, die ihm unbekannt waren. Er wollte vielmehr wissen, welches Bild Näslund verbreitete und wie er es aufbaute. Die Journalisten der Firma verbreiteten in Expressen wie in Svenska Dagbladet jeweils die gleiche Version. Die schwedische Botschaft solle von einer bislang unbekannten palästinensischen Terrorgruppe in Beirut telefonisch eine Drohung erhalten haben. Wenn Schweden nicht aufhöre, palästinensische Flüchtlinge auszuweisen, so müsse Schweden mit einer Racheaktion rechnen. Die Artikel betonten, daß Axel Folkesson der Mann gewesen sei, der bei der Säpo entschied, welche Araber auszuweisen seien.
Fristedt grübelte eine Weile. Seine Frau saß ihm gegenüber auf dem Sofa und strickte. Sie wußte, daß er sie brauchen würde.
»Korrigiere mich, falls ich mich irre«, sagte er, »aber ist es nicht ein bißchen komisch, wenn Palästinenser-Organisationen in Beirut den Wunsch haben sollen, daß nach Schweden geflüchtete Palästinenser hierbleiben?
Man sollte doch meinen, daß sie ihre Leute lieber zurückhaben wollen?«
»Schon, sofern sie sie nicht herschicken, um ihre Exil-Organisation aufzubauen«, erwiderte seine Frau, ohne von ihrer Handarbeit aufzusehen.
Fristedt las eine Weile weiter.
»Kannst du mal das Lexikon holen und beim arabischen Alphabet nachschlagen?« brummte er.
Seine Frau erhob sich ohne ein Wort, holte ein Nachschlagewerk und blätterte ein Weilchen.
»Hier ist es«, sagte sie. »Nun?«
»Wie heißt der Buchstabe D auf arabisch?«
»Daal, mit langem a.«
»Das kann natürlich auch eine Übersetzung sein«, knurrte Fristedt, während er die Piranhas im Aquarium seines heranwachsenden und ständig abwesenden Sohns betrachtete.
Der Mann der Firma in der Redaktion von Expressen schrieb, die »Säpo« habe sichere Hinweise darauf, daß eine arabische Terror-Aktion mit der Bezeichnung Plan Dal unmittelbar bevorstehe. Dal, so wurde weiter erklärt, besage nicht viel, da dies nur die arabische Bezeichnung des Buchstaben D sei.
Aber dieser Hamilton hatte doch gesagt, daß es dalet heiße und daß dies die hebräische Bezeichnung des Buchstaben D sei.
»Kannst du jetzt mal das hebräische Alphabet aufschlagen?«
fragte er.
D heißt auf hebräisch dalet. Fristedt war mißmutig; er hatte das Gefühl, in einer Sackgasse gelandet zu sein. Er war derjenige, der in der Ermittlungsgruppe der Firma bislang am wenigsten erreicht hatte.
Appeltoft saß mit sehr gemischten Gefühlen an seinem Küchentisch und las in Akten, die mit einem grünen Geheim-Stempel versehen waren. Das bedeutete, daß normales Fußvolk, dem er sich selbst zugehörig fühlte, normalerweise nicht das Recht hatte, in solche Akten Einblick zu nehmen.
Näslund hatte mit seiner Unterschrift jedoch eine Art Ausnahmegenehmigung erteilt, und das bedeutete, daß der Ermittlungsgruppe der Firma in Sachen Folkesson jetzt die Gunst erwiesen wurde, den Zusammenhang zwischen dem Auslandschef beim Echo des Tages und den vier außerordentlich wohlbewachten jungen Palästina-Aktivisten in Hagersten zu verfolgen.
Näslund hatte das Material in so etwas wie eine schulmeisterliche Ordnung gebracht, und Appeltoft hatte soeben den ersten kleinen Stapel durchgearbeitet. Er mußte sich eingestehen, daß er selbst nicht wußte, was er glauben sollte. Das Ganze schien phantastisch. Bestimmte Zusammenhänge ließen sich jedoch nicht übersehen.
Seit zehn Jahren operierte eine Reihe falscher Journalisten mit linksextremistischer Vergangenheit bei einigen der einflußreichsten Massenmedien des Landes. Sie hatten diese systematisch unterwandert und Schlüsselpositionen erlangt.
Die Unterwanderungswelle hatte
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