Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
die zunehmende Verzweiflung in den Augen des Mädchens sah. Sie war ein zartes Wesen, vermutlich kaum einen Meter fünfzig groß, klein wie ein Reh und schlecht gekleidet. Sie hatte nur das an, was man ihr nach der Festnahme zugeworfen hatte.
    »Aber du sagtest doch …«
    »Ist es sicher, daß du keinen Kontakt mit Folkesson gehabt hast?«
    »Nein, habe ich doch gesagt, nein! Nein, nein, nein und nochmals nein!
    Scheißbullen, gottverfluchte Scheißbullen!«
    Fristedt betrat den Raum, und sie versuchten mit vereinten Kräften, das hysterische Mädchen zu beruhigen. Anschließend brachten sie sie vorsichtig in die Zelle zurück und benachrichtigten den diensthabenden Polizeiarzt, er solle ihr etwas Beruhigendes geben. Dann kehrten sie in ihren Konferenzraum zurück, um die neue Lage zu besprechen. Carl erwartete sie schon ungeduldig, erkannte aber schon an ihrem Gesichtsausdruck, daß das Ergebnis nicht so war wie erhofft.
    »Sie will keinerlei Kontakte mit Folkesson zugeben«, sagte Appeltoft kurz und griff nach der Kaffeekanne. Er überlegte es sich und stellte sie mit einer Grimasse des Abscheus wieder hin.
    »Am schlimmsten ist, ich glaube ihr, ich glaube, daß sie die Wahrheit sagt«, sagte Fristedt.
    »Ich habe einiges andere aus ihr herausbekommen, möge Gott mir verzeihen, was mich genauso glauben läßt, daß sie eine Verbindung mit Folkesson nicht leugnen würde«, erklärte Appeltoft, überlegte es sich noch einmal und goß sich Kaffee ein. Er richtete einen fragenden Blick auf die beiden anderen, die den Kopf schüttelten.
    Anschließend gingen sie die nächsten denkbaren Schritte durch. Unter den Festgenommenen war Hedlund mit der Munition für eine AK 47 offenbar der interessanteste. Aber der mußte erst mal dort sitzenbleiben, wo er saß.
    Aber. Falls es eine Verbindung zu diesen Hehlern oder Dieben in Södertälje gab, war das schon etwas eiliger.
    Es gab zwei mögliche Verfahrensweisen. Sie konnten Näslund benachrichtigen, der vermutlich noch einmal einen Großeinsatz mit kugelsicheren Westen und abgesperrten Straßenblocks inszenieren würde, jedoch erst in vierundzwanzig Stunden. Das war keine glänzende Idee.
    Die zweite Möglichkeit: Sie konnten selbst nach Södertälje fahren und diese Burschen greifen, die jedoch eventuell bewaffnet waren. Auch kein glänzender Gedanke.
    »Überlaßt sie mir«, sagte Carl ruhig und in einem Tonfall, der seine beiden älteren Kollegen überzeugte, daß er nicht zuviel versprach. Außerdem hatten sie beide eine Erinnerung fürs Leben: Carls Darbietung mit der großen ausländischen Automatik-Pistole.
    »Wir fahren alle drei«, sagte Appeltoft.
    »Ich kann nicht, ich muß mir heute abend Punkt zehn einen Tip abholen, und eine zweite Chance kriege ich vielleicht nicht«, bemerkte Fristedt.
    »Das macht nichts«, sagte Carl, »Appeltoft und ich werden auch so mit diesen drei Leuten fertig.«
    Sie schwiegen eine Weile, dann nickte Fristedt.
    Carl ging in sein Zimmer, öffnete den Panzerschrank, schnallte sich Holster und Revolver um und steckte noch zehn Ersatzpatronen in das Innenfutter seiner Hose, in dem sich eine lange Reihe kleiner Fächer befand, die an einen Patronengürtel erinnerten und die ein chinesischer Schneider in San Diego in Carls sämtliche Anzug und Freizeithosen eingenäht hatte, dazu eine größere Stoffhülle im Kreuz.
    Carl prüfte die Sicherung seiner Pistole und steckte sie in die Stoffhülle auf dem Rücken. Er zog die Jacke an, rückte die Krawatte zurecht und steckte sich ein Ersatzmagazin für die Pistole in die Jackentasche, bevor er den Panzerschrank schloß und zu Appeltoft hinüberging.
    Appeltoft hatte unterdessen Adresse und Telefonnummer gefunden und einen Stadtplan von Södertälje aus dem Schrank geholt.
    »Am besten fahren wir gleich los«, sagte er, »denn jetzt werden in den Medien stündlich neue Schreckschüsse abgegeben, und da verschwinden diese Typen vielleicht.«
    Carl fuhr seinen neuen Wagen mit einhundertachtzig Stundenkilometern nach Södertälje. Das war, was Straßenzustand und Gesetz ihm erlaubten.
    Sie nahmen das Mietshaus in Augenschein. Es lag am Rande der Stadt in einem Viertel mit niedrigen, langgestreckten Wohnhäusern. Die drei Araber wohnten im zweiten Stock am Ende eines der Häuser. In der Wohnung brannte Licht; gelegentlich waren mindestens zwei Personen zu erkennen.
    Das Haus hatte keinen Dachboden. Folglich gab es nur eine Möglichkeit, hineinzukommen, und nur einen Fluchtweg.
    »Keller wird es in

Weitere Kostenlose Bücher