Coq Rouge
kommt?«
»Darauf will ich nicht antworten, habe ich doch gesagt.«
»Und das Vorhandensein einer Streichholzschachtel mit Haschisch in deiner Wohnung willst du auch nicht erklären?«
»Nein.«
»Na schön, damit wird das Verhör für heute beendet. Uhrzeit 14.41.«
Dann erhob sich Fristedt eilig und tat, als wollte er nach dem Mädchen greifen, und als er sie scheinbar nicht erwischte, ging er plötzlich wie im Zorn aus dem Zimmer, wobei er Appeltoft schnell zunickte.
Appeltoft wartete eine Weile, bevor er anfing.
»Du verstehst«, sagte er, »wir gehen allen Spuren nach, die wir im Moment zu fassen bekommen, kleinen wie großen, wir gehen einfach allem nach.
Mögen dies auch Kleinigkeiten sein, wir sollten sie trotzdem klären, damit du nach Hause kommst und wir zu wichtigeren Dingen übergehen können?«
»Was sollen wir denn überhaupt angestellt haben?« fragte sie und sah Appeltoft zum erstenmal in die Augen. »Ihr glaubt doch nicht, daß wir etwas mit diesem Polizisten zu tun haben. Warum habt ihr uns überhaupt festgenommen?«
»Es kann ja sein, daß wir auf der falschen Fährte sind, und du weißt, wie groß die Aufregung ist, wenn es um einen erschossenen Polizisten geht.
Aber wenn du uns diese Dinge erklären kannst, werde ich dafür sorgen, daß du nach Hause kommst.«
»Sicher?«
»Aber ja«, log Appeltoft mit einer Routine, die ihm dennoch Gewissensbisse machte, »wenn wir diese Kleinigkeiten aus der Welt schaffen, sehe ich keinen Grund, dich noch länger festzuhalten.«
»Ja, aber wenn ich jemanden verpfeife …«
»Es braucht nicht herauszukommen. Im Augenblick führen wir nur ein Gespräch. Das Verhör ist zu Ende.«
»Ja, aber es ist so furchtbar unangenehm.«
»Hör mal. Du solltest nicht so denken. Du sitzt in der Tinte, und deine Freunde auch. Aber hilf uns dabei, diese kleine Sache aufzuklären, dann können wir uns wieder wichtigeren Dingen zuwenden. Weißt du, woher das Hasch und diese Stereoanlage kommen?«
»Ich wollte nicht, daß wir die kaufen. Ich sagte, du kannst Gift darauf nehmen, die ist gestohlen, denn er ist so ein Typ, dieser …«
»Ja, wer denn?«
»Das will ich nicht sagen.«
»Du schaffst dir nur selbst Probleme. Und außerdem haben wir ja deine Mutter …«
Der Hinweis auf die armen Eltern war ein Standardkniff. Aber Appeltoft spürte den Ruck an der Angelschnur, und er spürte noch mehr, daß er neue Spuren und Erkenntnisse brauchte, und wenn er dazu buchstäblich eine kleine weinende Mutter ins Zimmer führen mußte.
»Weiß Mama von …?«
»Ja, davon gehe ich aus. Aber du kannst schon heute wieder bei ihr sein und erklären, daß es nichts Schlimmes war, wenn du mir nur ein bißchen hilfst.
Dann werde ich dir helfen, das verspreche ich.«
»Ist es sicher, daß nicht rauskommt, daß ich es gewesen bin?«
»Ja, das ist sicher, das bleibt unter uns.«
»Aber er ist ein gefährlicher Typ, der läuft mit Waffen herum, ich weiß nicht …«
»Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, davor können wir dich schützen. Ist er Palästinenser?«
»Mmh.«
»Wo wohnt er?«
»In Södertälje.«
»Wohnt er allein?«
»Nein, er teilt die Wohnung mit zwei Libanesen. Aber mit denen haben wir nichts zu tun gehabt. Er hat einen Bruder, der bei der Palästina-Gruppe in Södertälje mitmacht, und es war so … obwohl er selbst nicht zu uns gehört.
Wir wollen mit solchen Leuten nichts zu tun haben.«
»Was meinst du damit?«
»Nun ja, mit Verbrechern, wir sind keine Verbrecher.«
»Wo in Södertälje wohnt er?«
»Granövägen heißt die Straße, glaube ich, das ist ein Viertel mit vielen Ausländern.«
»Wie heißt er?«
»Ich weiß nicht, ob ich das sagen soll …«
»Wir wollen doch nicht ganz Granövägen auf den Kopf stellen, um die Wohnung zu finden, es ist doch besser, wir erledigen das etwas diskreter.
Du weißt ja selbst, wie es sonst geht.«
»Abdelkader Mashraf … aber sein Bruder hat mit seinen Geschäften nichts zu tun.«
»Aha, es steht also Mashraf an der Tür?«
»Ja, ich glaube, es ist seine Wohnung, er wohnt da schon seit mehreren Jahren. Diese Libanesen wohnen nicht so lange da.«
»Und sie sind bewaffnet?«
»Ja. Aber sag nicht, daß ich was gesagt habe.«
»Nein, das Versprechen kann ich wirklich halten.«
»Komme ich jetzt raus?«
»Ich werde sehen, was ich tun kann, aber der Staatsanwalt muß entscheiden.
Im Augenblick müssen wir erst mal in die Haftzelle zurück.« Appeltoft fühlte sich wie ein Verbrecher, als er
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