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Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Titel: Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Barbour
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würde sehr gern die Erklärung hören, Miss Tate, die Sie sich zweifellos in der Zwischenzeit zurechtgelegt haben.«
    Gillian empfand den gänzlich unvernünftigen Drang, Lord Cordray eine Ohrfeige zu verpassen, um ihm das breite Lächeln aus dem Gesicht zu wischen. Wie konnte er es wagen! Mitten in der Nacht hatte er einen Ausflug unternommen und ihre Pläne, den Onkel vor dem Ruin zu bewahren, kaputtgemacht. Er hatte sie gezwungen, ihn zu begleiten, und nun verlangte er eine Erklärung! Sie wusste, ihre Wut beruhte auf Angst und der Erkenntnis, dass sie selbst an ihren Schwierigkeiten schuld war, doch sie ließ sie auflodern und gab sich den Anschein hehrer, wenn auch ungerechtfertigter moralischer Entrüstung.

    »Ich bin Ihnen keine Erklärung für mein Benehmen schuldig, Mylord«, stieß sie hervor.
    »Vielleicht nicht, aber ich glaube, dass Sie mir eine geben werden. Es stört mich, das zu erwähnen, Miss Tate, doch in diesem Moment sind Sie in meiner Gewalt. Ich denke, Sie stimmen mir zu, dass ich Ihnen das Leben äußerst unangenehm machen kann. Im Moment habe ich nicht die Absicht, das zu tun, aber… nun, ich habe Sie auf frischer Tat dabei ertappt, wie Sie etwas aus dem Magdalene College gestohlen haben.«
    »Gestohlen!« Vor Schreck blieb Gillian der Mund offen stehen. »Gestohlen! Ich habe nichts Derartiges getan. Wie können Sie so etwas auch nur denken? Ich habe nie…«
    »Bitte, Miss Tate.« Christopher blickte auf die Tasche, die unter ihrem Mantel zu sehen war. »Zu welcher anderen Schlussfolgerung sollte ich kommen? Ich habe Sie mitten in der Nacht in das College schleichen und wieder herauskommen sehen. Sie haben eine pralle Tasche bei sich, die… nun, nein, sie ist nicht prall«, gab er zu, als Miss Tate sie hervorzog und ihm hinhielt.
    »Nie im Leben habe ich etwas gestohlen«, entrüstete sie sich und drückte die Tasche gegen Lord Cordray, bis er fast rückwärts vom Baumstamm gefallen wäre. »Bitte, untersuchen Sie sie, Mylord. Sie werden feststellen, dass sie leer ist.«
    Er untersuchte die Tasche und schaute dann verwirrt Miss Tate an. »Verbergen Sie die Bände irgendwo anders?
    Ich begreife nicht…« Er starrte lange auf Miss Tates zorniges Gesicht.
    »Bitte, setzen Sie sich, Miss Tate. Und verzeihen Sie mir, falls ich Sie gekränkt habe. Vielleicht bin ich zu einer ungerechtfertigten Schlussfolgerung gelangt, aber…«
    Gillian ließ sich neben Seiner Lordschaft auf den Baumstamm fallen und gab einen Seufzer von sich, der aus ihrem tiefsten Innern zu kommen schien. »Aber was hätten Sie anderes denken können?« fragte sie. »Ist Ihnen klar, dass ich diejenige war, die Sie in der Nacht Ihrer Ankunft auf Wildehaven sahen?«
    Christopher schmunzelte. »Ich war nicht sicher, doch die Liste verdächtiger Nachbarn war beklagenswert kurz. Und dann habe ich Ihren Kamm gefunden.« Er wandte sich Miss Tate zu und ergriff ihre Hand. »Ich weiß, ich kann nicht von Ihnen verlangen, mir zu vertrauen, aber würden Sie mir bitte erzählen, was hier los ist?«
    Gillian erwiderte seinen Blick. Selbst im schwachen Laternenlicht hatten seine grünen Augen einen ganz eigenen Glanz bekommen, und sie merkte, dass ihr Herz schneller schlug.
    »Natürlich haben Sie Recht«, antwortete sie so sachlich wie möglich. »Mein Ausflug zum College heute Nacht betraf Pepys’ Tagebuch. Aber ich bin nicht hingeritten, um es zu stehlen. Ich wollte es zurückbringen.«
    »Zurückbringen!« Das Erstaunen in Christophers Augen verwandelte sich langsam in beginnendes Begreifen.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sir Henry…«
    »Ja«, äußerte Gillian kläglich. »O Christopher, er ist ein so guter Mensch, aber er scheint des Tagebuches wegen vollkommen aus den Fugen geraten zu sein. Er hat stets Herausforderungen gemocht, die Möglichkeit, seine Fähigkeiten und seine Genialität unter Beweis zu stellen.
    Manchmal glaube ich, dass das der eigentliche Grund für diese absurde Schrulle ist. Er hat sich das ganze letzte Jahr mit allen Kräften auf die Übersetzung geworfen, und als man ihm die Bände vorenthielt, glaubte er, der einzige ihm offen stehende Weg sei, sie aus der Bibliothek zu holen, sie zu… zu stehlen, genauer gesagt.«
    »Und Sie haben sie zurückgebracht«, murmelte Christopher fasziniert. »Großer Gott, Gillian! Sind Sie sich des Risikos bewusst, das Sie auf sich genommen haben?«
    »Ja, natürlich bin ich das. Aber welche Alternative hatte ich denn? Hätte man das Verschwinden bemerkt, wäre Onkel

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