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Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Titel: Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Barbour
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zutiefst erniedrigt. Du lieber Gott, der Mann hatte in ihrem Haus einen Angriff auf ihre Tugend unternommen, und sie hatte nichts getan, um ihn zu entmutigen. Im Gegenteil! Sie hätte sich beinahe auf den Fußboden fallen lassen, damit Christopher sie dort besitzen konnte. Sie hatte sich wie ein loses Frauenzimmer aufgeführt und sich in ihrem Verlangen wie die Sünde selbst an ihm gewunden und gestöhnt. Was müsste er von ihr denken?
    Von noch größerer Wichtigkeit war natürlich, was sie von sich hielt. Sie entfernte sich von Christopher und versuchte vergebens, sich die Frisur zurechtzudrücken, das in Unordnung geratene Kleid zu richten.
    »Ich muss…«, begann er erneut in sprödem Ton.
    »Nein!« rief sie klagend. »Bitte! Gehen Sie nur!«
    Mehr hätte sie nicht äußern können. Sie wirbelte herum und rannte fort.
    Er starrte ihr noch einen Moment lang hinterher, ging dann unsicher zur Hintertür und begab sich in die kühle Nachtluft. Er kannte Miss Tate zwar erst kurze Zeit, und seine Beziehung zu ihr war mehr oder weniger so gewesen wie die zu jeder anderen Frau, herzlich und im Allgemeinen mit der Erwartung verbunden, eine zufrieden stellende Liaison eingehen zu können. Es sei denn, dass die Liaison bereits beendet und man sich gegenseitig freundschaftlich verbunden geblieben war. Bei keiner seiner früheren Beziehungen hatte er jedoch dieses Gefühl der inneren Beteiligung erlebt wie bei Miss Tate. Er genoss es einfach, mit ihr zusammen zu sein. Er mochte ihren Witz, ihre Herzenswärme, ihre Intelligenz und diese undefinierbare Anmut des Geistes, die sich in ihren bemerkenswert klaren Augen ausdrückte.
    Er sattelte Zeus und schwang sich auf das Pferd. Das ist lächerlich! tadelte er sich. Gillian ist nur eine Frau. Gewiss, eine unter ihren Geschlechtsgenossinnen herausragende Frau, aber dennoch bestand kein Grund für solche gedanklichen Schwafeleien.
    Er schlug Zeus die Zügel auf den Hals und ritt vom Stallhof.
    8. KAPITEL
    Anderentags brachte Gillian es fertig, die täglichen Routinearbeiten einigermaßen ruhig zu verrichten. Sie befand sich im Küchengarten und betrachtete voller Stolz die säuberlichen Reihen mit frisch eingesätem Gemüse.
    »Durch grüne Täler, Ceres’ goldene Herrschaft…«
    Gillian wirbelte beim Klang der tiefen Stimme hinter sich herum, und im Nu war es um ihre so hart erkämpfte Gelassenheit geschehen. Aber es gelang ihr, unbekümmert zu lachen. »Nun, wie Sie sehen, wird das Getreide etwas weiter weg von hier angebaut, aber zumindest…« Mit einer weit ausholenden Geste nahm sie Bezug auf Lord Cordrays Zitat und deutete auf ein Beet, in dem ein kleines Steckschild die Bepflanzung mit Erbsen auswies.
    »Ah, Sie kennen sich mit Herricks Werken aus.«
    Sie betrachtete das Gesicht des Earl, konnte jedoch kein Anzeichen darin finden, dass er sich an den nächtlichen KUSS als etwas Besonderes erinnerte. »Robert Herrick«, erwiderte sie sachlich. »Geboren 1591 in Cheapside, gestorben 1674. Ein weiterer Absolvent des Trinity College.
    Erlauben Sie mir, offen zuzugeben, dass meine Kenntnis seiner Werke nur auf zufälliger Bekanntschaft beruht, denn ich glaube nicht, dass ich je eines seiner Bücher gelesen habe. Man lebt nicht im Haushalt Onkel Henrys, ohne etwas über jeden Dichter aus der Zeit der Restauration mitzubekommen, der je ein Wort zu Papier gebracht hat.«
    Sie hielt inne, doch Lord Cordray machte keine Anstalten, an ihr vorbei ins Haus zu gehen.
    »Sie sind heute früh«, platzte sie gedankenlos heraus.
    »Das heißt, ich meinte nicht… Sie sind natürlich jederzeit willkommen, aber…« Sie hielt inne und verwünschte sich im Stillen für ihr hirnloses Gestammel.
    Zu ihrer großen Erleichterung erschien in diesem Moment Tante Louisa in der offenen Küchentür. Beim Anblick Lord Cordrays lächelte sie erfreut.
    Sie hatte Gillians Bemerkung gehört und versicherte dem Earl nun warmherzig: »Natürlich ist es für einen Besuch nicht zu früh. Wir freuen uns immer, Sie zu sehen.
    Sie essen doch mit uns zu Mittag, nicht wahr?«
    »Eigentlich bin ich hergekommen, Madam, um die Tagebücher zu holen und ins Magdalene College zurückzubringen, wie ich es dem Rektor versprochen habe. Natürlich werde ich zwei weitere Bände herbringen. Daher hoffe ich, dass Sir Henry keine Schwierigkeiten machen wird.«
    »Natürlich nicht«, erwiderten Tante Louisa und Gillian gleichzeitig. »Im Gegenteil«, fuhr Tante Louisa fort, »er hat erst heute Morgen gesagt, er nähme an, dass

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