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Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Titel: Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Barbour
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hatte ich den Eindruck, dass Sie die Anstrengungen sogar genossen haben.«
    Überrascht schaute Christopher Miss Tate an. »Ja«, bestätigte er nachdenklich. »Irgendwie stimmt das.«
    Er starrte einige Augenblicke ins Leere, und Gillian wurde sich der Intimität der Situation bewusst. Die sie umgebende Stille wurde nur durch das Knacken der verbrennenden Scheite unterbrochen. Gillian sah eine Fülle von Regungen sich in Christophers Miene widerspiegeln, und es kam ihr vor, als seien sie beide in diesem Moment ganz allein in ihrer Welt.
    Prüfend schaute sie Lord Cordray an. Was sah sie in seinem Gesicht? Eine gewisse Intensität und den Ausdruck von Bewusstheit. Aber wessen war der Earl sich bewusst?
    »Wissen Sie, Christopher«, fuhr sie fort, »ich frage mich, ob ich heute den wahren Earl of Cordray zu Gesicht bekommen habe und ob der sorglose, vergnügungssüchtige Libertin, den ich bis jetzt gekannt habe, so charmant er auch sein mochte, nur Makulatur ist, eine Rolle, die Sie sich zugelegt haben.«
    Er schaute Miss Tate an. »Vergnügungssüchtiger Libertin!« Er lachte. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht als Kompliment aufzufassen ist.« Sogleich wurde er ernst. »Nein, natürlich haben Sie das nicht als Kompliment gemeint. Dafür hätten Sie wenig Veranlassung. Ich habe mich wohl kaum von meiner liebenswerten Seite gezeigt, nicht wahr?«
    Er stand auf und ging vor dem Kamin auf und ab.
    »Aber Sie haben Recht. Eigentlich habe ich bis heute nicht gemerkt, wie sehr ich mich verändert habe. Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich war, als…« Abrupt hielt er inne, ließ sich neben Miss Tate in einen Sessel fallen und sah sie eindringlich an.
    »Ja, ich war anders. Nicht, dass ich mich als einen mustergültigen Gentleman einschätzen würde. Ich war ein leichtfertiger Bursche, als ich meinen Vater bedrängte, mir ein Offizierspatent zu kaufen. Ich fand, es müsse ein wunderbares Abenteuer sein, am Kreuzzug gegen das korsische Monstrum teilzunehmen. Mein Vater meinte, ich müsse lernen, fester auf den Beinen zu stehen, und fand daher, der Dienst in der Armee wäre genau das Richtige, um mir das beizubringen. Doch die Sache war kein glorreiches Abenteuer«, flüsterte Christopher. »Es war die reinste Hölle, und als ich nach England zurückkam, war ich ein ganz anderer Mensch.
    Wissen Sie«, fügte er zögernd hinzu, »ich habe mich nie für einen dieser übersensiblen Burschen gehalten, die angesichts eines im Wald verwelkenden Veilchens in Tränen ausbrechen oder die Farbe verlieren, wenn sie sich in den Finger geschnitten haben, aber im Verlauf der ersten Schlacht, an der ich teilnahm, dem Gefecht vor Ciudad Rodrigo, war ich vor Angst fast von Sinnen.«
    »Das ist doch normal, vor allem bei einem so jungen Menschen.«
    »Ja, ich nehme an, Sie haben Recht. Aber natürlich schämte ich mich meiner Angst und bemühte mich, sie zu bewältigen. Das habe ich geschafft. Zumindest ist es mir gelungen, sie so weit zu unterdrücken, dass ich meinen Pflichten als Soldat nachkommen konnte. Nein«, setzte er leise hinzu, »nicht so sehr meine Angst davor, einen schrecklichen Tod erleiden zu müssen, hat mir den Krieg zur Hölle auf Erden gemacht, sondern vielmehr der Anblick der Sterbenden. Miterleben zu müssen, wie Männer, von denen viele meine Freunde waren, mit unbeschreibbarer Grausamkeit getötet wurden…« Plötzlich hielt Christopher inne. Sein Gesicht war bleich. »Verzeihen Sie mir, Gillian. Ich weiß nicht, was mich veranlasst hat, über solche Dinge in Gegenwart einer Frau zu reden.«
    Gillian konnte kaum sprechen, weil sie innerlich so bewegt war, griff jedoch nach seiner Hand. »Bitte, Christopher! Jetzt ist der falsche Augenblick für Rücksichtnahme. Ich glaube, Sie müssen sich über diese Dinge aussprechen, und… ich bin hier. Bitte! Bitte, reden Sie weiter.«
    Christopher schilderte ihr, unter welch grässlichen Umständen ein neben ihm kämpfender Mann vor Orthez umgekommen war.
    »Du lieber Gott!« flüsterte Gillian, und heiße Tränen rannen ihr über die Wangen. »An wie vielen Schlachten waren Sie beteiligt?« erkundigte sie sich mit brüchiger Stimme.
    »Das habe ich nie nachgezählt, aber ich nehme an, es waren sieben oder acht, die kleineren Scharmützel nicht mitgerechnet.« Christopher seufzte. »Wir haben die Bilder des Schreckens dann wahlweise im Alkohol zu ertränken versucht oder sie beim Spiel betäubt, bei ausufernden Eskapaden, in den Armen von Frauen einer bestimmten

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