Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika
Hölzern umgab ihn, der sie ziemlich aus der Fassung brachte.
»Anscheinend habe ich mich doch nicht klar genug ausgedrückt, Miss Darby.« Sein Tonfall war tödlich.
Tessa vergaß seinen männlichen Duft.
»Ganz im Gegenteil, Sir. Sie sagten, ich könne tun, was mir beliebt, und ich sagte, ich…«
»Miss Darby…«, die dunklen Augen des Earls wurden schmal, »… ich werde nicht dulden, dass Sie sich wie ein Wildfang benehmen. Solange Sie in diesem Haus wohnen, werden Sie genau das tun, was ich Ihnen sage, sonst werde ich…«
Mit blitzenden Augen warf Tessa die Haare zurück. »Was sonst? Werden Sie mich auf mein Zimmer verbannen?« Ihr lag schon die Bemerkung auf der Zunge, dass sie das früher auch nicht aufgehalten hatte.
Lord Penwycks kräftige Finger umklammerten weiterhin ihren Oberarm, und sein Kinn spannte sich an.
Schließlich sagte er: »Wenn wir vermeiden wollen, dass zwischen unseren Ländern erneut Krieg ausbricht, Miss Darby, schlage ich vor…«
»Ich bin ebenso englisch wie Sie, Sir! England ist meine Heimat, und ich weigere mich, für meine Handlungen um Erlaubnis zu bitten.«
Die Nasenflügel des Earls bebten vor Zorn.
Die beiden standen sich eine ganze Weile gegenüber.
Dann sagte Lord Penwyck: »Meiner Mutter zuliebe, Miss Darby, bitte ich Sie inständig, von politischen Aktivitäten abzusehen, während Sie bei uns wohnen.«
Tessa atmete tief durch. Sie konnte einfach nichts Falsches sehen an ihrem Vorhaben oder an dem, was sie am Nachmittag getan hatte. Ganz im Gegensatz zu Seiner Lordschaft. Obwohl Lady Penwyck ein wenig oberflächlich schien, mochte Tessa die ältere Frau wirklich gern und wollte sie nicht verärgern. »Also gut«, murmelte sie schließlich. »Ich werde im Park keine Flugschriften mehr verteilen.«
Lord Penwycks fester Griff lockerte sich ein wenig. Dann ließ er sie ganz los und trat zurück. Bei der Bewegung wehte Tessa wieder der angenehme Holzgeruch um die Nase. Sie sog den betörenden Duft tief in sich ein und atmete dann rasch wieder aus, wie um alle Spuren seiner Nähe zu tilgen.
Der arrogante Aristokrat mochte sie diesmal dazu gebracht haben, gegen ihren Willen zu handeln, doch das bedeutete nicht, dass sie ihren Traum aufgab. Sie war eben einfach gezwungen, einen neuen Weg zu finden, um ihre Pläne voranzutreiben, einen unauffälligen Weg, den er nicht bemerken würde.
Nachdem sein Zorn ein wenig verraucht war, ließ Lord Penwyck seine Kutsche vorfahren. Er war davon überzeugt, dass er die dreiste Miss Darby in ihre Schranken verwiesen hatte und sie genau das tun würde, was er ihr sagte. Schließlich war sie eine Frau, und auch wenn manche Frauen meinten, ein wenig Widerstand zeigen zu müssen, gehorchten sie früher oder später doch immer. Das entsprach dem Lauf der Welt.
Die Frau war dem Manne Untertan. Penwyck war stolz darauf, wie er die Situation gemeistert hatte. Er hatte Miss Darbys Narretei im Keim erstickt und damit wieder einmal eine Katastrophe abgewendet.
Er war fast unbeschwert, als er eine Viertelstunde später in der St. James’s Street aus der Kutsche stieg und im altehrwürdigen Herrenclub Brook’s Einlass begehrte. Für heute Abend stand nur noch ein Punkt auf seiner Liste: seinen guten Freund Lowell Ashburn von der wahren Identität des Gastes seiner Mutter in Kenntnis setzen und ihn bitten, strenges Stillschweigen zu wahren. Nicht auszudenken, wenn der ton erfuhr, seine Mutter, die allseits beliebte und geachtete Countess Penwyck, wolle den Wildfang aus dem Hyde Park in die Gesellschaft einführen.
Der Butler von Brook’s grüßte Lord Penwyck mit einem fast unmerklichen Nicken und nahm ihm schweigend Überrock, Spazierstock und schwarzen Kastorhut ab.
Penwyck betrat die Clubräume und entdeckte Mr.
Ashburn im Gespräch mit ein paar Herren. Als er Lord Penwyck sah, entschuldigte er sich und kam auf seinen Freund zu. »Hallo! Wie ich hörte, ist die junge Dame aus Amerika eingetroffen. Ist sie hübsch?«
Der Earl zuckte zusammen. Nicht zum ersten Mal hatte sein Freund ihn mit seinem Wissen um den neuesten Klatsch überrascht. Oft kam es ihm gar so vor, dass Ashburn, der dritte Sohn eines verarmten Barons, ebenso viel über die Angelegenheiten anderer Leute wusste wie diese selbst. Nachdem er die Fassung wiedererlangt hatte, fragte Penwyck: »Könnte ich dich mal kurz unter vier Augen sprechen, Ashburn?«
Mr. Ashburn zuckte mit den Schultern. »Selbstredend.«
Penwyck ging voran zu zwei Sesseln, die vor dem Kamin
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