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Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Titel: Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merilyn Clay
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hatte, hatte sie sich gedacht, wenn der Bericht der jungen Frau sie zu Tränen rührte, hätte er gewiss auch dieselbe Wirkung auf Lady Penwyck, die dann wiederum ihren Freundinnen davon erzählen würde.
    »Harrison, mein Lieber«, rief Lady Penwyck wieder aus,
    »unsere Miss Darby hat wirklich eine lebhafte Phantasie!
    Sie hat eine wunderbare Erzählung geschrieben!«
    Tessa zuckte zusammen, als Lady Penwyck ihr ein strahlendes Lächeln schenkte. »Ich möchte fast sagen, dass ihre Geschichte genauso dramatisch und unterhaltsam ist wie etwas, was sich Mrs. Radcliffe erdacht hat!«
    Ausgedockt! wiederholte Tessa im Stillen empört. Sie hatte doch keinen Zweifel daran gelassen, dass die Geschichte wirklich passiert war! Die arme Frau war nach England unterwegs gewesen, weil sie Nachricht erhalten hatte, dass zwei ihrer drei Kinder, für deren Unterhalt sie nicht aufkommen konnte und die sie daher gezwungenermaßen der englischen Obrigkeit hatte übergeben müssen, zur Arbeit in eine Baumwollspinnerei geschickt worden und dort gestorben waren.

    Die völlig verstörte Frau hatte Tessa berichtet, dass ihre kleinen Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen, um fünf Uhr morgens auf dem Posten zu sein hatten und den ganzen Tag, manchmal sogar die ganze Nacht lang arbeiten mussten und nur zweimal am Tag eine halbe Stunde Essenspause bekamen. Tessa hielt das für verabscheuungswürdig und hoffte, der Sache würde irgendwie ein Ende bereitet, wenn die schreckliche Wahrheit an die Öffentlichkeit drang.
    Gewiss, sie hatte ihren Essay gestern Abend im Zorn begonnen, voll Rachsucht ob der ungerechten Beschuldigungen, mit denen Lord Penwyck sie überschüttet hatte.
    Doch beim Schreiben hatte sich ihre Empörung rasch wieder gegen den Missbrauch hilfloser Opfer gerichtet, deren Stimmen nicht gehört wurden.
    Wenn nicht irgendjemand von ihrem Schicksal berichtete, wenn sich nicht irgendwer für sie einsetzte, würde nichts geschehen, um ihr Elend und ihr Leiden zu lindern. Das konnte Tessa nicht dulden. Die Wahrheit musste einfach ans Licht kommen, und obwohl Lord Penwyck es falsch von ihr fand, dass sie diesen schutzlosen Frauen und Kindern helfen wollte, musste sie es tun. Sie musste es einfach!
    Bis eben noch hatte sie gedacht, sie hätte bei Lady Penwyck einen ersten Erfolg erzielt, doch anscheinend war dem nicht so. Ihr sank der Mut, als die Countess sagte: »Ich habe alle Romane von Mrs. Radcliffe gelesen.«
    Tessa warf Lord Penwyck rasch einen Blick zu. Er stand vor der Anrichte und häufte Räucherhering, Rühreier und gebutterten Toast auf seinen Teller. Als er sich am Kopfende des Tisches niederließ, trat ein Diener vor und goss ihm aus einer silbernen Kanne Kaffee ein.
    »Wenn du deine Geschichten veröffentlichen möchtest, meine liebe Tessa«, fuhr Lady Penwyck fort und schob den Papierstapel sorglos beiseite, »musst du es natürlich unter Pseudonym tun. Ich glaube nicht, dass eine junge Dame Schriftstellerin sein kann. Stimmt’s, mein lieber Harrison?«
    Sie sah ihren Sohn fragend an, der nun, wie Tessa feststellte, reichlich verwirrt dreinblickte.
    Schwungvoll breitete er die feine Leinenserviette über seinen Schoß. »Ganz recht, Mutter.« Er schenkte Tessa einen unschuldigen Blick. »Demnach haben Sie literarische Ambitionen, Miss Darby?«
    Tessa presste die Lippen aufeinander. Sie hatte nicht vor, die Frage dieses schrecklichen Menschen zu beantworten.
    Seine Mutter mochte ja wirklich nicht wissen, dass die Geschichte der Wahrheit entsprach, aber er wusste es bestimmt. Er wollte sie nur provozieren. Er war verachtenswert, noch verachtenswerter als ihr Stiefvater.
    Sie warf Lady Penwyck einen flehentlichen Blick zu, zuckte gleich darauf jedoch innerlich zusammen: Die Countess hatte doch tatsächlich ihre Teetasse auf ihrem sorgsam komponierten Essay abgestellt. Es zeichnete sich bereits ein feuchter Fleck ab, in dessen Bereich alles unrettbar verloren war.
    »… will Tessa heute Morgen zum Einkaufen mitnehmen«, sagte Lady Penwyck gerade, die schon wieder bei einem anderen Thema war, »und dann auf meine diversen Nachmittagsvisiten. Ich freue mich ja schon so auf unser Abenteuer!« Mit einem fröhlichen Lachen griff sie nach der Teetasse, verfehlte den Henkel und stieß sie um. »Du liebe Zeit!«
    Tessa sprang auf, um ihren Essay zu retten, doch es war zu spät. Die Seiten waren durchweicht und vollkommen unleserlich.
    »Ach herrje!« Lady Penwyck lachte verlegen. Tessa sah zu, wie ein Diener die tropfenden

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