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Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Titel: Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merilyn Clay
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einer Schenke gewesen, und so präsentierte das »Hog’s Ear«, eine Spelunke am Rand des berüchtigten Gaunerviertels »Seven Dials«, einen Anblick, den sie sich in ihren wildesten Träumen nicht hätte vorstellen können.
    Sie und Deirdre hielten sich nah bei Jeffrey, als sie den geräuschvollen, rauchgeschwängerten Raum betraten. In der Schankstube drängten sich fette, unrasierte Kaufleute, bleiche Frauen mit gelben Zähnen und magere Jungen, deren Kleidung aus dem Fundus des Lumpensammlers zu stammen schienen. Der Geruch nach ungewaschenen Leibern und Bier ließ Tessa zurückzucken, doch es gelang ihr, den Ekel zu unterdrücken. Nicht so einfach war es, die derben Bemerkungen zu ignorieren, die Deirdre und ihr entgegenschallten.
    »Das sind mir aber mal zwei hübsche Fräuleins. Von denen lass ich mich gern bedienen!«
    Tessa zog ihren Mantel enger um sich, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnten.
    »Achte nicht darauf«, hörte sie Jeffrey zu Deirdre sagen.
    »He, bleibt da!« schrie ein betrunkener Kerl lüstern.
    »Halt’s Maul und trink dein Ale«, rief eine Kellnerin, die soeben ein Tablett mit Zinnkrügen anschleppte. Einen davon knallte sie vor dem Betrunkenen so hart auf den Tisch, dass das Bier herausschwappte. »Die würden einen wie dich nicht geschenkt wollen.«
    »Dann lass ich mich halt von dir bedienen!« rief er und zog das fast barbusige Schankmädchen auf seinen Schoß.
    Ihr lautes Protestgeschrei ging im brüllenden Gelächter der Tischnachbarn unter.
    Tessa und die Randalls eilten an ihnen vorbei und atmeten erst auf, als sie den Nebenraum erreicht hatten.
    Tessa öffnete den Mantel, voll Vorfreude auf eine anregende Debatte mit Gleichgesinnten. Doch es sollte anders kommen.
    Binnen wenigen Minuten füllte sich der fensterlose Raum mit derselben Sorte Menschen, wie sie im Schankraum saß.
    Der einzige Unterschied, den Tessa entdeckte, bestand darin, dass sie noch nicht sternhagelvoll waren.
    Zwei Schankmädchen beeilten sich, diesem Umstand abzuhelfen, und stellten schäumende Bierkrüge auf die Tische. Es dauerte nicht lange, bis es im Nebenraum ebenso laut und ungehemmt zuging wie in der Schenke.
    Randall führte die beiden Damen zu einem Tisch im hinteren Teil des Nebenzimmers und entschuldigte sich, um mit einem gut gekleideten Herrn am anderen Ende des Raums zu sprechen. Tessa vermutete in ihm den Redner des heutigen Abends und reckte den Hals, um Mr. Cobbett zu suchen, doch es hatte keinen Sinn, der Raum war viel zu voll. Sie entdeckte ein paar Männer, die an der Wand lehnten und ruhig miteinander redeten oder nur das Tohuwabohu um sich herum betrachteten, während sie auf den Beginn der Veranstaltung warteten.
    »Ich glaube nicht, dass wir lange bleiben werden«, sagte Deirdre besorgt zu Tessa. »Das hier scheint nicht gerade…«
    Ihre Stimme verklang.
    Tessa bemühte sich, unbefangen zu erscheinen, doch auch sie schüchterte die Umgebung ein. Sie hatte etwas ganz anderes erwartet.
    Schließlich stieg einer der Herren auf einen Stuhl und rief die Versammlung zur Ordnung. Es wurde ein wenig ruhiger.
    »Wir sind hier zusammengekommen, um eine Petition…«
    »Alle Männer sollten wählen dürfen, nicht bloß die reichen!« rief jemand dazwischen.
    »Genau! Nicht bloß die Grundbesitzer!«
    Der Vorsitzende stieg vom Stuhl und begann mit einem Bierkrug auf den Tisch zu hämmern. »Ruhe! Ruhe! Ich habe gute Nachrichten!«
    Jeffrey beugte sich vor und sagte zu Deirdre und Tessa:
    »Er versucht ihnen zu sagen, dass in Oldham und Middleton neue Arbeitervereine gegründet wurden.«
    Der Redner rief: »Wenn wir Verstärkung aus Lancashire und anderen industriellen Gegenden bekommen, werden wir…«
    »Wir brauchen nicht noch mehr Vereine! Wir wollen das Wahlrecht!«
    »Das Wahlrecht!«
    Plötzlich ertönte ein lautes Krachen, worauf die beiden Damen erschrocken zusammenzuckten. Im nächsten Moment brach die Hölle los: die Menge schrie, tobte und drohte mit den Fäusten. Im Nu waren Tessa und Deirdre auf den Beinen. Jeffrey führte die beiden Frauen in den Schankraum, wo es ebenso hoch herging wie im Nebenzimmer. Als sie den Eingang der Schenke erreichten, wurde plötzlich die Tür aufgerissen. Tessa keuchte auf vor Erleichterung und Schrecken, als sie Lord Penwyck hereinstürmen sah.
    »Gott sei Dank, Sie sind in Sicherheit«, knurrte er.
    In diesem Moment ergoss sich der zornige Mob aus dem Nebenzimmer in den Schankraum, wo sich ihr Gebrüll und ihre groben Verwünschungen

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